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renforshort & glaive

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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: renforshort & glaive - „fall apart“

Lauren Isenberg aus Toronto ist renforshort, veröffentlicht in Kürze ihre EP „off saint dominique“ und davon jetzt schon den Song „fall apart“.

Von Christoph Sepin

Wie schreibt man eigentlich ein Lied? Manche setzen sich diszipliniert hin und grübeln stundenlang, andere lassen einfach der Kreativität freien Lauf und werfen mit Ideen um sich, bis etwas mit Substanz herauskommt. Manchmal erträumt man sich einfach ein komplett fertiges Lied, ein anderes Mal trägt man Blaupausen davon wochenlang im Notizbuch oder Notepad am Mobiltelefon mit sich herum, bis man alles aufnimmt.

Ist man Lauren Isenberg alias renforshort, dann entstehen Songs schon mal in klassischen Jam Sessions: Gemeinsam mit ihrem Producer STINT hat sie sich für „fall apart“ hingesetzt und einfach ein paar Akkorde auf der Gitarre gespielt, simple Power Chords, in bester Rock’n’Roll-Manier, aus denen dann ihr neuester Song entstanden ist. Das Ergebnis klingt entsprechend aus dem Ärmel geschüttelt, überdenken können andere, das ist pointiert und schnell auf den Punkt gebracht.

So unkompliziert wie die Gitarrenakkorde, die dieses Lied starten (C auf A auf B, das sollte ganz einfach zum Nachspielen sein), ist auch der Inhalt des Songs: Es geht um Beziehungen, um Erwartungen, Enttäuschungen und Freundschaft, die plötzlich keine mehr ist: „Heard that you’ve been on the fence, all ’cause I love your bestest friend“, das ist der Anfang dieser Geschichte.

Ein love triangle wie aus dem Teenie-Drama also im Fokus dieser Erzählung. Große Tränen wollen vergossen werden, bei all dem Herzschmerz („said to me you wanna cry“), aber so einfach geht das doch alles nicht („oh poor boy, I got dry eyes“), bis dann zum Ende der ersten Strophe kurz der Fatalismus überwiegt („feel inferior, be drearier, oh well“).

Romantisierung des persönlichen Dramas als Trostpflaster für die Seele, das wurde zumindest in den letzten, kalten, ungemütlichen Monaten in der Popmusik zelebriert, mal schauen, ob das jetzt im neuen Kulturoptimismus, der sich langsam und vorsichtig für die Post-Lockdown-Zeit ankündigt, so bleibt. Bis dahin dürfen renforshort und ihr Featuregast Ash Gutierrez alias glaive aus North Carolina noch den eigenen Verfall zelebrieren: „I’ll see u fall apart“ singen sie mit minimalen Emotionen und „it’s dark“ und „can’t wait to fall apart with you“.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Nur von schweren Gefühlen dirigiert ist „fall apart“ nicht, zumindest glaive nimmt sich in seinem kleinen Exkurs in der Mitte des Songs Zeit zur Selbstreflektion. Er sei ein pessimistischer Nihilist, lässt er wissen und: „Last year I watched you just fall apart, all the best love songs come from broken hearts.“ Das weiß man natürlich, ist aber doch eine tolle Sache, wenn das in einem ebensolchen schönen Liebeslied, geschrieben vom gebrochenen Herzen, hervorgehoben wird.

Als „tastefully weird“ hat renforshort ihre Musik in der Vergangenheit selbst beschrieben, diesen Mix aus Pop, Emo, HipHop und Rock. Musik, gebastelt aus eingängigen Hooks, schnell gedroppt, um sich dann auf den nächsten Release vorzubereiten. Weiter geht es mit der bald erscheinenden, schön betitelten EP „off saint dominique“. Dann ein Album. Und dann wer weiß was noch alles. Zukunftsmusik eben.

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