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Willow & Avril Lavigne

Willow & Avril Lavigne

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Der Song zum Sonntag: Willow & Avril Lavigne - „Grow“

Da treffen sich Willow Smith, Avril Lavigne und Travis Barker und schreiben gemeinsam eine Pop-Punk-Hymne. „Grow“ ist nur eines von vielen glitzernden Juwelen auf Willows neuer Platte „lately I feel EVERYTHING“

Von Christoph Sepin

Es geht also weiter und weiter: Die Musik da draußen, die klingt in letzter Zeit nach Revival von Genres, die man da gar nicht so schnell zurückvermutet hätte. Und vor allem nicht so groß. Olivia Rodrigo stellt am Anfang ihres Riesenpopalbums „Sour“ eine verzerrte Selbstentdeckung in Form von „brutal“, die großartige Moriah Pereira alias Poppy veröffentlicht gerade erst ihr grungig-fantastisches Gaslighting-Abrechnungslied „Her“ und jetzt also auch Willow und ihr Straight-Up-Pop-Punk-Album „lately I feel EVERYTHING“.

Und dazu noch ein kleiner Exkurs: gestern hat Mavi Phoenix am Popfest in der Arena Wien ein wohl jetzt schon legendäres Konzert gespielt. Eine Show mit schönsten Anleihen und Neudenkungen der Gitarrenmusik aus den 90ern und davor: Das hat manchmal nach Oasis geklungen, dann sogar schon wieder nach Stone Roses. Es ist Zeit, dass der Rock’n’Roll in neuem Gewand in all seinen Facetten zurückkehrt, dass dieses Gewand aus schon vorhandenen Stoffen zusammengestickt wird, ist dabei kein Problem, sondern der gute Zyklus der Popmusik. Im Fall von Willow Smith heißt das Outfit Pop-Punk.

Wie kann das auch anders sein, ist Willows Song „Grow“ ein Best-Of von Protagonist*innen der späteren MTV-Ära. Travis Barker kennt man mindestens als Drummer von Blink-182 und von allerlei Zusammenarbeiten der letzten Jahre und Avril Lavigne muss man sowieso nicht mehr vorstellen, war sie doch auch einmal eine der größten Popstars der Welt, manche ihrer Power-Pop-Hymnen haben es geschafft, heute total ironiefrei mitgesungen zu werden.

Kommen diese drei Menschen auf einem Lied zusammen, kann man sich vorstellen, wie das klingt. Nach Upbeat-Rhythmus und Antrieb und ja, tatsächlich, wie jemand in den Kommentaren unter dem Musikvideo schreibt, auch nach Introsequenz der Lieblingssitcom aus den Nullerjahren. Ein Lied, gemacht um Ohrwurm zu werden, raffiniert kompakt auf knappe zwei Minuten konstruiert mit einer Grundidee, die sich durch den ganzen Song zieht. Mehr braucht das alles aber auch nicht, denn dieses Lied soll leicht sein, eingängig und vor allem: empowering.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Zu Beginn wirft Willow, nach Schlagzeuggewitter von Travis Barker, den Blick nach innen: „I’ve been putting work in, healing myself“ erzählt sie über ihre Selbstfindung und referenziert gleich einmal Songtitel und zentrale Message ihres Tracks: „Still got room to grow“. Denn darum geht es in diesem Lied, um Wachstum, darum den eigenen Platz in einer seltsamen Welt zu finden und aus der Konfrontation damit positive Dinge abzuleiten.

Abgeklärt, könnte man das nennen, wenn Willow keine Fragen stellt, sondern selbst die Antworten schon hat und weiß in welche Richtung ihr Weg gehen soll: „I just need to grow, grow, grow“ immer wieder die Zeile. Da geht’s einerseits um Heartbreak („Honestly my heart is broke“), dann um den Blick ins eigene Spiegelbild („And I feel closer knowing I don’t have to hide my scars“) und dann um Ratschläge in Richtung der Hörer*innen: „I hope you know you’re not alone, being confused ain’t right or wrong“.

Willows Strophe 1 wird dann fast wortgleich von Avril Lavigne wiederholt, gibt dem Ganzen aber, in Anbetracht von Lavignes jetzt doch schon ein paar Jahrzehnte spannende Karriere, eine viel intensivere Bedeutung: Mit unverkennbarer Stimme gibt die ehemalige „Sk8er Boi“- und „Complicated“-Interpretin Tipps fürs persönliche Wachstum: „You’ll find that you’re your own best friend, and no, that ain’t a fuckin’ metaphor“. Ja, tatsächlich, Metaphern sind in diesem Lied wenige zu finden, denn die Message ist klar: Sei gut, sei empathisch und sei vor allem glücklich, so wie du bist.

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