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Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Roguebook"

Abrakam Entertainment / Nacon

„Roguebook“ ist ein vielseitiges Card Game in entzückendem Look

Ein Kartenspiel als großes, zauberhaftes Abenteuer, das ist die Idee von „Roguebook“. Das Roguebook ist ein riesiger alter Wälzer. Ein verwunschenes Buch, in dem unsere Held*innen gefangen sind. Bevor sie ausbrechen können, müssen sie die einzelnen Seiten des Buches freilegen und sich durch eine Menge Monster kämpfen.

Von Robert Glashüttner

Es wird immer schwieriger einzuschätzen, ob sich ein neues Computerspiel durchsetzen wird oder nicht. Manchmal schaffen es unfertige Indie-Games, sich innerhalb weniger Monate millionenfach* zu verkaufen, an anderer Stelle scheitern* wiederum riesige Konzerne - trotz ihrer Marktmacht samt dazugehöriger Datenauswertungswut - daran, ein Game zu etablieren. Der Look eines Spiels sagt nichts über den möglichen Erfolg aus, ebenso der spielerische Umfang. Die Grafiken eines Kartenspiels* etwa können verhältnismäßig laienhaft gestaltet sein, und ein kurioses Gänsespiel* ist in wenigen Stunden durchgespielt. Dennoch verkauften sich beide Titel jeweils über eine Million Male.

* FM4 hat berichtet.

Bleiben wir beim oben verlinkten Kartenspiel, dem mittlerweile zu einem sehr jungen Klassiker avancierten „Slay The Spire“. Das Ende 2017 in einer Frühversion erschienene und Anfang 2020 fertig veröffentlichte Einzelspieler*innen-Indie-Game hat ein neues Genre begründet: das zufallsgenerierte Kartenkampfabenteuer. Weil das aber eher eine sperrige Beschreibung als eine Gattung ist, sind viele Fans und Fachschreibende mittlerweile dazu übergegangen, ähnliche Games simpel als „Slay-likes“ zu bezeichnen. Diesbezüglich hat die Vergangenheit gezeigt: Ist mal ein eigenes Genre nach deinem Produkt benannt, hast du alles richtig gemacht. Oder besser gesagt: Es ist alles richtig gelaufen.

Sammelkarten und kein Ende

Seit „Slay The Spire“ seinen Siegeszug angetreten hat, sind Sammelkartenspiele noch populärer geworden. Viele Games-Entwicklungsteams, kleine wie mittelgroße, haben in den letzten Jahren ihre eigenen Titel designt, umgesetzt und veröffentlicht - mit unterschiedlichem Erfolg. Wie eingangs erwähnt, sind Look, Umfang und auch Einfallsreichtum kein Garant für Aufmerksamkeit. Zusätzlich ist irgendwann auch der Markt übersättigt, der Trend wieder im Abklingen.

Genau in diese schwierige Zeit fällt nun ein weiteres Slay-like, das die Spielmechanik des Originals um einige Elemente erweitert und dadurch hofft, noch mehr strahlen zu können: „Roguebook“. Die Entwickler*innen sind keine Unbekannten: Es ist die belgische Firma Abrakam, die bereits Mitte 2016 ihr eigenes „großes“ Sammelkartenspiel vorgelegt hat, das sogar noch Mitte und Ende 2020 für Konsolen portiert worden ist: „Faeria"*. Damals war der Hauptkonkurrent freilich noch nicht "Slay The Spire“, sondern das Genre-Schwergewicht „Hearthstone“.

Wir erobern ein gefährliches, magisches Buch

„Roguebook“ führt uns in eine entzückende, farbenfroh gestaltete Fantasywelt, deren Wesen wir teilweise schon aus „Faeria“ kennen. Unsere vier spielbaren Held*innen sind eine menschliche Magierin, eine dämonische Riesenratte, ein kampflustiger, humanoider Frosch und eine weise, alte Schildkröte. Wir starten immer zu zweit, und spielen dementsprechend auch mit zwei unterschiedlichen Kartenstapeln, die zusammengemischt werden - eine Hälfte der Karten sind der einen Figur, die andere der anderen Figur zugewiesen und kann auch nur von dieser gespielt werden.

„Roguebook“, entwickelt von Abrakam Entertainment, ist im Vertrieb von Nacon für Windows auf Steam erschienen. Versionen für Konsolen folgen in Kürze.

Wir arbeiten uns nicht nur durch einzelne Positionen vorwärts, sondern erobern ganze Spielfelder - die verwunschenen Seiten des namensgebenden Roguebook. Am Anfang sind noch fast alle Inhalte dieser Buchseiten bzw. des Spielbretts verdeckt. Erst mit dem Einsatz unseres Malpinsels und mit magischer Tinte können wir immer mehr Bereiche freilegen und neue Inhalte finden.

Zu zweit kämpft es sich besser

Das Spielfeld jedes Levels besteht aus vielen sechseckigen Feldern, auf denen unser jeweils gewähltes Heldenduo herummarschiert. Auf den Feldern finden wir neue Spielkarten, Gold und andere Gegenstände. Und wir finden Kämpfe, wo es dann zum Herz von „Roguebook“ geht, in die Schlacht.

In jeder (Karten-)Schlacht kämpft unser Heldenduo gegen einen oder mehrere Gegner. Unsere Startkarten lösen Angriffs- und Verteidigungsaktionen aus, aber schon bald kommen auch komplexere Effekte hinzu. Besonders einfallsreich sind die Verbündetenkarten, die unser Kampfduo kurzfristig mit zusätzlichen Figuren erweitert, die wahlweise den Gegnern Schaden zufügen oder anderswertige Aktionen ausführen.

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Roguebook"

Abrakam Entertainment / Nacon

Permanente Verbesserungen (die obere Leiste im Bild) helfen unseren Held*innen im Kampf, wahlweise individuell oder kollektiv.

Ebenfalls sehr wichtig ist die Platzierung unserer zwei Held*innen. Während unseres Zuges wechseln diese nämlich oft die Plätze. Manche Karten kann eine Figur beispielsweise nur von der hinteren oder nur von der vorderen Position aus spielen. Und wer am Schluss unseres Zuges an der Front steht, bekommt natürlich dann den Schaden durch die Angreifenden ab.

Reaktiv statt proaktiv

„Roguebook“ ist ein visuell sehr hübsch gestaltetes und auch spielerisch abwechslungsreiches Kartenspiel. Die computergesteuerten Gegner sind oft schwer zu besiegen. Nur mit dem richtigen Kartenmix, kluger Taktik und ein bisschen Glück kann man sie bezwingen. Vor allem die Rollenspiel-, Adventure- und Brettspielelemente machen das Game ziemlich außergewöhnlich. Der einzige spielerische Wertmutstropfen ist der Umstand, dass es einige Anläufe braucht, bis man einen Großteil der Karten und Features freigeschaltet hat.

Unabhängig vom Spiel an sich ist es fraglich, wie erfolgreich „Roguebook“ sein kann. Die Situation heute ist ähnlich wie mit „Faeria“ vor fünf Jahren: Man hat zwar ein tolles Spiel mit einigen neuen Ideen, das jedoch in sehr große Fußstapfen tritt. Damals war „Hearthstone“ großes Vorbild und die große Konkurrenz zugleich, heute ist es „Slay The Spire“, dessen Popularität nur schwer zu knacken sein wird. Was helfen könnte, ist der klingende Name Richard Garfield, Mastermind hinter „Magic The Gathering“, dem bald 30 Jahre alten Urvater aller modernen Sammelkartenspiele. Er war von „Faeria“ so begeistert, dass er nun bei „Roguebook“ mitgestaltet hat.

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Roguebook"

Abrakam Entertainment / Nacon

Karten können mit diversen Edelsteinen verbessert werden.

Den Entwickler*innen von Abrakam ist es jedenfalls zu wünschen, dass sich ihr zweites Game besser verkauft. Mit dem immer noch fantastischen und sehr umfangreichen „Faeria“ haben sie sich lange durchgekämpft, obwohl die Userzahlen nie besonders hoch waren. Vielleicht läuft es mit „Roguebook“ nun besser und das Spiel wächst über den Status des Geheimtipps hinaus.

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