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Marina "Ancient Dreams in a modern Land"

COUGHS

MARINA und ihr famoses angry Feminist Glam-Pop Album „Ancient Dreams In A Modern Land“

Feministische Statements in schillerndem Pop-Gewand gibts auf dem neuen Album der walisischen Künstlerin MARINA. „Ancient Dreams In A Modern Land“ ist voll von wichtigen Botschaften und gibt Einblick in ihre höchstpersönliche Entwicklung.

Von Alica Ouschan

Marina "Ancient Dreams in a modern Land"

COUGHS

Ancient Dreams In A Modern Land ist am 11. Juni bei Neon Gold/Atlantic Records erschienen.

Sie wollte nie ein typischer Popstar sein, sondern ein Popstar mit Tiefgang. Unter dem Pseudonym Marina & The Diamonds gelang ihr Anfang der 2010er die Eroberung der Pop-Charts. Mit Songs wie „Hollywood“ oder „How To Be A Heartbreaker“, ihren kritisch-frechen Texten und ihrer unverwechselbaren Stimme verpasste Marina Diamandis aus Wales der damaligen Pop-Welt einen neuen Anstrich. Ihre Vorbilder: Britney Spears und die Distillers.

Jetzt ist ihr fünftes Album erschienen, das sie unter ihrem eigenen Namen in Großbuchstaben MARINA - also ohne „and the Diamonds“ - veröffentlicht hat. Auf „Ancient Dreams In A Modern Land“ versammelt sie alle Themen, die sie im letzten Jahr beschäftigt haben. Dass Marina aktuelle Geschehnisse und ihre Beobachtungen kommentiert, ist nichts Neues, auf dieser Platte sind ihre Botschaften jedoch direkter und politischer denn je: Feminismus, LGBTIQA+-Rechte und Diskriminierung, Klimawandel, Kapitalismuskritk und Kampfansagen gegen die großen, bösen, mächtigen Männer dieser Welt.

Nicht zuletzt ist das Album aber auch eine Liebeserklärung. Von MARINA an sich selbst und eine Manifestation der Person, die sie sein möchte. Im FM4 Interview spricht MARINA über ihr fünftes Album, Selbstliebe und wie sich ihr Verständnis von Feminismus seit Beginn ihrer Karriere verändert hat: „I definitely was a feminist from the start and I talked about it often. I think at the time how I experienced feminism was perhaps in an internalised, misogynistic way. I thought to be feminist was to not be this super feminine woman, in order to be taken seriously and to not be hyper sexualised.“

Vom Mauerblümchen zur Venusfliegenfalle

Als MARINA vor etwa zwölf Jahren ins Pop-Game eingestiegen ist, sah sie sich mit dem Risiko konfrontiert, als in der Öffentlichkeit stehende Frau und besonders als Mainstream Pop-Sängerin von lauernden Blicken verfolgt und für jedes Outfit und jeden Schritt gejudged zu werden: „It was all of these superficial things, how I looked, whether I will make it or not. And twelve years later, I feel so much more open and free because the conversation around feminism has changed. Now I don’t really have any conflict with what I wear. Whether I’m wearing something revealing or not that has no mark on my character or my belief system.“

Jetzt fetzt einem die Femme Fatale MARINA, unterlegt von glamourösen 80s-Synth-Pop Sounds, diese musikgewordenen Statements um die Ohren und rechnet mit allem ab, was in unserer Welt falsch läuft. In „Purge The Poision“ bezeichnet sie sich und ihre Freund*innen als „witches“ und „mystical bitches“ und reclaimed damit gleich zwei ehemals herabwürdigende Bezeichnungen für selbstbestimmte Frauen. Anspielungen auf mangelnde politische Repräsentation, sexuelle und häusliche Gewalt und andere Hässlichkeiten des Patriarchats, sowie der Kapitalismus als Zerstörer des Planeten, die kriegsführenden USA und die sensationslüsterne Gesellschaft kommen darin ebenfalls auf ihre Kosten.

Schon in der ersten Albumsingle „Man’s World“, die im November 2020 erschienen ist, hat MARINA ganz klare Töne angeschlagen. Darin singt sie: „Mother Nature’s dying, nobody’s keeping score: I don’t wanna live in a man’s world anymore.“ Es geht auf ihrem Album also nicht nur um Frauen*, und dass diese sich zusammenschließen, Schwestern*schaften bilden und gemeinsam die Welt verändern sollen, auch den Männern lässt MARINA auf ihrem Album etwas Platz und das nicht immer nur, um sie zu kritisieren.

Von toxischer Männlichkeit und feministischen Befreiungsschlägen

Der Song „Highly Emotional People“ ist beispielsweise ein Song über toxic Masculinity und male Fragility, obwohl das anfangs gar nicht beabsichtigt war, sagt MARINA: „When I was writing it, I wasn’t really thinking about gender I was just thinking how hard it is for some people to be able or feel safe to express how they feel, and I think this is part of a wider conversation that men are brought up since they’re little boys to think it’s not okay to cry or to express emotion. And it’s just so sad and so negative for your health and your heart.“

Neben all den Heavy Topics, politischen Botschaften und wichtigen Konversationsstartern befinden sich auf MARINAs fünftem Longplayer auch einige Break-Up-Songs, die jedoch alle unterschiedlich klingen. „I Love You But I Love Me More“ ist, wie der Titel schon vermuten lässt, eine losgelöste, empowernde Tanznummer, „Pandora’s Box“ ist zwar ruhig, aber überrascht mit unerwarteter Atonalität, und „Flowers“ kommt ganz klassisch und verletzlich daher. Nur ersterer stellt sich jedoch mit den großen feministischen Self-Love-Hits in eine Reihe, wie beispielweise auch der Song mit dieser Hook-Line: „Why be a wallflower, when you can be a venus fly trap?“ - fragt sich MARINA in „Venus Fly Trap“, einem Song, der von ihren Fans bereits als „feminist anthem“ eingeordnet wurde.

Trotz all dem sieht MARINA sich selbst nicht als Aktivistin: „I don’t think I do enough to have that label and I don’t know enough as well. But part of my skill set as a songwriter has always been social commentary because that’s what I’m interested in. And with the past year we were all doing the same thing, which was observing what’s happening and trying to make sense of it. And the way that I coped with it was writing these songs.“

Auch wenn sie sich selbst noch nicht als Aktivistin bezeichnet, ebnet sie sich damit gerade den Weg dorthin. Ihre Fans beschreiben das neue MARINA-Album und ihre neue Sound- und Erscheinungs-Ästhetik als „cultural reset“ und MARINA als „feminist icon“. Außerdem gibt es zum wahrscheinlich besten Song des Albums, dem bereits erwähnten „Purge The Poison“, sogar eine Feature-Version mit Pussy-Riot-Sängerin Nadia.

Marina "Ancient Dreams in a modern Land"

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Vorerst macht MARINA ihren schillernden angry feminist Glam-Pop aber nur für sich selbst und freut sich, wenn sie damit Leute zum Nachdenken oder Tanzen bringt: „When I write I never counsciously think ‚Oh, I want the public to think this‘, I’m speaking to myself. Part of songwriting is to manifest what I secretly really want. And I think it has worked. I’m singing about how we all are affected by the pressure to conform, whether that’s within our families or our friendship groups or just the wider world around us or at work. And the core message is that you’re not here to play it small or to play it safe. We’re all here to bring whatever is unique to us, to the world. And I’ve been able to really break free.“

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