FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Dawn Of The Dead

KOCH Media

Alternativen zu „Army of the Dead“: Die fünf besten Zombiefilme

Zack Snyder neues Untoten-Epos enttäuscht. Als Alternative bieten sich aber einige Meisterwerke mit lebenden Leichen an, ob torkelnd oder im Sprinttempo.

Von Christian Fuchs

FM4 Film Podcast: Die Zombies kommen

Lang leben die lebenden Toten: Christian Fuchs und Jan Hestmann nehmen Zack Snyders „Army of the Dead“ als Anlass, um über viel bessere Zombiefilme zu schwärmen. Zu hören in der aktuellen Ausgabe vom FM4 Film Podcast

Auftrainierte Alpha-Zombies, die direkt aus dem Fitnessstudio der lebenden Toten kommen? Sentimentale Zombies mit Tränen in den Augen? Zack Snyder aktuelles Action-Horror-Epos „Army of the Deadenttäuscht in vielerlei Hinsicht, aber vor allem die Vermenschlichung der Monster wirkt stellenweise richtig ärgerlich.

Sorry Mr. Snyder: Wenn sich Zombies eher wie Vampire benehmen und die Physiognomie eines Comic-Bösewichts besitzen, verlieren sie ihre filmische Existenzberechtigung. Als Alternative zu „Army of the Dead“ bieten sich aber einige Meisterwerke mit lebenden Leichen an, ob torkelnd oder im Sprinttempo.

Ein Zombie würgt einen Lebenden

Netflix

Zombies im Kaufhaus: „Dawn of the Dead“, 1978

Der Mythos vom Wiedergänger, der aus dem Grab zurückkehrt, ist mit dem Voodoo-Kult verknüpft, der seine Ursprünge in Haiti hat. Auch der Begriff Zombie leitet sich von einem im Kreolischen gebräuchlichen Wort ab, das einen Totengeist bezeichnet. Kein Wunder, dass die ersten Hollywoodfilme zum Thema einen exotistischen Flair verstrahlen.

In „White Zombie“ (1932) und „I Walked With A Zombie“ (1943) vermischt sich kolonialer Grusel mit düsteren expressionistischer Atmosphäre. Die Untoten torkeln willenlos über Friedhöfe, gebissen wird hier niemand. Erst der Independent-Regisseur George A. Romero verwandelt die Zombies in Kannibalen. In seinem schwarzweißen Klassiker „Night of the Living Dead“ erwachen die Toten erstmals hungrig auf Menschenfleisch zum Leben. Der Low-Budget-Schocker provoziert 1968 nicht nur mit blutigen Effekten, Romero knüpft mit einem sozialkritischen Subtext auch an das Jahr der Jugendrevolte an.

Den ultimativen Beitrag zum Lebende-Leichen-Genre präsentiert der Regisseur dann zehn Jahre später. „Dawn Of The Dead“ verändert 1978 die Welt, zumindest die des Horrorfilms. Noch nie wurde so realistisch in Gummigedärmen herumgewühlt und hektoliterweise Kunstblut verspritzt. „Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück“, nicht nur dieser Werbespruch schrieb Geschichte.

Dawn Of The Dead

Koch Media

Der Film mit dem schlichten deutschen Verleihtitel „Zombie“ trägt, lockt nicht nur global Publikumsmassen an. Mit Verspätung zeigen sich auch strenge Kritiker von dem intelligenten Splattermovie begeistert. Erzählt doch Romeros Meisterwerk auch vom Schrecken des modernen Lebens. Seine verfaulenden Untoten erinnern an die Shopping-Zombies aus den Einkaufszentren und Fußgängerzonen.

Mit dem düsteren „Day Of The Dead“ zieht der Regisseur 1985 einen Schlussstrich unter das Zombie-Kapitel. Zumindest vorläufig. In den Nullerjahren folgt eine weitere postapokalyptische Toten-Trilogie von Romero, über deren Qualität sich streiten lässt. Die Originalfilme bleiben Meilensteine, die nicht nur Angst und Ekel hervorrufen, sondern auch den American Way of Life hinterfragen. Faschistoide Bürgerwehren und eiskalte Militärs ergreifen darin die Macht. Sozialdarwinismus ist an der Tagesordnung. Die einzigen Figuren, die sich im Chaos bewähren, sind Frauen und Afroamerikaner.

Dawn Of The Dead

Koch Media

Die Geisterstadt der lebenden Toten: „The Beyond“, 1980

In Italien löst „Dawn of the Dead“ besondere Begeisterung aus. Zumal Romeros Meisterwerk von dem Horror-Regisseur Dario Argento und dessen Firma coproduziert wurde. Eine Zusammenarbeit, der sich auch der atmosphärische Soundtrack der römischen Progrock-Band Goblin verdankt.

Die italienische Exploitation-Filmindustrie reagiert rasend schnell. Ein noch blutigerer (und billigerer) Schocker muss her, der die Zielgruppe von „Dawn of the Dead“ an den Kassen abholt. Der Regieveteran Lucio Fulci dreht im Eiltempo „Zombi 2“, ein inoffizielles Sequel mit dem illustren deutschen Titel „Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies“. Auf Gesellschaftskritik verzichtet der Film völlig und verweist stattdessen auf die mythischen Wurzeln des Untoten-Kults in der Karabik. Fulci bringt aber auch literweise Kunstblut zum Einsatz und zeigt einen bizarren Kampf zwischen einem Hai und einem Zombie (-Stuntman), von dem Quentin Tarantino noch immer schwärmt.

The Beyond

Arrow Video

Eine Mischung, die beim Publikum 1979 so gut funktioniert, dass Lucio Fulci weitermachen darf. Mit „City of the Living Dead“ (Ein Zombie hängt am Glockenseil) und „The Beyond“ (Geisterstadt der Zombies), beide 1980, wird er zum König des europäischen lebende-Leichen-Kinos.

Vor allem das letztere Werk verstört und fasziniert mit surrealen und tabubrecherischen Qualitäten. Inspiriert von „The Shining“, „Amityville Horror“ und anderen Haunted-House-Movies wie auch von Romero und Argento gelingt Fulci ein einzigartiger Genre-Mix.

Es geht in „The Beyond“ um ein verwunschenes Hotel in Lousiana, einen okkulten Maler, der darin gekreuzigt wird, um ein Tor zur Hölle und eine junge Frau im Zentrum des Schreckens. Dazwischen tauchen bissige Zombie-Schäferhunde auf, fleischfressende Vogelspinnen und apathische Untote. Der Geist des legendären Gruselautors H.P. Lovecraft durchweht den Film, zumindest abseits der irrwitzigen Splattersequenzen.

The Beyond

Arrow Video

High-Speed-Horror: „28 Days Later“, 2002

Überspringen wir die blutarmen 90er Jahre, in der harte Horrorfilme kaum produziert werden. Zombies torkeln in dieser Dekade eher durch Videospiele und deren Verfilmungen wie „Resident Evil“, innovative Filme zum Thema fehlen. Bis „Trainspotting“-Regisseur Danny Boyle 2002 für ein Comeback der Zombies sorgt, dass bis heute anhält. Dabei bringt „28 Days Later“ auch die Postapokalypse auf die Leinwand zurück.

Ein Londoner Fahrrad-Bote wacht darin im Spital aus dem Koma auf und hat ein Problem. Nicht nur das Krankenhaus präsentiert sich menschenleer, auch die Straßen der britischen Metropole wirken gespenstisch entvölkert. Dafür zeugen rauchende Ruinen und umgeworfene Doppeldeckerbusse von einer gewaltigen Auseinandersetzung, die stattgefunden haben muss. Als Jim, gespielt von „Peaky Blinders“ Star Cillian Murphy, dann endlich auf Personen trifft, hilft ihm das nicht weiter. Die derangierten Wesen
wollen den jungen Mann in Stücke reißen und verspeisen.

28 Days Later

Centfox

Streng genommen handelt es sich bei Boyle’s Mensch-Monstern nicht um herumtorkelnde Untote. Sondern um die Opfer eines mysteriösen Virus, der extremste Aggressionen und kannibalistische Tendenzen freisetzt. Ob Zombies oder infizierte Menschenfresser: „28 Days Later“ ist großartig. Autor Alex Garland knüpft mit seinem Drehbuch an den Spirit von George A. Romero an. Auch wenn seine Monster blitzschnell durch die Stadt rennen, wie Zombies auf Highspeed.

Wir sind alle Zombies: „Shaun of the Dead“, 2004

Shaun Of The Dead“, der immer noch beste und lustigste Beitrag zum Subgenre der Zombiefilm-Persiflagen, ist toll gealtert. Die Eröffnungsszene ist noch immer grandios: Wir beobachten den ganz normalen britischen Alltag und sehen Menschen, die sich längst wie Zombies verhalten. Shoppingmall-Zombies, Mobiltelefon-Zombies, Berufstätige Zombies. Unsere Gesellschaft, sagt uns der damals 30-jährige Regisseur Edgar Wright, ist schon längst scheintot, noch vor dem Ausbruch des Untoten-Virus.

Shaun Of The Dead

Universal Pictures

„Shaun Of The Dead“ folgt einer kleinen Gruppe Londoner Durchschnittstypen bei ihrer Odysee durch die zombifizierte Metropole. Dass sich dabei das lokale Pub als idealer Zufluchtsort herauskristallisiert, klingt nach derber Komik, aber die liebevolle ZomCom hat mehr zu bieten. Auch Edgar Wright verbeugt sich charmant vor dem Romero-Schaffen. Gleichzeitig gelingt es. ihm genuin britische Verkorkstheiten aufs Korn zu nehmen.

Zurück in der Shoppingmall: „Dawn of the Dead“, 2004

Bereits mit seinem Regiedebüt sorgt Zack Snyder im Vorfeld für Kontroversen. Wie soll ein damals junger Werbefilmer dem heiligen Gral des Zombiekinos mit einem schnöden Remake gerecht werden? Ein Haucherl reduziert der neue „Dawn Of The Dead“ den extremen Blut- und Beuschelgehalt des Originals, auch der politische Sarkasmus geht weitgehend verloren. Aber der actiongeladene Film rockt auf eine andere Art.

Dawn Of The Dead

Universal Pictures

Nicht nur die Besetzung überzeugt, mit Sarah Polley und Ving Rhames als Überlebende einer Zombie-Apokalypse, die sich in ein Einkaufszentrum zurückziehen. Auch die straighte Inszenierung fällt positiv auf. Lange bevor der Name Zack Snyder eine Marke wurde, die für bombastisches Blockbusterkino steht, verzichtet er hier auf modische Mätzchen.

Dass die menschenfressenden Leichen, von „28 Days Later“ inspiriert, mit einer hysterischen Energie dahinsprinten, verärgert Puristen - und George Romero selbst. Snyders dahinzischende Zombies passen aber zur Hyperbeschleunigung des Hollywoodkinos. Auch wenn sie in „Army of the Dead“ letztlich im Leerlauf auf der Stelle treten.

mehr Film:

Aktuell: