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Julia Brückler

Julia Brückler / privat

Road to Tokyo

„Ich muss mir selbst nichts mehr beweisen“ - Julia Brückler im Olympia-Porträt

Mit den diesjährigen Olympischen Spielen schreibt Julia Brückler jetzt schon österreichische Sportgeschichte: Die Gerasdorferin ist die erste und einzige Profi-Skateboarderin, die für Österreich in der Disziplin „Street“ um eine Medaille kämpft. Wie sich Julia Brückler auf Tokio vorbereitet und was die Olympischen Spiele für ihre Sportart bedeuten, hat sie im FM4 Interview erzählt.

Von Michaela Pichler

„Ich fahre Skateboard und auf Bewerbe, mit oder ohne Olympische Spiele! Das ist einfach so, ich mache das, weil das meine Leidenschaft ist!“, antwortet Julia Brückler auf die Frage, was die kommenden Olympischen Spiele in ihrem Leben bisher verändert haben. Gerade kommt die 31-jährige Profisportlerin aus Rom, wo sie sich endgültig bei der World Championship für ein Ticket nach Tokio qualifiziert hat. Zum ersten Mal finden bei der heurigen Ausgabe der Olympischen Spiele auch Skateboard-Contests in den Disziplinen „Park“ und „Street“ statt.

Bedroht Olympia den Kern des Skateboardens?

Während die einen sich von Olympischen Spielen mehr Aufmerksamkeit und Geld fürs Skateboarden erhoffen, sehen andere dadurch die Skatekultur bedroht. Olympia spaltet die Szene.

Neben Skateboarden feiern außerdem Sportklettern, Surfen, Soft- bzw. Baseball sowie Karate ihre Olympia-Premiere, alles Sportarten, um die Olympischen Spiele attraktiver für ein jüngeres Publikum zu machen. Julia Brückler sieht in dieser Entwicklung eine positive Chance für ihre Sportart. „Natürlich ist es cool, dass Skateboarden jetzt bei Olympia dabei ist. Und es gibt dadurch auch mehr Möglichkeiten für den Sport. Es ist jetzt anerkannt. Die Leute merken, dass es eben nicht nur ein Spielzeug ist, sondern etwas, was man leidenschaftlich und gut machen kann!“

Julia Brückler im FM4 Studio

FM4/Michaela Pichler

Die Olympischen Spiele finden heuer zum 32. Mal statt. Alle Infos zu Olympia in Tokio, den Wettkämpfen und Teilnehmer*innen gibt es hier!

Straight Outta Gerasdorf

Julia Brückler hofft im Zuge dieser Anerkennung auf mehr Budget für die Skate-Community. Leidenschaftlich steht sie seit zwanzig Jahren auf dem Brett. Seit einem Jahrzehnt beweist sich Österreichs beste Skateboarderin auch in Wettbewerben auf der ganzen Welt und hat ihre Passion zum Beruf gemacht. So hat sie zum Beispiel 2014 als einzige Europäerin beim größten Skate-Contest der Welt mitgemischt, den X-Games.

Mittlerweile lebt Julia Brückler in Texas, in der Kleinstadt Belton. In den Staaten gibt es mehr Skateparks, mehr Wettbewerbe und mehr Sponsoren. Aufgewachsen ist Julia Brückler allerdings in Gerasdorf in Niederösterreich und in Wien, wo sie auch das erste Mal auf einem Skateboard gestanden ist. Anfang der 2000er-Jahre war die Skateszene in Österreich quasi ausschließlich männlich dominiert. Vor allem in den letzten Jahren hat sich das zum Glück verbessert. „Die Hemmschwelle, die es damals schon noch für Mädels gab, ist jetzt nicht mehr so da. Jetzt ist es normal, wenn du in einen Skatepark gehst und da siehst du ein, zwei, drei Mädels. Und das ist cool! Das war früher einfach gar nicht der Fall.“

Mittlerweile zeigt Julia Brückler in ihrer Disziplin „Street“, dass sie ihre männlichen österreichischen Kollegen überholt hat und es damit als erste skatende Person aus Österreich bis zu den Olympischen Spielen geschafft hat. Beim Street-Skateboarden fährt man nicht in einer Half Pipe oder in einem Pool wie in der Disziplin „Park“, sondern in einem betonierten Skatepark, in dem kleine Hindernisse wie Obstacles, Rails und Stufen zum Tricksen einladen.

„Dieses Olympia wird anders!“

Die Vorbereitungen laufen für die 31-jährige Profisportlerin wie vor jedem anderen Contest ab. Im Olympischen Dorf in Tokio haben die Teilnehmer*innen fünf Tage Zeit, im Skatepark zu trainieren. Die Vorfreude ist groß, mit Druck hat Brückler allerdings gelernt, umzugehen. Sie muss sich selbst nichts mehr beweisen.

„Wenn ich das jetzt schaffe, ist das super. Und wenn nicht, ist das auch okay. Davon geht meine Welt nicht unter!“

Beim Skaten geht es der Wahl-Texanerin um den Spaß, bei den Wettbewerben hauptsächlich ums Reisen. Heuer läuft das aber leider anders wie gewohnt ab. Die Olympischen Spiele mussten nicht nur um ein Jahr verschoben werden, lange Zeit war nicht klar, ob sie überhaupt noch stattfinden können. Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen dürfen Brückler und ihre Kolleg*innen das Olympische Dorf in Tokio nicht verlassen. Ein Wermutstropfen für die ansonsten vorfreudige Sportlerin: „Das wird für mich sehr schwierig. Denn das schönste an den Contests ist, dass man auch die Länder und Städte sieht, und ich war noch nie in Tokio!“

Lampenfieber gehört für die Spitzensportlerin immer noch zu jedem Wettbewerb dazu, egal ob Olympische Spiele oder X-Games: „Ich bin natürlich immer noch nervös. Aber normalerweise, sobald mein Run anfängt, bin ich so in meiner Welt drinnen, dass ich dann gar nichts mehr von außen mitbekomme.“

Am 26. Juli heißt es dann „Daumen drücken“! Denn da findet der Skateboard Contest für Frauen in der Disziplin „Street“ zum aller ersten Mal bei den Olympischen Spielen statt. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Toi Toi Toi

Zwanzig Skateboarderinnen treten Ende Juli im Street-Contest bei den Olympischen Spielen an. Julia Brückler hat sich in dieser Disziplin zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Rom qualifiziert. Neben Österreich skaten Profis vor allem aus den USA, Japan, Brasilien und den Niederlande gegeneinander. Julia Brücklers Ziel in Tokio? „Dass ich meine Tricks, die ich mir vornehme, schaffe. Um das geht’s! Was die Judges dir für Punkte geben, da hast du eh keinen Einfluss darauf. Ich werde deshalb meinen Stil nicht verändern, weil mein Skaten hat mich da hingebracht, wo ich jetzt bin. Wie gesagt, ich mach das für mich selber, und ich möchte die Sachen, die ich mir vornehme, schaffen. Was für eine Platzierung dann rauskommt, das sehen wir dann!“

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