„Critters for Sale“ ist Punk-Anarchie in Videospielform

Das seltsame Adventure „Critters for Sale“ ist verwirrend, surreal und unverfroren - eine spannende Mischung aus dem Games-Untergrund.

Von Rainer Sigl

Michael Jackson ruft mich um vier Uhr morgens an und bestellt mich in einen Nachtclub. Dort erklärt mir der längst verstorbene King of Pop, dass er eigentlich ein Zeitreisender aus dem 23. Jahrhundert ist, der von bösen Gestalten aus einer Paralleldimension verfolgt wird. Wenig später bin ich Gast bei einem satanistischen Ritual irgendwo in Marokko, flüchte vor Killerclowns und unterhalte mich im buddhistischen Jenseits mit Katzen.

Im Videospiel „Critters for Sale“ erforsche ich fünf seltsame Adventure-Episoden und weiß nie, was mich als Nächstes erwartet - und genau das macht seinen surrealen Reiz aus.

Schwarzweiß und abgefahren

„Critters for Sale“ ist schon optisch außergewöhnlich: Die schwarzweiße, körnige Retrografik erinnert an die absolute Frühzeit der Videospiele, dank psychedelischer Animationseffekte sieht das Ganze aber durchaus schick aus. Der Sound, der die schrittweise umblätternden Szenen untermalt, ist dabei ebenso abwechslungsreich wie ungewöhnlich.

Um die Optik und die Musik geht es hier aber nicht, stattdessen versinkt man in fünf lose verbundenen, kurzen Adventure-Episoden in einer ebenso abgedrehten wie überraschenden Story. Das Ziel ist dabei, jedes der 18 möglichen Spiel-Enden zu erreichen; das bedeutet zwar Wiederholung, aber bietet eine Menge an recht bizarren WTF-Momenten.

DIY-Horror-Trash

„Critters for Sale“ ist so etwas wie das Videospiel-Äquivalent zu einem Punk-Album: Hier geht es nicht um hübsche Oberflächen, sondern um unbekümmertes Do-it-Yourself, mit einer Riesenportion frecher Anarchie und schrägem Charme. Dass die wild zusammengewürfelten Motive aus Science-Fiction, Horror und Mystery hier nicht unbedingt ein sinnvolles Ganzes ergeben, passt so gesehen perfekt ins Konzept.

Wer Lust auf ein absolut einzigartiges Adventure mit reichlich surrealem Horrorcharme hat, wird von „Critters for Sale“ nicht enttäuscht werden. Alleine für die originelle Präsentation und seine unorthodoxe Story hat es seine Underground-Empfehlung absolut verdient.