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Mittelalterliche Burg

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das magische auge

Das Mittelalter – Fakten, Fakten, Fakten

In diesem Handout zur heutigen Ausgabe von „Das magische Auge“ werden ergänzende Informationen wiedergegeben, die das finstere Mittelalter in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. Der berührende Text wurde in seiner Urfassung im Schein einer handgemachten Kerze aus Schweinefett in nicht ergonomischer Sitzhaltung verfasst und später am PC aus der karolingischen Minuskelschrift in die Schriftart Calibri übertragen, um ihn der Nachwelt zu erhalten.

Von Leopold Toriser von Das magische Auge

Denken wir heute an das Mittelalter, so denken wir wohl zunächst an Mel Gibson. Dann denken wir: warum ausgerechnet Mel Gibson? Und dann fällt uns Mad Max ein. Ein postzivilisatorisches Drama, in dem Menschen auf der Jagd nach Benzin sehr viel Benzin verbrauchen. Das macht insofern Sinn, als das Mittelalter ungefähr so begann. Sieht die heutige Durchschnittsperson in ihrer historischen Kontemplation einmal von Verbrennungsmotoren ab und zieht stattdessen das Reitpferd ins Kalkül, so ergibt sich vor dem geistigen Auge ein nur allzu realistisches Bild der Völkerwanderungszeit. Wilde Verfolgungsjagden, brennende Festungen, turbulente Szenen. Low Fidelity Mad Max. Denn Fidelity wurde klein geschrieben im Frühmittelalter. Keiner Seele war über den Weg zu trauen, machthungrige Verwandtschaft lauerte bei Familienfesten auf Gelegenheiten für Voodoo-Zauber, Giftmorde oder andere peinliche Momente, um eiskalt neue Fakten zu schaffen.

Aber wie kam es dazu? Ganz im Vertrauen darf hier der neueste Forschungsstand Klarheit in diese Sache bringen: Es begann mit einer Schulreform. Das im Wesentlichen auf Reitunterricht und Reflexbogenkurse beschränkte Bildungsprogramm der Hunnen eroberte die Herzen im Sturm: dem „Hunnensturm“. Das gefiel jedoch den pragmatisierten Volksschuldirektor*innen der Ostgermanischen Stämme nicht – dort wollte niemand ein morgen ohne gestern sehen und so erging ein Elternbrief an sämtliche Haushalte, der einen paneuropäischen Wandertag ankündigte. Die Völkerwanderungszeit war angebrochen.

Die Klassengemeinschaften wurden durch die Grenzerfahrung dieses lebenslangen Wandertages zu Nationen zusammengeschweißt. Sehr kleinen Nationen. Die ersten Grafschaften bestanden oft aus nicht mehr als einem Völkerballfeld und einer Picknickwiese. Erst nach der Entstehung von Regionalligen fanden die Völkerballteams zu größeren Clubs zusammen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch ein wenig strenges Reglement, das auch Waffengewalt und Kavallerie zuließ. Um seine Schulreform doch noch durchzuboxen, bemächtigte sich der Hunnenkönig Attila einer List: Er schrieb die goldene Wandernadel aus, deren Preisverleihung bei einem großen Open Air auf den Katalaunischen Feldern gefeiert werden sollte. Weil das Wandern aber nicht bloß des Müllers Lust war, sondern auch Flavius Aetius – den römischen Willi Dungl seiner Zeit – auf den Plan rief, scheiterte das fromme Ansinnen der Hunnen und hinterließ als bleibendes Vermächtnis lediglich das Wendy-Heft.

Doch das Scheitern ging weiter: Westrom strauchelte und fiel, in Europa ging das Licht aus. Die Dark Ages überzogen die Lande mit einem Hauch von Dystopie. Hier eine Schlacht, dort eine Wirtshausschlägerei. Inspiriert durch das Exoskelett wehrhafter Käfer, wurde nun eine neue Waffe entwickelt: der Volkswagen. Falsch. Die Ritterrüstung! Ein Panzer zum Anziehen. Auch im Pfeilhagel blieb der Ritter darin konserviert und über das herkömmliche Ablaufdatum hinaus frisch. Diese Erkenntnis führte in weiterer Folge zur Entwicklung der Konservendose aus Weißblech im Zuge der Koalitionskriege, was hier am Rande auch erwähnt sei, weil es auch relativ interessant ist.

Im Mittelalter, das nun begonnen hatte, lautete die oberste Devise aber: Sharing is Caring! Alles wurde verborgt, vor allem Land. Der Lehensherr verborgte das Land an seine Untertanen, diese wiederum verborgten die Feldarbeit an ihre Bauern. Das wiederum führte zu großangelegten Grundstücksspekulationen. Auf spekulativen Grundstücken wurde hypothetisches Getreide angebaut. Dieser sogenannte „Buchweizen“ existierte nur auf dem Papier. Als die Feldfruchtblase platzte, war ein neuer Trend geboren: die Wirtschaftskrise. Die Profiteure dieser ersten Krise erbauten aus Dankbarkeit die erste Wirtschaftsuniversität, die dem heiligen Dagobert geweiht war.

Aber zurück zum Kernthema: Bildung. Wissen ist Macht und Macht macht wissend. Der Adel hatte auf der Schulbank Vorrang. Schon lange bevor eine allgemeine Schulpflicht uns allesamt im Bildungssystem befestigte, mangelte es jedoch an Begeisterung für die Sache. Und so verwundert es kaum, dass ab den 1320er Jahren in Schweizer Mädcheninternaten zum Schulstart eine randvoll mit Naschsachen und Privilegien gefüllte Tüte überreicht wurde - als ultimative Leistungsmotivation für die Erbinnen weltlicher Würdenträger und als stoffliche Manifestation von Rang und Stellung. Das Konzept der Schultüte erwies sich als voller Erfolg. Schon bald gingen Schülerinnen dazu über, die geleerte Tüte als weithin sichtbares Statussymbol auf dem Kopf zu tragen, ganz so, wie wir es von mittelalterlichen Burgfräulein kennen. Allein die Form dieser Spitzhüte symbolisierte, wo man sich selbst sah: ganz oben, an der Spitze der Gesellschaftspyramide.

Und diese Pyramide steht noch heute – die Staatenlenker*innen haben lediglich den Platz an der Spitze den fleißigen WU-Absolvent*innen überlassen, die die moderne Welt mit jenen segensreichen Produkten überziehen, die unser Leben heute so attraktiv und nachhaltig machen.

Ja und wenn wir hier auch nicht wirklich etwas dazugelernt haben, so bleibt als Fazit doch festzuhalten: Burgen sind lässige Gebäude und ohne das Mittelalter hätten wir sie nicht. Noch Näheres über Burgen, Prinzessinnen, Ritter, Drachen und anachronistische Klischees erfährt die geneigte Hörerin / der geneigte Hörer – und ich wähne euch hier dreist als solche – in der Ausgabe von “Das magische Auge” vom 12.7.2021! Höret, höret!

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Surreale Comedy und paranormale Reportagen aus dem Paralleluniversum von und mit Berni Wagner, Leopold Toriser, Elias Hirschl und Antonia Stabinger gibt es auch hier als Podcast.

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