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Willy's Wonderland, Nicolas Cage

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„Willy’s Wonderland“: Nicolas Cage gegen Animatronics

In dem B-Horrormovie „Willy’s Wonderland“ schlüpft Nicolas Cage in die Rolle eines namenlosen Hausmeisters. In einem verlassenen Indoor-Familienpark bekommt er es mit roboterhaften Plüschtieren zu tun.

Von Philipp Emberger

Herzlich Willkommen in Willy’s Wonderland – einem ehemaligen Geburtstagsspielparadies für Kinder. Die besten Jahre hat die Location aber genauso wie Hauptdarsteller Nicolas Cage schon hinter sich. In seinem neuesten filmischen Ausflug in die B-Movie-Abteilung hat Cage weder Sprechzeile noch einen Rollennamen bekommen. Nachdem der namenlose und übertrieben coole Protagonist mit seinem Wagen in einem provinziellen Örtchen Hayesville liegen geblieben ist, kann er seine KFZ-Rechnung mangels Bargeld nicht begleichen und die Geldautomaten sind in dem Kaff natürlich auch nicht ans Internet angeschlossen. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig als auf das Angebot einzugehen, seine Schulden im verlassenen Indoor-Familienpark Willys’s Wonderland abzuarbeiten.

Dort angekommen, trifft er auf die ehemaligen Stars des Wunderlandes, lebensgroße Animatronics, angeführt von Willy, dem Wiesel. Die creepy Robotiere sind aber ziemlich blutdürstig und trachten dem Neo-Hausmeister nach seinem Leben. Der Wischmopp wird zum Schlagstock und das Putzkommando eskaliert zu einem blutigen Tötungskommando. In stoischer Ruhe erledigt der stumme Hausmeister seine Arbeit.

Five Nights at Freddy’s in Filmform

Die Idee des Films dürfte vor allem Videospiel-Fans bekannt vorkommen und hat bereits im Vorfeld für Kritik gesorgt. Der Vorwurf war, dass der Plot vom Survival-Horror-Spiel „Five Nights at Freddy’s“ kopiert sei. In dem populären Spiel geht es ebenfalls darum, durchgedrehte Robotertiere in Zaum zu halten. Den Vorwurf der Kopie haben die Macher*innen zurückgewiesen. Die Videospielreihe wird übrigens gerade von Chris Columbus („Harry Potter“, „Kevin allein zu Haus“) verfilmt.

Willy's Wonderland, Nicolas Cage

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Willy, das Wiesel (Jiri Stanek) hat in „Willy’s Wonderland“ schon bessere Zeiten erlebt

Wirklich inhaltlich tiefgreifend ist „Willy’s Wonderland“ aber ohnehin nicht. Der Protagonist hat ganz im Western-Stil keine Hintergrundgeschichte, und so lebt der Film vor allem dank der Präsenz von Nicolas Cage. Die Story wird zumindest in der zweiten Hälfte etwas besser, wenn der Hausmeister entdeckt, dass Willy’s Wonderland gar nicht so ein Wonderland ist und dass der Super-Happy-Fun-Room gar nicht so Super-Happy-Fun ist.

Cages Understatement

Die Oscar-Jahre liegen nun schon seit längerer Zeit hinter Cage. 1996 hat er für seine Performance in „Leaving Las Vegas“ noch einen Oscar bekommen, 2003 war er immerhin noch einmal nominiert („Adaption.“). In den letzten Jahren war er aber vermehrt bis ausschließlich nur noch in B-Movies zu sehen und hat sich mit verbalen Leinwandausrastern eine treue Fangemeinde aufgebaut.

Auf die verbalen Entgleisungen müssen Fans in „Willy’s Wonderland“ verzichten, dem Kultpotenzial rund um Cage wird das aber keinen Abbruch tun. Cage parodiert sich mit starrem Blick und lässigem Understatement ja auch irgendwie selbst, inklusive seines eigenen Overactings. Dieses Mal ist er betont cool, wenn er sich zwischen den verwackelten Kampfszenen Energy-Drinks reinballert, in einer improvisierten Szene am Flipper abliefert oder sich nach den blutigen Kämpfen gegen die Animatronics seine Wunden mit Gaffer Tape fixt.

Willy's Wonderland, Nicolas Cage

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Nicolas Cage (rechts) bekommt es in „Willy’s Wonderland“ mit blutdürstigen Animatronics zu tun

Die Rolle des Hausmeisters ist dabei auch ein Kontrastpunkt zur sonst so flashigen Inszenierung von Regisseur Kevin Lewis. Die Optik ist dabei angelehnt an den Clint-Eastwood-Western „Pale Rider“ oder an „Space Invaders“. Beides große Inspirationsquellen, so der Regisseur. Abgerundet wird das von einem nervigen, aber ohrwurmverdächtigen Sounddesign inclusive Geburtssong, den die Animatronics für die Kinder singen. Insgesamt macht das aus „Willy’s Wonderland“ ein solides over the top B-Horrormovie mit flashigem Wahnsinn, einzelnen unterhaltsamen Momente und viel Nicolas Cage.

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