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Jakob Schubert klettert

Moritz Liebhaber / KVÖ

road to tokyo

Road to Tokyo: Dabei sein ist zu wenig für Jakob Schubert

Sportklettern feiert bei den Olympischen Spielen in Tokyo seine Premiere als olympische Sportart. Der 30-jährige Innsbrucker Jakob Schubert ist einer von nur 20 Kletterern, die bei dieser Premiere dabei sein dürfen. Aber nur dabei sein ist für ihn nicht alles.

Von Simon Welebil

Für Jakob Schubert war immer klar, dass Sportklettern ins Olympische Programm aufgenommen werden würde. Er war sich aber nicht sicher, ob er das noch in seiner aktiven Karriere erleben würde. „Es ist schon irgendwie ein Traum, der in Erfüllung geht, dass ich jetzt bei meinen ersten Olympischen Spielen dabei sein darf.“

Jakob Schubert ist einer der erfolgreichsten Athleten in der Geschichte des Wettkampfklettern. 22 Weltcupsiege hat er im Vorstieg und Bouldern bisher gefeiert, dreimal ist er Weltmeister geworden. Am 3. August wird er zum ersten Mal olympisch klettern, in einer Disziplin, die extra für die Olympischen Spiele erfunden wurde. Das „Olympische Kombinationsformat“ war eine strategische Entscheidung des Internationalen Kletterverbands. In der einzigen Medaillenentscheidung, die das Internationale Olympische Komitee dem Sportklettern für Tokio 2020 zugesprochen hatte, sollten alle drei traditionellen Kletterdisziplinen, Lead, Bouldern und Speed, präsentiert werden, um später vielleicht einmal in jeder Disziplin Medaillentscheidungen zu bekommen.

Jakob Schubert

Simon Welebil

2018 krönt sich Jakob zum Weltmeister im Vorstieg und in der Olympischen Kombination.

Umstellung für den Traum Olympia

Als Teil der Internationalen Athletenvertretung hat Jakob Schubert selber an diesem Kombinationsformat gefeilt, bei dem alle drei Bewerbe geklettert werden und die jeweils erzielten Plätze in den einzelnen Disziplinen dann miteinander multipliziert werden. Für dieses Format hat er mit Speedklettern eine für ihn neue Disziplin erlernen müssen. „Bouldern und Vorstieg sind die zwei Schwierigkeitsdisziplinen. Die ergänzen sich ein bisschen, bzw. haben ein ähnliches Training. Speed ist einfach komplett was anderes. Da geht’s nicht mehr um die Schwierigkeit des Kletterns, sondern rein um die Schnelligkeit, im Grunde ist das fast schon eine andere Sportart.“

Jakob Schubert hat sich dennoch recht schnell an die neue Herausforderung Kombination gewöhnt. Die Wettkampfpremiere des Formats bei den Kletterweltmeisterschaften 2018 in Innsbruck hat er gewinnen können und ein Jahr später hat er bei den Kletterweltmeisterschaften im japanischen Hachiojigleich die erste Chance genützt, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

Traumjob Kletterprofi

Obwohl Jakob Schubert nun schon seit zwei Jahren weiß, dass er bei den Olympischen Spielen dabei sein würde, hatte er nie Probleme, seine Motivation so lange aufrecht zu erhalten: „Im Grunde muss ich einfach nur das machen, was ich am liebsten tue, und das ist hart klettern, oder hart trainieren, um ein besserer Kletterer zu werden. Das ist nicht nur mein Job, sondern ich bin einer der Glücklichen, der das, was er am liebsten tut, zu seinem Job hat machen können.“

In den nächsten Wochen bis zu den Olympischen Spielen gehe es noch darum, an Kleinigkeiten zu arbeiten und mental voll bereit zu sein. Bei den letzten Wettkämpfen habe er gesehen, dass er auf einem guten Weg zur Topform ist. Den Vorstiegs-Weltkampf in Innsbruck Ende Juni hat er gewonnen.

Spielen bei den Olympischen Spielen

Die Vorfreude auf Tokyo steigt für Jakob Schubert jetzt täglich, auch wenn die Spiele unter Pandemiebedingungen doch anders ablaufen werden. Womöglich muss er sehr viel Zeit in seinem Zimmer im Olympischen Dorf verbringen. Vor Langeweile fürchtet er sich jedoch nicht. „Ich bin auch ein bisschen ein Gamer, von dem her kann ich auch sehr viel Zeit auf meinem Handy oder auf der Switch verbringen, ohne dass mir langweilig wird.“ Und im Olympischen Dorf könne man sich voraussichtlich doch ein wenig bewegen und es gäbe genug Athlet*innen vor Ort, mit denen er befreundet ist.

„Olympia-Sightseeing“ wird er auf jeden Fall einschränken müssen, aber das hätte er vor seinem Wettkampf ohnehin nicht vorgehabt. Jakob Schubert will nicht einmal zu viel in die Sonne gehen, um vor dem Bewerb nicht unnötig Risiken einzugehen, die sich auf seine Leistung auswirken könnten, denn er nimmt sich für die Olympischen Spiele einiges vor.

Obwohl das Kombinationsformat mit vielen Zufällen aufwarten kann und deshalb schwer vorhersagbar ist, hält Jakob Schubert seine hohen Erwartungen nicht zurück. Allein bei Olympia dabei zu sein, sei was Besonderes „trotzdem ist es für mich in meinem Alter und dem, was ich im Klettern schon alles erreicht habe nicht das Motto ‚Dabei sein ist alles‘, sondern wenn ich schon einmal die Chance habe, bei solchen Spielen dabei sein zu dürfen, dann möchte ich schon einmal zeigen, was ich draufhabe und um eine Medaille mitkämpfen.“

Wie geht’s nach Olympia weiter?

Ganz egal, wie die Olympischen Spiele für Jakob Schubert verlaufen, sollen sie kein Schlussstrich unter seine Wettkampfkarriere sein. Er möchte auf jeden Fall auch nach Olympia noch einige Jahre Wettkämpfe bestreiten, wenn auch vielleicht mit längeren Auszeiten zwischendurch für das Klettern am Fels.

2024 stehen in Paris auf jeden Fall wieder Olympische Spiele an. Für die könnte er dann wieder aufs Speedklettern verzichten, denn da wird es bereits zwei Medaillenentscheidungen im Klettern geben. „Dann hoffe ich, dass ich da noch einmal Medaillenanwärter sein werde.“

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