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Lisey's Story Julianne Moore

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„Lisey’s Story“: Nicht noch eine Stephen-King-Serie...

Die neue Stephen-King-Serie „Lisey’s Story" setzt auf einen großartigen Cast und fulminante Bilder. Ausgerechnet das Drehbuch, geschrieben von Stephen King persönlich, entpuppt sich als Schwachstelle der Mysteryserie. Producer J.J. Abrams spricht im FM4-Interview über die Serie.

Von Philipp Emberger

Die schier unglaubliche Zahl von über 300 TV-Serien und Filme gehen auf das Konto von Stephen King und seinen Büchern. 20 weitere Produktionen, die auf seinen Geschichten basieren, sind angekündigt oder befinden sich gerade in der Produktion. Er dürfte damit wohl der Autor sein, dessen Geschichten am öftesten filmisch adaptiert worden sind. Mit „Lisey’s Story“ ist nun laut Eigenaussage Kings sein bester und liebster Roman adaptiert worden.

Die achtteilige Miniserie folgt der Witwe Lisey (Julianne Moore). Sie war dabei als ihr Mann, der Starautor Scott Landon (Clive Owen), von einem wahnsinnigen Stalker angeschossen worden ist. Das ist zu Beginn der Serie zwei Jahre her und im Rückblick zu sehen. Von dort an folgt die Serie der Witwe und ihrem Kampf mit der Vergangenheit. Beim Aufräumen seines Schreibzimmers und seiner Notizen merkt sie, dass ihr Mann wohl nicht der war, für den sie ihn gehalten hat. Zusätzlich bekommt es Lisey auch noch mit zwei Männern zu tun. Sie bedrängen die Witwe, um an ein Manuskript des verstorbenen Autors zu kommen. Und das auch mit Gewalt.

Schwieriger Filmstoff

Kings Romane sind komplex und gelten als schwierig zu verfilmen. Das trifft auch auf die Vorlage zu „Lisey’s Story“ zu. Das Buch ist 2006 auf Deutsch unter dem Namen „Love“ erschienen. King erschafft darin die mystische und gruselige Parallelwelt Boo’ya Moon, in die der Autor Scott Landon bei seiner schriftstellerischen Tätigkeit immer wieder abtaucht.

Lisey's Story Stephen King J.J. Abrams

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Lisey (Julianne Moore) und Scott (Clive Owen) in „Lisey’s Story“

In einer übernatürlichen Schnitzeljagd folgt Lisey den Hinweisen ihres verstorbenen Mannes zu dieser Parallelwelt. Die Serie hüpft dabei wenig überzeugend zwischen den Erzähl- und Zeitebenen hin und- her. Der Pluspunkt in der Inszenierung ist aber die optisch gestochen scharfe und stimmungsvolle Umsetzung. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín („Jackie“) weiß das offensichtlich große Budget von AppleTV+ zumindest visuell gut einzusetzen.

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Jim Dooley (Dane DeHaan) gibt den Antagonisten in „Lisey’s Story“

Große Namen sind kein Erfolgsgarant

Stephen King ist aber bei Weitem nicht der einzige große Name hinter der Serie. Mit der Oscar-prämierten Julianne Moore und dem Golden-Globe-Preisträger Clive Owen sind in den Hauptrollen zwei große Namen zu finden.

Am 07.06.2021 ist der Producer J.J. Abrams im FM4-Interview in der Homebase zu hören.

Als Producer der Serie ist der US-Amerikaner J.J. Abrams an Board. In der Vergangenheit war der umtriebiger Filmemacher*innen unter anderem als Regisseur für „Mission: Impossible III“ oder zwei „Star Wars“-Filme verantwortlich. Abrams ist aber auch der Schöpfer hinter der Erfolgsserie „Lost“. Angesprochen warum er und sein Team sich nun an eine King-Verfilmung wagen, erzählt er, dass er vor allem die Kombination der Fantasy-Elemente mit den Horror-Elementen und die Darstellung der sehr realen Eheproblemen zwischen Lisey und Scott faszinierend findet.

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J.J. Abrams ist Producer der Serie „Lisey’s Story“

Die Aufgabenfelder als Produzent bei so einem Projekt sind ja nicht immer klar vorgegeben oder wie J.J. Abrams im Interview sagt: „A Producer can be anything from having to put out fires everywhere you look every second to someone who bought the rights and owns the rights and you know gets a name on the screen”. In diesem Fall beschränkte sich die Arbeit Abrams vor allem drauf, King zu helfen, die richtigen Filmmacher*innen und den Cast zu finden.

Kings persönlichster Roman

Die Geschichte zu „Love“ ist von Kings eigenem Leben und den Folgen eines schweren Autounfalls 1999 inspiriert. Während seines Krankenhausaufenthalts wollte Kings Frau dessen Arbeitszimmer renovieren. King kam zurück in ein ausgeräumtes Arbeitszimmer und war in Folge dessen mit der Frage konfrontiert, wie es wohl wäre, würde er selbst sterben. Das Ergebnis ist das 2006 erschienene Buch, in dem der Tod des fiktiven Alter Egos Scott Landon der Ausgangspunkt der Geschichte ist. In dem Buch setzt sich King in weiterer Folge mit seiner eigenen Rolle als Schriftsteller, der damit einhergehenden Fankultur sowie mit den Themen Liebe und Trauer auseinander.

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Für Stephen King ist „Lisey’s Story“ sein bester und persönlichster Roman

Das Drehbuch ist nahe an der Geschichte des Romans angelehnt und stammt von King höchstpersönlich. In diesem Fall zeigt sich aber, dass das nicht unbedingt die beste Idee ist und die nötige Distanz zum literarischen Stoff fehlt. In weiser Voraussicht verkündet King vorab in einem Promovideo: „I thought if somebody was gonna mess it up, I used to tell my wife, nobody is gonna mess it up but me”.

Die Erzählung ist nämlich langatmig und unnötig verwirrend. Noch dazu ist Lisey reine Erfüllungsgehilfin für die Geschichte ihres Mannes. Das Drehbuch entpuppt sich damit leider als Schwachstelle der Serie. Die vielversprechenden Einzelteile wollen einfach nicht zusammenkommen und einen Sog entwickeln. Am Ende wird „Lisey’s Story“ wohl irgendwo in der langen Liste der mittelmäßigen King-Verfilmungen landen.

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