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Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

FIBA.com

Mit 3x3-Partys in die Basketballzukunft

Graz erlebt fünf Tage lang Basketballpartys beim Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball. Den österreichischen Teams war nicht wirklich zum Jubeln zumute, der Ausblick in die Zukunft ist aber positiv.

Von Simon Welebil

Am Ende jubeln die anderen. Marie-Eve Paget vom französischen Damenteam etwa, das als erstes das überdimensionale Ticket von Graz nach Tokio in die Hand gedrückt bekommt, bricht beim Interview in Tränen aus. „You can’t imagine, how it was during these last three years“, sagt Paget über den Zeitraum, seitdem sie an dem Projekt Olympia arbeiten und in dem sie mit einigen Rückschlägen klar kommen mussten. „We proved on the court, that we are an Olympic team.“ Oder Nauris Miezis aus Lettland, der die letzten vier Jahre komplett dem 3x3-Basketball verschrieben hat und es mit seinem Team zum Schluss spannender gemacht hat, als sie es nötig gehabt hätten. „Now the job is finished, I’m tired“, stöhnt er nach dem letzten Spiel des Turniers, dem Sieg über das französische Herrenteam.

Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

FIBA.com

Nauris Miezis aus Lettland jubelt.

An den Aussagen der Qualifizierten kann man auch schon ablesen, was den österreichischen Teams gefehlt hat, ein jahrelanger Aufbau eines 3x3-Projekts. Den Plan, über 3x3-Basketball zur Basketball-Nation zu werden und an Olympischen Spielen teilzunehmen, verfolgt das österreichische Herrenteam erst seit letztem Jahr mit Nachdruck, das Damenteam überhaupt erst seit diesem Frühling. Dafür sind die gezeigten Leistungen mehr als herzeigbar. Das österreichische Damenteam gewinnt als das am schlechtesten gesetzte Team im Turnier drei von vier Gruppenspiele und scheidet nur aus, weil zwei andere Teams mehr Punkte erzielen.

Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

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Das österreichische Team nach dem überraschenden Sieg gegen Italien

Gemischtes sportliches Fazit der heimischen Teams

„Natürlich sind wir jetzt einmal enttäuscht, dass wir den Aufstieg nicht geschafft haben“, sagt Nationalteamspielerin Anja Fuchs-Robetin. Mit ihren eigenen Leistungen, den Auftritten im stimmungsvollen „Thunderdome“ am Grazer Hauptplatz, sind sie und ihre Teamkolleginnen aber im Großen und Ganzen zufrieden:

Ich glaube, wir haben gut performt und aufgezeigt, dass man auch in Österreich Basketball spielen kann.

Anja Fuchs-Robetin vor dem temporären Basketballstadion in Graz

Simon Welebil

Anja Fuchs-Robetin vor Anja Fuchs-Robetin

Nationalteamcoach Stano Stelzhammer will sich mit einer endgültigen Analyse des Turniers noch ein paar Tage Zeit lassen, ist aber besonders auf das Damenteam unglaublich stolz. Vor allem gegen Italien, ein Team mit Weltmeisterkaliber, seien sie „über sich hinausgewachsen“ und es hätte nur etwas Glück - ein Begriff, den er eigentlich nicht leiden kann - gefehlt, um weiterzukommen.

Bei den Herren fällt sein Zwischenfazit gemischter aus, „weil wir definitiv schon stärkeren Basketball gezeigt haben“. Vielleicht aufgrund des Drucks beim Heimturnier, vielleicht auch wegen anderen Faktoren hätten sie hier ihre Leistungen nicht abrufen können. Vor allem die Würfe sind beim eigentlich sehr starken Shooting-Team nicht gelungen und ein nervöser Turnierauftakt gegen Lettland hätte sie dann die restlichen Spiele über verfolgt und erst im letzten Spiel gegen Kanada hätten sie wieder abgerufen, was sie können. „Wir können’s besser. Da wollen wir wieder hin“, sagt Stelzhammer.

Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

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Fabricio Vay beim Blockversuch im Abschlussspiel gegen Kanada

3x3-Basketball in Österreich angekommen

Worin sich alle einig sind, ist die Bedeutung dieses Olympischen 3x3-Qualifikationsturniers für den Basketball in Österreich. Es sei eines der Highlights ihrer bisherigen Basketballkarriere gewesen, sagt Anja Fuchs-Robetin, die normalerweise in Düsseldorf 5-x-5-Basketball spielt. „Es war unglaublich, vor dieser Kulisse spielen zu dürfen“, schwärmt sie, „und, ich glaube, die Fans haben das genauso mitgefeiert wie wir“. Stano Stelzhammer sieht es als ersten Schritt, um diesen Sport in Österreich zu etablieren und möglichst viele Zuschauer*innen, Fans und Aktive dazuzugewinnen.

Daran knüpft auch Johannes Wiesmann vom Österreichischen Basketballverband an:

Das ist eine riesengroße Party und das ist unsere Chance als Verband, den Basketball neu zu positionieren und auf das Level zu heben, wo er hingehört.

Er jubelt über die Bilder aus Graz, vor allem auch über die TV-Präsenz in ORF1 und sieht 3x3 als die Zukunft des Basketballs in Österreich. Über die Events sollen möglichst viele Menschen motiviert werden, Basketball zu spielen und in den bereits bestehenden Strukturen, den Vereinen anzudocken, so dass ein Austausch zwischen 3x3- und 5x5-Basketball entsteht. Als Verband betrachten sie ihre 3x3-Offensive, die sie in den letzten Jahren eingeläutet haben, deshalb als Gesamtkonzept. „Wir müssen als Verband Basketball präsent machen, der Rest passiert in den vorhandenen Strukturen.“

Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

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Die Zukunft liegt in 3x3

Johannes Wiesmann sieht 3x3-Basketball aber auch als einzige Möglichkeit für Österreich, in den nächsten Jahren sportliche Erfolge feiern zu können. „Deswegen investieren wir da auch klar rein“, sagt er. Mit der 3x3-Basketball-Europameisterschaft 2022 und der Weltmeisterschaft 2023 haben sie ja auch bereits die nächsten großen Events an Land gezogen, mit denen sie auch noch eine größere Bühne für Basketball erreichen wollen, was ihnen wohl am besten mit einem Turnier in Wien gelingen wird.

Die nächste Investition des Verbandes ist in Graz auch schon präsentiert worden. Neben dem Herrenteam, das ja seit einem Jahr auf professionellen Beinen steht und sich ausschließlich auf 3x3-Basketball konzentriert, soll auch das Damenteam auf ein ähnliches Level geholt werden, wobei der Weg dorthin noch ein wenig komplizierter scheint. Der internationale Basketballverband FIBA hat erst für Herbst 2022 eine professionelle Damentour im 3x3-Format angekündigt. Bis dahin wird es einzelne Turniere, hauptsächlich im Sommer geben, zur Off-Season des 5x5-Basketballs. Im Moment ist es für die österreichischen Nationalteamspielerinnen, die alle im 5x5-Bereich bei ihren jeweiligen Vereinen aktiv sind, noch möglich, beides zu machen. „Wie das dann in Zukunft weitergehen wird, ist schwer einzuschätzen“, meint Anja Fuchs-Robetin, „wenn ich mich zwischen 3x3- und 5x5-Basketball entscheiden muss, kann ich im Moment nicht sagen, wofür die Entscheidung ausgehen wird.“ Und so wie ihr wird es wohl auch ihren Nationalteamkolleginnen gehen.

Coach Stano Stelzhammer ist sicher, dass die Strukturen mit den verschiedenen Disziplinen noch einige Zeit lang zweigleisig bleiben werden, weil die nicht von einem auf den anderen Tag zu ändern seien. „Aber wenn sich die Perspektiven auftun, dann entsteht eine große Chance, dass wir langfristig Spielerinnen haben werden, die sich nur aufs 3x3 konzentrieren werden.“

Kurzfristig wartet erstmals noch ein langer 3x3-Basketball-Sommer. Schon Ende Juni stehen die Qualifikation für die 3x3-Europameisterschaft im Herbst an, dazwischen einige weitere Turniere. Die Olympischen Premiere von 3x3-Basketball in Tokio in knapp zwei Monaten gibt’s für die österreichischen Teams nur im Fernsehen zu erleben. Polen, Lettland und die Niederlande bei den Männern, sowie Japan, Frankreich und die USA bei den Frauen dürfen nach dem Turnier in Graz in Tokio live dabei sein.

Bilder vom Olympischen Qualifikationsturnier im 3x3-Basketball in Graz

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Die qualifizierten Damenteams

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