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My Ugly Clementine

Andreas Wörister / subtext.at

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Stream Festival: Endlich wieder Lautstärke!

Am Freitagabend stand nicht nur der Posthof Linz ganz im Zeichen guter Livemusik, sondern gleich das ganze Internet: Bei der virtuellen Livestream-Edition des Festivals haben My Ugly Clementine, Miss BunPun, Soia und Inner auf der FM4 Bühne die Verstärker endlich wieder aufgedreht.

Von Michaela Pichler

Getestet, genesen oder geimpft und vor allem motiviert sind die Menschen, die dieses Wochenende im Posthof Linz durch die Räumlichkeiten wuseln. Es liegt etwas in der Luft, der Einsatz von einer Nebelmaschine zum Beispiel, die vielversprechend im Großen Saal der Venue vor sich her zischt. Alles ist bereit, alles ist aufgebaut für das diesjährige Stream Festival: Zum ersten Mal in seiner Geschichte findet es virtuell statt. Die Bands und Artists bespielen auf der FM4 Bühne live den Posthof, via Livestream sind die Zuschauer*innen in den Wohnzimmern, Küchen, Badezimmern, in den Gärten und auf den Balkonen mit dabei. Freitagabend gab es mit Hip Hop und RnB, Soul, Pop und Indie Rock einen bunten Querschnitt der aktuellen österreichischen Musikszene. Und um es mit Conny Lees Worten zu sagen, die als Moderatorin durch den Abend geführt hat: Wir haben diese Livemusik aufgesaugt wie ausgetrocknete Schwämme. So hat sich das angefühlt.

Das digitale Stream Festival findet im World Wide Web noch bis Samstag, 29. Mai, auf fm4.ORF.at statt. Alle Infos zum Festival, Line-up und Timetable gibt es hier!

Internet-Intimität mit Inner

„Von innen heraus Sachen nach außen brüllen“ – unter dieser Prämisse ist Lea Föger ihr Projektname Inner zugeflogen. Am Freitagabend bespielte die Singer-Songwriterin aber nicht allein den Großen Saal im Posthof Linz, in dem die Musikerin einst auch ihre allerersten Konzerte gespielt hat. Das virtuelle Stream Festival eröffnet die Solokünstlerin mit dem Produzenten und Musiker Niklas Pichler. Ein Inner-Musikfreund, den man schon aus Bandkonstellationen wie Lex Audrey oder Kaltenkirchen kennt, und der die oberösterreichische Musikerin mittlerweile schon seit fast 10 Jahren begleitet. Damals waren sie beide Teil der Band Loving.the.Alien. Heute arbeitet Lea Föger zuerst alleine an ihren Solo-Songskizzen, mit denen sie dann im Studio ihres musikalischen Partners in Crime vorbeischaut und am Sound weiterbastelt.

Inner begreift sich als experimentelle Pop-Spielwiese. In der Liveumsetzung macht sich das Freitagabend im Posthof mit beschwörender Atmosphäre bemerkbar: Klavierakkorde, das ein oder andere Sample und eine flirrende E-Gitarre verschwimmen im Sound von Inner zu hypnotischen Popsongs. Zwischendrin verstecken sich blue Notes und verjazzte Harmonien, unter der Discokugel im Saal des Posthofs wird es fast schon romantisch. Doch zwischen der Harmonie transportiert Inner auch weniger angenehme Dinge im Leben einer Künstlerin, genauer: im Leben einer Frau, wie im Song „Berlin Feminine“, in dem die Sängerin bedrohliche Situationen beschreibt. Am Ende des Live-Sets löst sich diese Spannung aber wieder auf und schwebt dahin, über die Posthofbühne, die sich mit Inner zur intimen Seelenschau verwandelt hat.

Linzer Realness mit Miss BunPun

Für die nächste im Bunde ist der Auftritt am diesjährigen Stream Festival ein Heimspiel. Miss BunPun ist Rapperin, Sängerin und Produzentin und war ursprünglich als Misses U bekannt. Musikalisch wurde sie in der Linzer Hip-Hop-Szene sozialisiert - quasi im österreichischen Hip-Hop-Mekka. „Ich bin damals dank Def Ill in diese Szene eingetaucht. Wir haben uns über einen befreundeten Rapper kennengelernt und dann haben wir einfach mal Musik zusammen gemacht“, erzählt Miss BunPun im Interview. Im Posthof ist Def Ill auch mit am Start, als DJ gehört er fürs Stream Festival zur Live-Crew von Miss BunPun wie auch MC RawCat und Max Plattner an den Drums. Das Umfeld der Linzer Rapperin beschreibt sie selbst als möglichst authentisch, die Realness und der Spaß sind dabei oberstes Gebot. Und das hat man der Truppe auch während dem 45-minütigen Live-Set angesehen.

Miss BunPun feierte gestern nicht nur den ersten Auftritt nach langer Pause, sondern auch die Livepremiere ihres neuen, zweiten Albums „Dyna Mics“, das im März 2021 erschienen ist. Die Single „Lemon & Sugar“ daraus beweist, dass Miss BunPuns Songs auch immer energetisch sein müssen. Da kann auch die Rapperin selbst auf der FM4 Bühne die Füße nicht still halten, Miss BunPun ist außerdem schon seit frühem Teenageralter leidenschaftliche Hip-Hop-Tänzerin. Für das Publikum zu Hause hatte die Linzerin vor ihrem Auftritt auch schon den perfekten Tipp, um die Konzertstimmung und vor allem die Beats am besten ins eigene Wohnzimmer zu bekommen: „Auf jeden Fall alle Sessel und das Sofa wegschieben, den Dancefloor ausbreiten und dann einfach abgehen!“

Selbst ist Soia

„Im ersten Lockdown habe ich angefangen, selbst zu produzieren, was ich schon jahrelang machen wollte. Und ich genieße es gerade voll, ohne ein bestimmtes Marketing-Vorhaben Musik zu machen“, erzählt Soia im FM4 Interview. Ihr letztes Album „Where Magnolia Grows“ ist vor zwei Jahren erschienen. Mit den neuen Producing-Skills sind im letzten Jahr fünf Tracks entstanden, die in späterer Folge noch von befreundeten Musiker*innen aufgepeppt werden, wie Soia erzählt. Auch beim Stream Festival performt die Wiener Liedermacherin Songs, die sie ausschließlich selbst produziert hat, wie den Track „Hey“.

Im Home-Studio allein, auf der Bühne am Freitagabend aber gemeinsam: Soia wurde von Lukas Lackner am E-Piano und Raphael Vorraber an den Drums begleitet. Für den Gig beim Stream Festival hat sich Soia ihre schönsten, schimmernden Dancingshoes angezogen, die zwischen den tanzenden Lichtkegeln im Saal aufblitzen. Passend dazu stimmte sie mitten im Live-Set auch den Song „Miss Shiney“ an, ein Cover der australischen Neo-Soul-Künstlerin Kaiit, die Soia immer schon bewundert hat. Der Song sollte nicht der einzige Coversong am Freitag sein.

Das Stream Festival am Samstag
Am letzten Tag des Stream Festivals in Linz stehen Thees Uhlmann, Eli Preiss, Naked Cameo, Lou Asril und Anger auf der Posthof-Bühne. Den Streaming-Link zum Festivalspaß gibt es ab 17:30 Uhr hier!

My Ugly Clementine liefern die Extraportion Live-Vitamine

Die Popgeschichte um My Ugly Clementine ist fast zu unglaublich: Eine Supergroup aus vier multitalentierten Musiker*innen, ein Social-Media-Post, der im Nu ein allererstes Konzert ausverkauft und ein Debütalbum, das vom Dachverband der europäischen Indie-Labels Impala als European Independent Album Of The Year ausgezeichnet wurde: Vor einem Jahr haben My Ugly Clementine ihr erstes Album „Vitamin C“ releast, mitten im Lockdown, als die Welt in Schockstarre verfiel. Die geplante Tournee wird gecancelt, nur ein einziges Streaming-Konzert schleicht sich in den Kalender der Wiener Supergroup. Somit ist die Show am Stream Festival ein besonderes erstes Mal, das Album wird nun endlich auf einer großen Live-Bühne gespielt.

Herzlich willkommen zum ersten My-Ugly-Clementine-Konzert seit 45 Jahren!

So begrüßt Kathrin Kolleritsch an den Drums das Online-Publikum, während zum Indie-Hit „Playground“ eingezählt wird. Endlich wieder Distortion, endlich wieder Lautstärke. „Der größte Erfolg für uns ist wirklich einfach direktes Feedback von den Zuhörer*innen“, sagt Sophie Lindinger vor dem Auftritt. „Wenn Menschen echt zu uns kommen oder uns auf Social Media schreiben, dass sie mit unserer Musik durch den Lockdown gekommen sind, dass die Musik hilft und sie empowert! Menschen damit wirklich zu erreichen, das ist der größte Erfolg!“ Das geht im My-Ugly-Clementine-Universum mittlerweile schon so weit, dass Fans ihre Songs covern und ins Internet hochladen. Und das Quartett weiß natürlich, dass die Tradition des Coverns eine besondere Wertschätzung in der Popwelt bedeutet. Als My Ugly Clementine beim Stream Festival schließlich Natasha Bedingfields „Unwritten“ performen, kehrt das Musikleben wieder zurück in die ausgehungerte Seele der Fans. Ein absoluter Höhepunkt des langen Festivaltags. And the rest is unwritten.

Hier geht’s weiter zum Samstag am Stream Festival, mit Thees Uhlmann, Anger, Lou Asril, Eli Preiss und Naked Cameo.

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