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Das Comeback der Kings Of Convenience

Das norwegische Duo Kings Of Convenience ist endlich mit einem neuen Album zurück. Seit dem letzten von Erlend Oye und Eirik Glambek Boe sind zwölf Jahre vergangen. Vor zwanzig Jahren haben die beiden Skandinavier mit ihrem Debut „Quiet Is The New Loud“ einen neuen, leisen Sound ausgerufen. Ist die Musik der Kings Of Convenience noch immer so magisch wie früher?

von Eva Umbauer

Als die Kings Of Convenience vor zwei Jahrzehnten ihr erstes Album mit „Quiet Is The New Loud“ betitelten, machte das Sinn, denn die 1990er Jahre waren ziemlich laut. Nach den Grunge-Gitarren des Jahrzehnts waren diese beiden jungen Männer aus der norwegischen Stadt Bergen mit ihren akustischen Gitarren eine richtige Sensation. Zwei Typen also mit unplugged- Gitarren, die sie zart zupften und dabei Songs mit Titeln wie „Failure“, „Toxic Girl“ oder „Winning A Battle, Losing The War“ sangen.

Das hatte etwas vom großen US-Duo Simon & Garfunkel, von der schottischen Band Belle And Sebastian oder auch vom sensiblen amerikanischen Post-Grunge-Songschreiber Elliott Smith, aber auch etwas von der Eleganz des lateinamerikanischen Bossa Nova. Es war auf jeden Fall magisch was der leicht nerdig und verschmitzt wirkende Erlend Oye und der gesetztere, ernste Eirik Glambek Boe machten. Dem „quiet is the new loud“-Sound schlossen sich andere Bands an, etwa das Londoner Duo Turin Brakes. Niemand konnte dabei aber je den Kings Of Convenience das Wasser reichen.

Wenn man genau hinhört war das zweite Album der Kings Of Convenience etwas dynamischer in seiner Abmischung im Tonstudio. Es hieß „Riot On An Empty Street“, der „quiet is the new loud“-Sound von Eirik und Erland war aber weiterhin magisch, mit Songs wie „Misread“, „Cayman Islands“, „Gold In The Air Of Summer“ oder „Know-How“, bei dem - wie bei einem weiteren Song - Feist mitmachte. Die kanadische Songwriterin Leslie Feist ist auch beim neuen Album der Kings Of Convenience wieder dabei, ebenfalls bei zwei Songs, „Love Is A Lonely Thing“ und „Catholic Country“.

Cover von Peace Or Love

Universal Music Group

„Peace Or Love“ von den Kings Of Convenience ist bei EMI/Universal erschienen.

Mit „Catholic Country“ ist wohl Italien gemeint, das Land in dem Erlend Oye seit einer Weile lebt, nämlich auf Sizilien, während Eirik Glambek Boe immer in Bergen, der norwegischen Heimatstadt der Kings Of Convenience, geblieben ist. Eirik, der introvertiertere der Kings Of Convenience, studierte Psychologie und hat auch ein Bandprojekt namens Kommode. Erlend, der extrovertiertere der beiden Musiker, war mit seinem Bandprojekt Whitest Boy Alive viel international unterwegs.

Nach dem dritten Album, dem 2009 erschienenen „Declaration Of Dependance“ - mit Songs wie „Boat Behind“ - hieß es erst einmal Pause für die Kings Of Convenience, aber dass es so lange dauern würde, nämlich ganze zwölf Jahre, bis zu „Peace Or Love“ war nicht geplant. Eigentlich waren alle Songs ja längst fertig, auch dem Live-Test unterzogen worden, aber als Eirik und Erlend sie dann 2016/17 aufnehmen wollten, gefielen sie ihnen plötzlich nicht mehr, zum Teil jedenfalls.

Making a record involves a lot of doubt

Vorallem Erlend Oye fiel es schwer, fokussiert zu bleiben, aber auch Eirik Glambek Boe empfand den Prozess als nervenzehrend, also ging man wieder auseinander, um die Batterien der Kings Of Convenience neu aufzuladen - und um diesen „quiet is the new loud“-Sound wiederzufinden. Es stellte sich nämlich als total schwierig heraus, auf natürliche Weise so leise, so easy und dennoch so deep zu klingen. Wie hatten sie das bloß gemacht in der Vergangenheit, mit Songs wie „Summer On The West Hill“? Hatten die Kings Of Convenience den Faden verloren, ja, war ihnen gar ihre einzigartige Magie abgekommen?

Sollten die Kings Of Convenience einen Schlagzeiger einladen, oder Streicherarrangements machen, oder gar Synthies verwenden? Erlend Oye und Eirik Glambek Boe stellten sich viele Fragen und hatten ebenso viele Zweifel. Aber schließlich kamen die beiden Norweger überein, dass sie - nun älter geworden - eigentlich noch viel mehr haben, worüber sie gerne singen würden, und dass sie überhaupt nicht größer überlegen sollten, sondern einfach das tun, was sie am allerbesten können.

„We still try to do as much as we can with two guitars and two voices, trying to be inventive while not trying to re-invent ourselves“.

Die allerersten Aufnahmen zum neuen Album der Kings Of Convenience gehen über fünf Jahre zurück. Die Band spielte gerade im südamerikanischen Santiago de Chile, als man sich dort ein Studio suchte und einen neuen Song einspielte. Das hätte eine Art Startschuss werden sollen, aber es kam anders.

Es war schließlich Leslie Feist, die die Kings Of Convenience wieder auf den Weg gebracht hat, den sie schon für verloren gehalten hatten, und die ihnen wieder den nötigen Enthusiasmus gegeben hat. Feist war gerade in Italien und kam nach Sizilien in das Haus von Erlend Oye, Eirik Glambek Boe kam ebenfalls und so entstand ein Song, zwei Monate später kam dann in Berlin ein weiterer mit Feist zustande:

„She gets the best out of us. When we are with her, we want to do our best, because we both appreciate so much to sing with her. That´s when it started to feel like, okay, we have the necessary quality. We have the power we need. And we had the idea to re-record a few things that we were not so convinced. We started to feel like we finally had something good - just before the pandemic started.“

Kurz bevor die Corona-Krise begann, waren dann zum Glück die Songs auch fertig geworden. „Rocky Trail“ etwa ist ein Song, den Eirik Glambek Boe geschrieben hat, ein Song, der keinem klassischem Vers-Refrain-Vers-Schema folgt. Es ist ein typischer, Indie-Folk-Song von Eirik, wie Erlend Oye meint. Erlend ist der direktere Songschreiber und Texter bei den Kings Of Convenience, während Eirik mehr Metaphern in seinen poetischen Texten verwendet.

It´s only us, with very little competition in our field. It´s like we are competing in the sport of curling or something like that.

Manchmal hört man eine Violine bei den neuen Songs der Kings Of Convenience, und einmal - bei „Fever“ - gar einen Drum-Beat, aus einer Drum-Machine.

Sonst ist alles beim immer noch faszinierenden „Alten“ des Duos. Die nicht unähnlichen Stimmen der beiden harmonieren nach wie vor, haben manchmal sogar noch etwas „Unschuldiges“ und Junges von damals, auch wenn Erlend Oye und Eirik Glambek Boe nun Bärte tragen, in denen die grauen Haare nicht zu übersehen sind. „Peace Or Love“, Friede oder Liebe. Beides geht nicht. Die Magie der Kings Of Convenience ist tatsächlich noch intakt.

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