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Der Song zum Sonntag: Low - „Disappearing“

„Hey What“ wird das mittlerweile dreizehnte Studioalbum der Gruppe Low aus Duluth, Minnesota heißen und im September erscheinen, „Disappearing“ ist darauf der ruhige Sturm.

Von Christoph Sepin

Low sind nicht nur eine Band, die uns schon eine ganze Weile begleitet (seit 1993 musizieren Alan Sparhawk, Mimi Parker und wechselnde Mitglieder miteinander), Low sind auch eine sehr passend benannte Band. Denn „low“ klingt der Sound der Gruppe irgendwie, damit reimt sich auch „slow“ und von da ist es nicht weit zum Slowcore. Wohl eher als Witz gemeint, ist das bis heute doch eine der besten Beschreibungen für diese Lieder der verlangsamten Eskalation, die mit Walls of Sound und grauen Emotionen performt werden.

Das letzte Album von Low namens „Double Negative“ war sehr gut, drei Jahre später erscheint jetzt im September mit „Hey What“ die dreizehnte Platte auf Sub Pop (erwerben kann man auch eine „Loser Edition“, was immer das bedeutet). Hört man sich durch die bis jetzt veröffentlichten Songs von dem Release, wird „Hey What“ wohl ähnlich klingen wie „Double Negative“: trist und verzerrt, in Wiederholungen aufgehend, irgendwie soft und hart zugleich, was man da entdecken kann.

„Disappearing“ ist ein gleichzeitig anstrengendes und harmonisches Beispiel. Während im Musikvideo dazu langsam getanzt wird, drehen sich Textzeilen um den Ozean oder blicken zumindest auf den hinaus. Wie passend für eine Band, deren Musik wie Wellen vor sich hin rollt und die es schafft, wie ein unmöglicher, ruhiger Sturm zu klingen.

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„Somewhere out on the ocean“ lautet Zeile Nummer 1, wir befinden uns also am Meer. „Across the waves, the rise and fall.“ Ebbe und Flut währenddessen in den Akkorden im Hintergrund, die vor sich hin waschen, immer demselben langsamen Takt folgend. „Deep beyond imagination“: Eine Welt also, die man sich gar nicht wirklich vorstellen kann, Low versuchen zumindest, das mit minimaler Instrumentierung irgendwie möglich zu machen.

Dann geht es um ein Schiff, dem man beim Hinausfahren aufs Meer zuschaut und das den Eindruck vermittelt, mit der Welt wäre alles gut. („Every time I see that ship go out, it feels like everything’s complete“) und dann wird über alle anderen Lebensrealitäten, irgendwo da draußen, am Ende des Meeres nachgedacht: „Somebody somewhere is waiting, some other ocean at her feet“.

Der Bass, oder was da auch immer durch alle Effekte durchwummert, wird währenddessen immer verzerrter, abgesehen davon ändert sich aber nicht viel. „That disappearing horizon, it brings cold comfort to my soul“ ist eine schöne Zeile in all dem Pathos. Auf das folgt abschließend doch noch eine Konstante in diesem ungewöhnlichen Song: Denn wie man es von Low erwarten würde, hört dieses Lied am Höhepunkt ganz einfach auf.

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