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Die Corona-Maßnahmen auf Festivals

Wegen der ansteckenderen Delta-Variante gibt es Befürchtungen, dass Festivals und Großveranstaltungen zu Superspreader-Events werden könnten. Wir haben uns die Sicherheitskonzepte des Free Tree Festivals in Taiskirchen im Innkreis, vom Szene Openair in Lustenau und vom FM4 Frequency angeschaut.

Von Lukas Lottersberger

Die Virologin Dorothee von Laer hat kürzlich mit einer Aussage in der Kronen Zeitung gehörig Staub aufgewirbelt. Sie habe keinerlei Verständnis dafür, dass Festivals wie das FM4 Frequency stattfinden dürften. Ende Juli soll eine neue Verordnung für Klarheit sorgen – was drinstehen wird, ist noch unklar. Fix ist: Für Veranstalter*innen wäre eine kurzfristige Absage eine Katastrophe. Lange Gesichter bei Ticketbesitzer*innen wären auch vorprogrammiert. Grund genug, sich einmal die Sicherheitskonzepte einiger Festivals anzuschauen.

Die digitale Variante

„Unsere Herausforderung ist, dass es ein Drei-Tages-Festival ist und dass wir das ordentlich kontrollieren“, sagt Johann Gattermaier, Veranstalter des Free Tree Festivals in Taiskirchen im Innkreis.

Kritisch sei es vor allem zu Beginn bei den Eingangsbereichen, erklärt der Veranstalter. Personen ohne 3G-Nachweis sollten sich nämlich nicht mit Gästen mit Nachweis durchmischen. Hier werde in Abstimmung mit den Behörden geplant. Wer nicht genesen oder geimpft ist, braucht freilich einen Test. Diese sind unterschiedlich lange gültig.

Mit einem digitalen Zutrittssystem, bei dem der jeweilige Status der Festivalgäste registriert wird, will man hier den Überblick bewahren. Schon vorab kann der Status online eingetragen werden, der dann mit dem Festivalbändchen verknüpft wird. „So können wir das gewährleisten, dass das ordentlich funktioniert“, ist Gattermaier überzeugt. Auch das „Ablaufdatum“ des Tests wird vermerkt. Ist er nicht mehr gültig, muss ein neuer Test gemacht werden. Dafür steht ein Shuttle bereit, der unweit einer Teststation hält.

So läuft’s beim FM4 Frequency

Ein ähnliches System gibt es heuer beim FM4 Frequency. Alle Besucherinnen und Besucher müssen sich vorab online registrieren. Schon hier wird abgefragt, ob man geimpft oder genesen ist. Diese Gruppen haben es natürlich am leichtesten zum Reinkommen. Der Status wird dann mit dem RFID-Festivalbändchen verknüpft. „Alle die geimpft sind, bekommen fürs ganze Festival den grünen Status. Alle, die PCR-getestet sind, haben 72 Stunden, die runterlaufen“, erklärt Veranstalter Harry Jenner.

Mumford & Sons

Patrick Wally

Mumford & Sons beim FM4 Frequency 2017

Wer nicht geimpft oder genesen ist, kann zwar mit einem Test kommen, wird aber auf dem Festival ohnehin noch einmal PCR-getestet, „um hier den Behörden gerecht einen Goldstandard zu erfüllen“, betont Harry Jenner. Sind die 72 Stunden um, muss noch einmal getestet werden. Immerhin dauert das Frequency ja heuer vier Tage. Für Testmöglichkeiten ist gesorgt.

Checkpoints beim Szene Openair

Auch beim größten Festival Westösterreichs, dem Szene Openair in Lustenau hat man sich vorbereitet. Bei dem dreitägigen Event werden täglich 7.000 Leute erwartet. Online-Registrierung gibt es hier keine, aber Checkpoints, erklärt Veranstalter Hannes Hagen: „Es gibt zwei Checks auf dem Gelände. Einmal, wenn man auf den Campingplatz geht und einmal, wenn man aufs Kerngelände kommt“, so der Veranstalter. „Wer vom Campingplatz aufs Kerngelände geht, wird jedes Mal 3G-gecheckt. Der Campingplatz läuft wie ein Hotel. Da braucht man nur beim Check-In einen negativen Coronatest.“

Festival-Gäste am Szene Openair

Jana Sabo

Am Szene Openair

Für Testmöglichkeiten ist in Lustenau ebenfalls gesorgt: In unmittelbarer Nähe des Szene Openair gibt’s eine Teststation und auch am Festival selbst werden Antigen-Schnelltests durchgeführt. Aber was passiert eigentlich, wenn ein Festivalgast erkrankt? „Dann soll er oder sie möglichst bald melden bei uns bei einem Covid-Clearing-Point. Dann wird er eine Maske bekommen und kann dann mit einem Sicherheits-Mitarbeiter sein Zelt zusammenpacken“, sagt Hannes Hagen. Der Ablauf werde dann über die Gesundheitshotline 1450 koordiniert, die infizierte Person und mögliche Kontaktpersonen müssen das Festivalgelände gesichert verlassen.

Die Krux mit der Planungssicherheit

Das Gesundheitsministerium arbeitet angeblich gerade an einem Entwurf für die Verordnung für Ende Juli, die bestimmen wird, ob und wie Großveranstaltungen unter den aktuellen Umständen stattfinden können. Ein Damoklesschwert für Veranstalter*innen. Der Worst Case wären wie gesagt kurzfristig verordnete Absagen, oder aber auch Kapazitätsbegrenzungen für Festivals und Großevents. Ob es dazu kommen wird, ist freilich noch ungewiss.

Die Regierung hat unterdessen diese Woche den Veranstalterschutzschirm adaptiert. Die mit einem Volumen von 300 Millionen Euro ausgestattete Hilfsmaßnahme erhält laut Aussendung einen Schutzschirm II, der sich an „große und besonders wertschöpfungswirksame Veranstaltungen“ richtet.

Die bisherige maximale Haftungssumme lag bei 2 Millionen Euro pro Veranstalter. Diese wurde auf 10 Millionen Euro erhöht. Die Haftung beläuft sich auf bis zu 80 Prozent des „nachgewiesenen finanziellen Nachteils“. Eine Beantragung wird bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) bis Ende Oktober 2021 möglich sein, eingereicht werden können Veranstaltungen, die bis Ende 2022 stattfinden. Fraglich ist, ob diese Maßnahme als Signal für kommende strengere Regeln für Großevents gedeutet werden kann.

Die Veranstaltungsbranche will aber in aktuellen Werbesujets Zuversicht ausstrahlen. Hannes Hagen vom Szene Openair meint jedoch: „Es nützt nichts, zu spekulieren. Wir müssen es sowieso so nehmen, wie es kommt.“ Man plane aber „zu 100 Prozent voraus“ und sei „gewappnet für alle Eventualitäten“. „Sollte sich die Lage verschlimmern oder die politische Meinung ändern, dann werden wir nichts daran ändern können und die Besucher*innen auch nicht“, so der Veranstalter. Momentan seien alle Ampeln auf Grün, gibt sich Hagen zuversichtlich und meint: „Fingers crossed.“

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