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Bibiza Portrait

Bibiza

Bibiza ist unser Soundpark Act des Monats August

Der Wiener Rapper aus Mariahilf ist derzeit wohl einer der ambitioniertesten Rapper der österreichischen Szene. Seit neuestem nähert er sich - langsam und behutsam - auch der Indie-Schiene an. Unser Soundpark Act des Monats.

Von Melissa Erhardt

Niemand gestaltet die Wiener Rap-Szene momentan wohl so anders wie Bibiza und seine self-chosen family rund um prodbypengg, liebcozy, Eli Preis & Co. Da gibt es kein Straßengetue, keine Rolis und Glocks, dafür aber gemietete Teslas, Vodka Makava und reale Geschichten aus dem kleinbürgerlichen Mariahilf oder, wie es auf dem Track „Delle“ genügsam heißt:

Viele Rapper sagen Dinge, aber vieles ist nicht echt / Wir sind keine Gangster, nur Schlawiner on the Map

Das ist aber nur eine Zutat des Erfolgsrezepts von Bibiza, unserem Soundpark Act des Monats. Seit 2018 liefert der Rapper Singles und Tapes wie warme Semmeln, er probiert sich dabei immer wieder selbst aus, mal drilliger, mal trappiger, mal ruhiger und melodischer. Seine Lines flowen dabei mühelos über die Beats, die manchmal von ihm, großteils aber vom Produzenten Demian (aka prodbypengg) kommen.

Die beiden haben sich vor etwa drei Jahren im dasBACH kennengelernt, wo Bibiza als Voract von BHZ auftrat, und sofort gebondet. Mittlerweile produziert Demian unter anderem für Eli Preiss und stand dafür auch schon auf der FM4 Blockparty hinter den Decks. Langweilig wird es bei Bibiza jedenfalls selten - dabei war Rap eigentlich nie das, was ihn zum Musikmachen gebracht hat.

Anspruchsvoller Indie-Trap

Mit 12 Jahren beginnt Bibiza, Musik zu machen. Rap scheint damals noch ziemlich weit weg, er spielt auf der Gitarre und covert Songs von den Red Hot Chili Peppers, The Cure oder den Smashing Pumpkins. Die Covers gibt’s auf YouTube, „sind aber alle privat“, wie er im Interview schmunzelnd verrät. Erst im Jahr 2012, als er gerade 13 Jahre alt ist und eine bis dato noch nie dagewesene Pop-Rap-Welle mit Tracks wie „Sunny“ von Cro über den deutschsprachigen Raum kommt, beschließt er, mit dem Rappen zu beginnen.

2018 releast er die ersten Singles, 2019 mit Copypaste das erste Album, 2020 schließlich den Nachfolger Bis Dato. Seine Texte kreisen um den daily Lifestyle an der Wienzeile, das Herumlungern mit der Gang und das Sich-Echauffieren über die monotonen Trends der Deutschrap-Szene. Seine Musik ist „teilweise reflektiert, teilweise bewusst unreflektiert“, immer aber mit einer gewissen Ambition: „Mir ist schon wichtig, den Anspruch hochzuhalten. Es ist so einfach, Musik zu machen derzeit. Man kann einfach auf YouTube gehen und sich da Beats picken - die sind auch perfekt ausproduziert, aber die stechen halt nicht raus. Das hat halt keinen Wert. Das ist so, wie wenn man statt Kunst auf Gemälden am iPad irgendwas malt.“

Heute fließen die frühen musikalischen Vorbilder jedenfalls langsam wieder in sein eigenes Schaffen zurück und vermengen sich dort mit trappigen Sounds. Was dabei rauskommt, war beispielsweise schon auf dem Feature „?! (get hyped)“ mit Mavi Phoenix zu hören und jetzt gerade wieder mit „So bei mir“, mit dem er es auf Platz 1 der FM4 Charts geschafft hat: ein simpler, Hi-Hat-lastiger Lo-Fi-Track, keine unnötigen Verschnörkelungen, nur zwei Gitarrenakkorde und jede Menge Vibes:

Ich bin so bei mir, wie schon lang nicht mehr / seh Möglichkeiten wie Sand am Meer

Ende des Sommers bekommen wir von „Indie-Bibi“ mehr zu hören, und zwar wenn er sein erstes Indie-Tape rausbringt: „Das ist natürlich auch Rap, aber mehr Gitarren und akustische Drums.“ Auf die Frage, warum er das denn jetzt mache, antwortet Bibiza: „Wir sind musikalisch einfach sehr vielseitig und wenn ich über 30 bin, will ich, glaube ich, keinen Rap mehr machen.“

Bibiza Show

Bibiza

Unterwegs im Swift Circle

Bis dahin wird aber wohl noch so einiges passieren; und die Grundsteine dafür sind bereits gelegt worden. Denn der Kreis rund um Bibiza wird immer größer: War auf der FM4 Blockparty noch die Wiener Crew mit Leuten wie liebcozy, prodbypengg, Eli Preiss & Co. am Start, wird daraus immer mehr eine transnationale Rap-Connection, eine Art Fusion der deutschen und österreichischen Untergrund-Rapszene, wie es sie bis dato kaum gegeben hat.

Da sind etwa die deutschen Boloboys mit Newcomern wie Makko, Beslik Meister oder Toobrokeforfiji am Start, das Salzburger Rap-Talent browneyeswhiteboy oder auch die Wiener Pan Kee-Bois. Zusammen gibt man da schon mal Deutschrap-Abende in der Grellen Forelle oder ein improvisiertes Benefiz-Konzert auf einem Autodach am Schillerplatz, gegen das das Yung-Hurn-Konzert am Karlsplatz wenige Wochen später fast schon prüde wirkt.

Diese Connections, die sich da auftun, bringen neues Feuer in die Wiener Rap-Szene und spiegeln sich auch in Bibizas letzten Releases wieder. Bevor wir im Herbst dann endgültig auf Indie-Bibi gespannt sein dürfen, gibt es im August aber noch ein Mixtape von Bibiza in alter Manier. Er ist eben ambitioniert.

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