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"Butterfly 3000" von King Gizzard And The Lizard Wizard

kglz 2021

„Butterly 3000“ von King Gizzard And The Lizard Wizard

King Gizzard And The Lizard Wizard aus Australien haben sich die letzten 10 Jahre mit unglaublichen 17 unglaublich schrägen Studioalben in die Herzen nerdiger Rockfans gespielt. Auf „Butterfly 3000“ entschweben wir nun mit verträumten Klängen den finsteren Zeiten.

Von Christian Lehner

Sanfte Töne konnte man von King Gizzard And The Lizard Wizard in der Vergangenheit immer wieder hören. Doch die Softcore-Songs waren gegenüber den Hardcore-Stücken Ausreißer - das Abweichen von der Norm. Auf „Butterfly 3000“ tröpfeln uns die Australischen Psychedelic-Rocker nun vom ersten bis zum letzten Ton süßen Honig in die Ohren.

Dabei bleiben die Grundzutaten des Bandkollektivs aus Melbourne dieselben. Da wären die Arpeggios, schnell gespielte Tonfolgen am Synthesizer und den Gitarren, Drumrolls aus der Prog-Rock-Phase der Popgeschichte, Polyrhythmen - häufig aus dem orientalischen Raum - und der an die Psychedlic der 1960er-Jahre angelehnte Kopfstimmen-Gesang von Stuart Mackenzie, der häufig einfach der Gitarren und Synth-Melodie folgt – oder umgekehrt.

Honig statt Stechapfel

Was King Gizzard And The Lizard Wizard auf Studioalbum Nummer 18 anders machen: Sie glätten Wogen, anstatt sie zu entfachen. Die Elektronik wird sachte in den Vordergrund gerückt und geloopt. Das klingt dann ein bisschen nach Animal Collective und ein bisschen nach den Krautrockern Neu!. Und wenn dann noch ein entsprechend arrangierts Klavier klimpert, sogar ein bisschen nach Supertramp oder Toto – den progressiven Faserschmeichlern der Neunzehnsiebzigerjahre.

King Gizzard And The Lizzard Wizard Album "K.G."

Jamie Wdziekonski

Das Band-Kollektiv rund um Sänger und Gitarristen Stu Mackenzie ist bekannt dafür, dass einzelne Sequenzen eines Stückes oder ganze Songs als Sprungbrett für ein folgendes Album dienen können. So bezogen sich die als Einzelalben veröffentlichten, aber als Doppelalbum gedachten Platten „K.G.“ (VÖ Nov. 2020) und „W.L.“ (VÖ Feb 2021) auf das Musikkonzept der Mikrotonalität, wie schon eines der bekanntesten Werke aus dem Gizzverse: „Flying Microtonal Banana“, das 2017 erschienen ist.

Auf „K.G.“ befand sich das Stück „Honey“, das wiederum aufgrund seiner psychedelischen Wohligkeit als Impulsgeber für „Butterfly 3000“ gelesen werden kann. „Es ist einerseits ein klassischer Love Song“, erzählte mir Mackenzie beim damaligen Interview, „andererseits sollte „Honey“ emotional aus der Schwere der Pandemie führen.“

Aufgrund des dystopischen Charakters vieler King Gizzard And The Lizard Wizard-Songs wähnt man sich ja oft in einem Schwefelschauer, bei „Butterfly 3000“ hingegen möchte man nackert durch einen Sommerregen laufen. Die dahinsprudelnden Beats, die einschmeichelnden Midi-Keyboard Synths und freundlichen Stimmen führen uns weg von den Problemen unseres narrischen Planeten in eine Traumwelt voller bunter Schmetterlinge.

18 Studioalben in knapp 10 Jahren

Das Album funktioniert wie ein Chill-Out Mix. Die 10 Songs sind über Synth-Intros miteinander verzahnt und können ohne Unterbrechung in einem Stück gehört werden. Laut Presseinfos stellten die Intros die Basis für die weitere Ausgestaltung der Songs. Diese sind erstmals allesamt in Dur gehalten – auch das gehört zum konzeptuellen Ansatz von „Butterlfy 3000“ und zur generellen Haltung von King Gizzard And The Lizard Wizard. Laut Mackenzie entstehen Songs immer zuerst als Idee im Kopf und nicht intuiti an der Gitarre beim Schreiben.

„Butterfly 3000“ ist eine perfekte Sommerplatte für Menschen, die mit der Kategorie Sommerhit („Yours“ „Interior People“, „Shanghai“!) und Wohlklang sonst eher wenig anfangen können. Statt Stechapfeltee servieren King Gizzard And The Lizard Wizard Nektar für die Seele. Prost.

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