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Pressekonferenz der Wiener Club-Betreiber

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Auf der Suche nach dem kontrollierten Exzess

Am 1. Juli dürfen die Clubs wieder öffnen, doch vieles bleibt noch unklar.

Von Ali Cem Deniz

Auch nach über einem Jahr Corona gibt es Momente, die aufzeigen, wie viel sich verändert hat. Wenn etwa Stefan Schürz, Betreiber des Clubs Das Werk erzählt: „Wir haben über 17.000 Kubik Luftleistung im Werk. Wir tauschen die Luftmenge des gesamten Raumes alle 2,8 Minuten. Das ist schon ganz gewaltig.“ Die Clubs sind die, die am längsten auf die Öffnung warten. Doch sie wollen nicht nur öffnen, sondern vor allem offen bleiben. Die Stadt Wien hat für 10.000 Menschen, die in der Nachtgastro angestellt sind, Impfdosen reserviert. Die Gäste müssen sich an die 3-G-Regel halten.

Die 1-G-Regel

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, der gemeinsam mit dem Werk ein Sicherheitskonzept erarbeitet hat, plädiert für die 1-G-Regel. Das heißt nicht etwa, wie der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker vorgeschlagen hat, dass nur Geimpfte Einlass bekommen, sondern nur Menschen mit einem aktuellen negativen PCR-Test. Das Werk will mit dieser 1-G Regeln starten, die auch für Geimpfte gilt. „Es geht darum, dass man hier kein größeres Risiko hat als sonst wo im öffentlichen Raum“, sagt Hutter. Eine Impfung oder eine durchgestandene Coronavirus-Infektion sei kein Garant dafür, dass man keine Viren abgibt, so der Mediziner. Mit einem PCR-Test würde das Risiko für alle, egal ob geimpft oder nicht, minimiert werden.

Sicherheitskonzepte und Ressourcen

Im Werk sollen vier Angestellte die negativen Testergebnisse und die Einhaltung der Bestimmungen überprüfen. Auch im The Loft werden zwei Mitarbeiter*innen nur für die Covid-19-Präventionsmaßnahmen verantwortlich sein. Menschen sicher in ein Club und sicher wieder raus zu bringen sei eine Kompetenz der Nachtgastro, sind sich die Betreiber*innen einig. Doch die Frage, wie kleine Clubs mit wenig Personal da mithalten können, bleibt unbeantwortet.

Nach den ersten Lockdown-Wellen bemühte man sich im letzten Jahr noch um Zusammenhalt innerhalb der Szene. Dieses Jahr scheint die Situation anders zu sein. So sorgt sich der Betreiber der Arena Wien um „schwarze Schafe“, also Lokale, die sich nicht an die Regeln halten. Dafür müssten am Ende alle büßen. Ewald Lochner, Sucht- und Drogenkoordinator der Stadt Wien, hofft, dass die Menschen selbst, auf Social Media auf eventuelle fehlende Sicherheitskonzepte aufmerksam machen.

Was für die Clubs spricht

Eine Herausforderung ist auch das Publikum. Wollen die Menschen nach einem Jahr überhaupt in die Clubs oder weiterhin im Freien feiern? Veranstalterin Frederika Ferková glaubt, dass Clubs nicht nur ein besonderes kulturelles und musikalisches Programm anbieten, sondern auch als safe spaces punkten können. Für Frauen oder sexuelle Minderheiten seien die Clubs sicherer.

Stefan Stürzer will mit seiner Soundanlage die Menschen in die Clubs bringen. „Die wenigsten haben in ihrem Wohnzimmer eine Anlage um 100.000 Euro. Ich glaube, dass das auch die Leute wieder anziehen wird.“ Für Mediziner Hans-Peter Hutter spricht nicht zuletzt die Gesundheit für eine Öffnung. „Soziale Kontakte sind auch unglaublich wichtig, um unsere Gesundheit zu erhalten.“

Nach einer Stunde unter der brütenden Mittagsonne ist die Pressekonferenz der Vienna Club Commission vorbei. Um das Tanzen, die Clubkultur und inhaltliche Punkte ist es dabei kaum gegangen. Trotz Impfungen und sinkender Infektionszahlen gilt die Clubkultur vorrangig als „Sicherheitsproblem“. Unklar ist außerdem, welche Regeln wirklich gelten werden. Die entsprechende Verordnung ist - zum Unmut der Betreiber*innen – noch nicht veröffentlicht worden. Nur eins ist klar: Ab dem 1. Juli werden sie wieder den schwierigen Spagat zwischen Kontrolle und Exzess versuchen.

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