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The Ascent

Neon Giant

Die schönste Cyberpunk-Tapete der Welt

Das Action-Rollenspiel „The Ascent“ ist atmosphärisch spektakulär. Spielerisch ist es aber nur ein aufgepimpter Twin-Stick-Shooter mit halbherzigen Ansätzen eines Rollenspiels und auch sonst noch etwas wackelig.

Von Rainer Sigl

Hochhausschluchten, bewaffnete High-Tech-Gangs, modifizierte Körper und jede Menge Neon, Chrom und Nieselregen: Seit „Blade Runner“ weiß man, wie die dystopische Zukunft auszusehen hat. Das Science-Fiction-Genre Cyberpunk hat schon über vier Jahrzehnte auf dem Buckel. Die dreckig-dystopischen Zukunftsvisionen von William Gibson, Bruce Sterling, Neal Stephenson & Co haben in den letzten Jahren eine kleine Renaissance erlebt, meistens ist es dabei aber eher bei rein ästhetischen Zitaten geblieben.

Neben der inhaltlichen, teils schockierenden Relevanz einer Zukunftsvision, in der Konzerne und apokalyptischer Kapitalismus längst die Herrscher einer Welt am Rand des Kollapses sind, ist eben vor allem die eigentlich den 80er-Jahren verwandte, schreiende Cyberpunk-Ästhetik immer noch frisch - besonders im Action-Rollenspiel „The Ascent“. In diesem spiele ich einen Konzernsklaven, der sich mit Waffengewalt in einem gewaltigen Wolkenkratzerkomplex auf einem fremden Planeten bis ganz nach oben kämpfen muss.

Knalleffekte am laufenden Band

„The Ascent“ ist ein Action-Feuerwerk aus der Vogelperspektive, in dem die Waffen beeindruckend knallen, bunte Explosionen die Umgebung ausleuchten und hunderte Bösewichte ins Jenseits geschickt werden. Und das mit maximalem Style: So eine hübsche, detailreiche und lebendige Cyberpunk-Welt hat man selten gesehen und gehört.

„The Ascent“ will aber eigentlich doch ein bisschen mehr sein als ein hübscher Twin-Stick-Shooter mit recht taktischem Kampf, der einen dank wuchtiger Soundeffekte und anspruchsvollem Schwierigkeitsgrad ins Schwitzen bringt. Als eine Art „Cyberpunk-Diablo“ wurde das Spiel vermarktet, doch auch die in gewisser Weise ohnehin recht bescheidene Spieltiefe des Action-Rollenspiel-Genrevaters bleibt außer Reichweite.

Bei allem, was ein Loot-Hack’n’Slay wie „Diablo“ spannend macht, wird die ultrastylische Schießbude ein bisschen wackelig, und komplexere Rollenspiele sind sowieso wieder etwas ganz anderes: Die Missionen in „The Ascent“ sind eher langweilig, richtige Entscheidungen hat man auch keine zu treffen und die Beute, die man einsammelt, ist nur mäßig interessant. Genauso wie die Story: Von der politischen Subversion von Cyberpunk ist auch hier wieder mal kaum etwas übriggeblieben.

The Ascent

Neon Giant

Tolle Atmosphäre, durchschnittliches Spiel

Das heißt alles nicht, dass „The Ascent“ ein schlechtes Spiel wäre, es ist nur (wieder einmal) nicht das Cyberpunk-Action-Rollenspiel, auf das man seit längerem gewartet hat, und auch die umwerfend detailreiche Umgebung stellt sich schneller als erhofft als eigentlich doch recht leblose, weil interaktionsarme Kulisse heraus.

„The Ascent“, entwickelt von Neon Giant und im Vertrieb von Curve Digital, ist für Windows und Xbox erschienen.

Wer sich mit dem Action-Part zufrieden gibt und das maue Rollenspielgerüst darunter außer Acht lässt, bekommt einen imposanten Science-Fiction-Shooter, der aber im Moment noch an einigen technischen Problemen leidet.

Viel mehr braucht man sich leider nicht erwarten: „The Ascent“ ist wieder einmal Cyberpunk als Tapete; diese ist auf jeden Fall mit unglaublich viel Liebe zum Detail und absolut beeindruckend gestaltet.

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