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Jeff Bezos und Rakete

APA/AFP/BLUE ORIGIN/Handout

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Kindheitstraum

Gestern am Spielplatz spielte ein ungefähr 40-jähriger Mann mit einem ferngesteuerten Auto. Es war ein großer, grüner Geländewagen mit noch größeren Rädern.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Alle Kinder schauten zu, wie der Mann mit seinem Auto seine Runden drehte. Er fuhr durch die Sandkiste, danach machte er einen Slalom um einige auf dem Boden liegenden Rucksäcke. Der Mann war konzentriert wie ein Formel-1-Pilot. Die Räder des Autos schleuderten uns allen Staub in die Augen.

Die Kinder beobachteten den Herrn mit einem Verlangen nach der Fernbedienung, aber er sah nicht wie einer aus, der es erlaube würde, dass wer anderer sein Spielzeug anfasst.

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Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Irgendwie war ich neidisch auf ihn. Ich stellte mir mein 12-jähriges Ich vor, das von so einem Auto geträumt hatte. Dieser Mann hatte vielleicht auch so einen Traum gehabt, der jetzt, 30 Jahre später, in Erfüllung gegangen ist.

Jeff Bezos hatte den Kindheitstraum, ins All zu fliegen. Ein paar Milliarden Dollar später ist ihm das gelungen. Eigentlich kann sich jeder diesen Traum erfüllen. Man braucht nur 28 Millionen und muss warten, bis man an die Reihe kommt. Das heißt, man sollte zuerst den Traum haben, 28 Millionen zu verdienen.

Die meisten von uns werden höchstwahrscheinlich nur im Traum ins All fliegen. Das ist einerseits viel günstiger. Andererseits kann man im Traum mit den Händen wedeln und sich wie ein Vogel fühlen. Das wäre in der engen Raumkapsel nicht möglich. Träume haben ihre Vorteile.

Ich treffe immer wieder auf Menschen, die mit ihren Hunden sprechen. Ob sie als Kinder geträumt haben, einen sprechenden Hund zu haben? Mit der Zeit haben sie verstanden, dass es nicht wichtig ist, dass der Hund antwortet, sondern dass es wichtig ist, jemanden zu haben, der zuhört.

Ein Bekannter von mir hat als Kind davon geträumt, Anwalt zu werden, um die Armen und Schwachen zu verteidigen. Heute hat er großteils Firmen als Kunden, denen er hilft, immer reicher zu werden. Trotzdem glaubt er, dass sich sein Traum erfüllt hat. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, frage ich ihn, ob er auch davon geträumt hat, ein ferngesteuertes Auto zu haben. Ich weiß nicht, ob er die Frage versteht, denn er fährt einen Porsche.

Ein anderer Bekannter von mir hat immer geträumt, gelbe Socken zu tragen. Er hat das nur einmal wirklich gemacht – als er seinem Chef sagte, was er von ihm hält, und seinen Job kündigte. Er kam nach Hause und seine Frau meinte zu ihm, dass er sich wie ein Kind benimmt. „Nein, ich bin nur glücklich!“, sagte er.

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