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Basketballspieler Mike Tobey dunkt für Slowenien bei Olympia

APA/AFP/Thomas COEX

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Miha, dunk!

Es ist so leicht ein Slowene zu sein

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die slowenische Basketballnationalmannschaft schreibt Geschichte. Nach ihrer ersten Qualifikation für die Olympischen Spielen, an Stelle der traditionell starken Litauer, hat die kleine, an Österreich grenzende Republik das olympische Semifinale erreicht, und zwar nach vier Siegen im Turnier, unter anderem gegen Weltmeister Spanien und starke Teams wie Argentinien und Deutschland. Basketball-Superstar Luka Dončić ist laut vielen bereits der Nachfolger von LeBron James als bester Spieler der Welt. Die Slowenen werden von den Experten als die größte Bedrohung für das immer favorisierte US-amerikanische Team gesehen. Aber hier soll es um den Center der slowenischen Mannschaft gehen, Mike Tobey, geboren in Monroe, Louisiana.

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Tobey spielte für die amerikanische U19-Auswahl, schaffte es aber nicht, eine Karriere in der NBA zu machen und verdient aktuell sein Geld im spanischen Valencia. Seinen olympischen Traum erfüllt sich Tobey als Slowene. Er meint, er habe bis vor einigen Monaten nicht gewusst, wo Slowenien liegt. Er spricht auch kein Wort Slowenisch. Aber seine Mitspieler und ganz Slowenien nennen ihn heute Miha. Er erzählt, dass seine Eltern vor ihrem Haus in Monroe, Louisiana die slowenische Flagge gehisst haben, was zu Irritationen führt. Ob wer glaubt, dass Melania Trump zu Besuch ist? Melania wurde in Slowenien geboren und hat früher Knavs geheißen. Sie hat aber Slowenien den Rücken gekehrt, im Gegensatz zu Tobey, der das Land umarmt hat.

Millionen von Menschen träumen von einer EU-Staatsbürgerschaft. Man spricht gerne über die Europäische Identität, alle europäischen Staaten führen für Prüfungen über Sprache und Kultur ein, um deren Staatsbürgerschaft erhalten zu können. Man braucht Bildung, Einkommensnachweise, sowie Jahre, in denen man im Land gewohnt hat und etwas für die heimische Wirtschaft beigetragen hat. Man spricht immer wieder über Integration, und die meisten verstehen darunter eine bedingungslose Anpassung an die heimischen Regeln. Das muss man alles erfüllen, damit man „einer von uns“ werden kann, und selbst dann ist es nicht ganz sicher.

Wenn es aber um sportliche Erfolge geht, kann man anscheinend die Staatsbürgerschaft in wenigen Monate bekommen, ganz ohne Schwierigkeiten. Tobey fängt die perfekten Pässe von Dončić und dunkt sie in den Korb. Die Menschen in Slowenien freuen sich. Was ist jetzt wichtiger: Sprachprüfungen, Kenntnisse über die einheimische Kultur, Geschichte und Identität oder sportliches Können? Die Erfolge des neuen Slowenen Tobey zeigen uns wieder mal wie bedeutungslos Grenzen sein können. Dunk weiter, Miha!

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