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Michael Schmelling

Der Song zum Sonntag: Lala Lala - „DIVER“

Lillie West aus Chicago ist Lala Lala. Im Oktober erscheint ihr neues Album „I Want The Door To Open“, jetzt schon taucht sie in „DIVER“ ab.

Von Christoph Sepin

Es ist eine gute Zeit um Lieder über das Meer zu veröffentlichen. Wohl weil viele Menschen gerade darauf gestarrt haben, gerade darauf starren oder in Kürze starren werden - oder sich zumindest danach sehnen. Strandromantik, ewige Ozeane, verheißungsvolle Horizonte, die sich im Wasser spiegeln: Das Meer ist endlos und damit groß genug, dass da alle Emotionen rein passen. Ein paar davon wirft Lillie West alias Lala Lala mit ihrem „DIVER“ hinein.

Das ist auch alles kein Zufall mit dem Meer oder wenn, dann ein glücklicher, gibt’s da doch schon irgendwie vorherige Connections: Den Namen Lala Lala kennt man zum Beispiel von einer Lieblingsband dieser Kolumne, der Gruppe Porridge Radio aus Brighton, die eben auch oft in Richtung Ozean und große Gefühle singen. Vor einem Jahr haben beide Projekte noch am Moving-On-Song „Good For You“ zusammengearbeitet, im Oktober erscheint das neue Album von Lillie West aus Chicago.

„I Want The Door To Open“ ist ein simpler, effektiver und schön dringlicher Albumtitel, all diese Attribute treffen auch auf den gerade veröffentlichten ersten Song davon namens „DIVER“ zu. Das Album als Wunsch nach der Tür (wohl der klassischen Tür der Erkenntnis), die sich doch bitte öffnen soll, das Lied als Wunsch danach, Taucher*in zu werden und unter den Wellen hinwegzuschwimmen.

Realität kann oft verzerrt wirken, Lala Lala erinnert uns und sich daran, dass das alles nur so ausschaut: „It’s not a screen that you pass through“, singt sie zu Beginn des Songs. „A shine in your eyes too bright“: Oder vielleicht täuscht da doch der erste Eindruck. Langsam baut sich die Instrumentierung auf, Ambience und Elektro-Arpeggiobass, es geht um Schwimmbecken vor dem eigenen Fenster („a pool outside of a window“) und blitzende Lichter, die anziehen („being pulled by the changing light“).

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Lyrics springen zwischen Gedankenfragmenten hin und her, man kann da entweder komplett eintauchen und das alles so schön sein lassen, wie es ist, oder mit Lillie West nach tieferen Bedeutungen suchen - vor allem wenn sie mit der Zeile „I’m Sisyphus, you’re the witness“ plötzlich die Figur der griechischen Mythologie auftauchen lässt, die für immer denselben Felsen auf einen Berg hinaufrollen muss.

„I want total freedom, total possibility, total acceptance. I want to fall in love with the rock“, sagt Lillie West über ihre Songzeilen. Den Felsen lieben, wohl wie den Weg als Ziel zu sehen. „I think it’s easy to feel like we keep making the same mistakes over and over again, that we’re Sisyphus. The key is falling in love with the labor of walking up the mountain“, so West.

In ihrem Refrain singt Lala Lala von ihrem neuen Leben, in dessen Richtung sie schwimmt („swimming out towards my new life“), aber zumindest in diesem Lied nicht ankommt - denn darum soll es im „DIVER“ offensichtlich auch nicht gehen. Sondern um den harten Prozess, das Abmühen, das Nichtaufgeben und immer weiter zu machen. Eben den Felsen lieben zu lernen. Nicht irgendwo hintauchen in diesem ewigen Ozean, sondern einfach nur zuerst einmal abtauchen. „All my time I have is diamonds, rolling around my head“.

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