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Faye Webster: „I Know I’m Funny haha“

Die US-Musikerin Faye Webster ist erst Anfang 20, hat mit „I Know I’m Funny haha“ aber jetzt schon ihr viertes Album veröffentlicht. Faye kommt aus Atlanta, Georgia, im Süden der Vereinigten Staaten und verbindet wie keine andere (Indie) Country, (Alternative) Folk, 70s-Soft-Rock, Soul und modernen R&B.

von Eva Umbauer

Faye Webster wuchs in einer musikalischen Familie in Athens, Georgia auf. So ziemlich alle in ihrer Verwandtschaft spielen nordamerikanische Volksmusik, vor allem Bluegrass, eine Form der Country-Music, die Ende der 1930er Jahre in den Bergen von Tennessee und Kentucky entstanden ist. Bluegrass - benannt nach dem dichten, kräftigen Gras auf den Wiesen dieser Gegend - enthält auch Elemente afroamerikanischer Musik, wie etwa den Harmoniegesang von Gospel.

Inzwischen lebt Faye Webster in Atlanta, Georgia, wo es auch eine große Hip-Hop-Szene gibt. Es ist also nicht verwunderlich, dass sie zeitgenössischen R&B in ihren genre-fluiden Indie-Country mischt.

„Better Distractions“, gleich der erste Song am neuen Album, war vergangenes Jahr einer der Lieblingssongs von Ex-US-Präsident Barack Obama. Zusammen mit Songs wie „Sometimes“, „In A Good Way“ oder „Cheers“ formt „Better Distractions“ das Album „I Know I’m Funny haha“.

Im Titelsong handelt Faye Webster diverses ab. Zum Beispiel, dass ihr einst der Vermieter, nachdem sie aus der Wohnung ausgezogen war, die Kaution nicht zurückgab. Ihr Boyfriend lebte gegen Ende ebenfalls in der Wohnung, aber das hatte Faye dem Vermieter nicht gesagt. Aber egal. Geschehen war das alles jedenfalls in Nashville, wo Faye Webster das College besucht hatte. An die Stadt hat Faye nicht die allerbesten Erinnerungen.

„I never told him you moved in with me, but fuck him, he kept my money.“ - Faye Webster, „I Know I’m Funny haha“

Nashville ist die Hauptstadt der US-Country-Music. Hier tummeln sich alle, von Country-Pop-Stars und professionellen Country-Pop-Songschreiber*innen bis zu alternativen Songwriter*innen. Es gibt in Nashville mittlerweile aber auch eine recht starke Indie-Rock-Szene. Musikerinnen wie Becca Mancari oder Bully leben in der Stadt, aber auch große Rock-Namen wie Kings Of Leon, Jack White oder die Black Keys.

Faye Webster empfand Nashville als „competitive“, wie sie im FM4-Interview erzählt. Alle Musiker*innen in Nashville stehen eher in Konkurrenz zueinander, während, so Faye Webster, in Atlanta, Georgia sich alle zumeist gegenseitig unterstützen.

Faye Webster

Dead Oceans

„I Know I’m Funny haha“ von Faye Webster ist beim US-Plattenlabel Dead Oceans erschienen.

„I think your sisters are so pretty, got drunk and they forgot they met me. I made her laugh one time at dinner, she said I’m funny, and then I thanked her. But I know I’m funny, haha“, heißt es weiter im Titelsong vom neuen Album. „I Know I’m Funny haha“ wurde von Faye zusammen mit einem gewissen Drew Vandenberg aufgenommen. Drew, der „I Know I’m Funny haha“ produzierte und mischte, war auch schon mit Georgia-Bands wie Of Montreal oder Deerhunter im Aufnahmestudio.

Drew und Faye waren zusammen mit einer kompletten Band im Studio, unter ihnen ein Pedal-Steel-Gitarrist. Die Pedal Steel Guitar ist ein ganz wichtiges Instrument bei Faye Webster und neben ihr selbst der Star ihrer Musik, so schön wie sie „weint“.

Das elektrische Zupfinstrument - an dem man sitzt, und das vor allem, aber nicht nur, in der Country-Music verwendet wird - zu spielen ist, so Faye Webster, ein wenig wie Mathematik. Es ist sehr komplex.

Als Kind hörte Faye Webster oft aus dem Zimmer ihres Bruders, wie dieser Gitarre spielte - und wollte ebenfalls Gitarre spielen. Später waren Bands wie Linkin Park wichtig. In „I Know I’m Funny haha“ singt sie „right now we both want to be rockstars, got you a bass last year on your birthday, the same one the guy from Linkin Park plays...“.

„I Know I’m Funny haha“ von Faye Webster ist eine junge Platte, nicht nur von den Texten her. Gleichzeitig haben diese Songs auch etwas Zeitloses. Der Album-Closer „Half of me“ ist sehr hübsch - diese Akustik-Gitarre - und melancholisch, wie Faye Webster ihr Herz offen legt. „Better Distractions“ hat ein sanftes Piano und in „A Dream With A Baseball Player“ geht es darum, dass Faye als Teenager einen Baseball-Spieler angehimmelt hat.

In „Both All The Time“ singt Faye Webster „I keep re-reading the same book“ - wahrscheinlich ein Buch des japanischen Literaturstars Haruki Murakami, dessen Bücher sie liebt, und bei „Overslept“ singt die japanische Musikerin Mei Ehara mit; persönlich getroffen haben sich die beiden bisher leider nicht.

„A Stranger“ hat Streicherarrangements und „Cheers“ ist ein Rocksong mit Kettensägengitarre, was auch gut funktioniert, denn es muss ja eigentlich gar nicht ausschließlich zärtlicher Neo-Americana sein, auch wenn das natürlich das ist, was Faye Webster am allerbesten kann.

„This album is coming from a less lonely place,“ sagt Faye Webster über „I Know I’m Funny haha“. Faye hat sich verliebt, vielleicht hat das ja auch dazu beigetragen, dass ihr neues Album ihr bisher vollkommenstes ist.

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