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Screenshot des Spiels Where the Heart Leads

Armature Studio

Where the Heart Leads

Selbstreflexion, in Nostalgie schwelgen - und sich „Was wäre wenn...“ denken. Wer hat sich noch nicht gefragt, wie sein*ihr Leben aussehen würde, wenn bestimmte Vorfälle anders gelaufen oder Entscheidungen anders getroffen worden wären.

von Christian Stipkovits

In dem narrativen Adventure-Spiel „Where the Heart Leads“ werden genau diese Fragen beantwortet. Wir spielen den Charakter Whit, der auf dem Bauernhof seiner Eltern gar kein so schlechtes Leben führt. Er dürfte in seinen späten 30ern sein, ist verheiratet, hat zwei Kinder und den süßen Hund Casey, der auf den grünen, saftigen Wiesen des Bauernhofs herumtollt – dann wird Casey aber durch ein heftiges Gewitter erschreckt und fällt ein riesiges Loch.

„Where the Heart Leads“ ist exklusiv für die Sony PlayStation erschienen und wurde von Armature Studio entwickelt, das man vielleicht von „Batman: Arkham Origins Blackgate“ kennt.

Man könnte meinen, unter dem Anwesen werde Fracking betrieben – denn es ist kein kleines Loch wie von einem Brunnen, sondern vielmehr ein anscheinend riesiges Höhlensystem, in das locker ein Hochhaus hineinpassen würde.

Screenshot des Spiels Where the Heart Leads

Armature Studio

Whit muss Casey retten und setzt sich kurzerhand in eine Badewanne, in der er sich von seiner Frau abseilen lässt. Der Hund ist nicht zu sehen; das Höhlensystem erinnert an Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, denn es ist nicht nur unerwartet groß, sondern in der isometrischen Perspektive auch faszinierend hübsch anzusehen.

Hübsche Blumen säumen den Weg und es finden sich auch Hinweise von oben: so erinnern etwa eine Waschmaschine und ein Trockner an die Zivilisation an der Oberfläche. Durch eine Notiz wird Whit an seine Jugendtage erinnert und in eine Astralwelt katapultiert, die etwa 20 Jahre in seiner Vergangenheit liegt.

It’s the summer of 78

Auf dem Bauernhof der Eltern erlebt Whit seine Jugend neu. Er flirtet mit seiner späteren Ehefrau, hilft seinem Vater bei der Instandhaltung des Bauernhofs und deckt seinen künstlerisch begabten jüngeren Bruder, der auf das strikte Schulsystem keine Lust hat. Whit kann ihn dabei unterstützen - oder er entscheidet sich anders und erzählt seinen Eltern, dass der Bruder durch einen unachtsam entsorgten Joint die Scheune angezündet hat. Die Entscheidungen, die Whit trifft, wirken sich auf den späteren Spielverlauf aus. Verpetzt er den Vorfall, wird Whits Bruder vermutlich bestraft und hat wenig Möglichkeiten, seine kreative Seite auszuleben. Vielleicht hilft ihm dann sein Bruder auch nicht, für seine künftige Ehefrau eine schöne Skulptur zu basteln, und Whit kann sich von der Heirat verabschieden.

In „Where the Heart Leads“ kann man den Doggo streicheln. I like.

2 Years Later

Später erkennt man, dass die Flirtversuche offenbar erfolgreich sind. Whit bezieht das erste Heim mit seiner Freundin, die Kinder spielen im Garten – doch was wäre passiert, wenn sich Whit anders entschieden hätte? Das wird man wohl nur durch mehrere Spieldurchgänge erfahren, meinen auch die Entwickler*innen des Spiels.

„Where the Heart Leads“ ist ein tolles narratives Spiel, das die komplexen Beziehungen zu Menschen und die damit einhergehenden Gefühle und Konflikte faszinierend zwischen der Realität und einer Astralebene darstellt – und in dem sehr viel gelesen werden muss, denn das Spiel kommt ganz ohne Sprachausgabe aus. Neben den Charakteren poppen Sprechblasen auf, die manchmal zu klein ausfallen. Wenn man die PlayStation an den Fernseher angeschlossen hat, kann man aus der Distanz schon mal Probleme mit dem Lesen bekommen.

Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft

Die Entscheidungen, die Whit im Spielverlauf trifft, sind manchmal alles andere als einfach, und ich ertappe mich selbst dabei, dass ich mitunter einige Minuten überlege, bevor ich weiß, was ich als nächstes machen werde.

Die Story macht neugierig, ich will wissen, wie es weiter geht. Wer aber ein Spiel mit viel Action erwartet, der wird vermutlich mit „Where the Heart Leads“ nicht glücklich. Hier wird nicht geschossen oder herumgehüpft und geraget, bis der PlayStation-Controller in einer Ecke landet. Es ist ein sehr entspanntes Spiel, bei dem man sich gemütlich auf die Couch setzt und die Astralwelt von Whit kennenlernt. Zeitdruck, beispielsweise um ein niedergebranntes Gebäude aufzubauen, den gibt es nicht.

Soundtechnisch passiert genau so viel Action wie im Spiel selbst: gefühlt eine Stunde lang den gleichen Song in einer Szenerie zu hören, kratzt schon ein bisschen an der Geduld des/der Spieler*in, wird aber durch die hübsche Grafik wieder ausgeglichen. Da ignoriert man auch gerne, dass man manchmal gar nicht sieht, wohin die Spielfigur eigentlich läuft, weil die Sicht durch Bäume oder Felsen versperrt wird.

Narrative Spiele auf Twitch

Die heutige Spielekammerl-Show auf Twitch widmet sich ebenfalls einem narrativen Spiel. In „Detroit: Become Human“ spielen wir dort weiter, wo wir vergangene Woche aufgehört haben.

In Detroit geht es jedoch nicht ausschließlich um zwischenmenschliche Beziehungen; der Fokus liegt hier auf der Beziehung zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz. Um 17.00 Uhr geht es los, schaut vorbei und chattet mit! Ich freue mich darauf, mit euch gemeinsam die moralisch fragwürdigsten Entscheidungen zu treffen.

Stream verpasst?

Kein Problem. Hier geht es zum Stream.
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