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Elite Dangerous: Odyssey

Frontier Developments

Zu Fuß im Weltall: Die Space-Sim Elite hat Beine bekommen

Elite Dangerous, der vierte Teil der Weltraumflug-Simulationsserie Elite, erhält ein neues Update. Zum ersten Mal in der Geschichte der seit 37 Jahren bestehenden Serie sind Spielerinnen und Spieler darin auch zu Fuß unterwegs.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Elite ist eine der ältesten Videospiel-Serien der Welt. Der erste Teil wurde im Jahr 1984 veröffentlicht, programmiert und gestaltet von den beiden Briten Ian Bell und David Braben. Die beiden erfanden mit dem Spiel das Genre der Weltraumsimulationen. Vor allem David Braben gilt heute als lebende Legende, und das nicht nur wegen Elite. Von ihm stammt nämlich auch das Grundkonzept für den bei Hacker*innen und Elektroniktüftler*innen beliebten Einplatinen-Computer Raspberry Pi. Wenn der beliebte Erfinder im Jahr 2021 also ein Update zum vierten und aktuellen Teil seiner Spieleserie veröffentlicht, dann ist ihm viel Aufmerksamkeit sicher.

Elite im Jahr 1984

Frontier

Monochrome Vektorgrafik: eine Coriolis-Raumstation in Elite des Jahres 1984

In „Elite Dangerous: Odyssey“ können Spieler*innen erstmals den Pilotensitz ihrer Raumschiffe verlassen und zu Fuß im Spiel herumgehen. Was trivial klingt, haben sich ältere Fans der Serie jahrzehntelang gewünscht. Schon 1984 fantasierten sie, wie es wohl wäre, die Raumstationen und Planeten des großen Spieluniversums zu Fuß zu betreten. Sie wurden anfangs noch in pixeliger, einfärbiger Grafik dargestellt - in den Köpfen begeisterter Weltraum-Fans und Games-Liebhaber spielte sich aber mehr ab.

Coriolis-Raumstation in Elite Dangerous

Frontier

Die Coriolis-Raumstation heute

Selbst mit seiner simpel anmutenden Vektorgrafik war das Weltall im ersten Teil von Elite vor allem eines: riesengroß. Als David Braben dann 2014 den vierten und aktuellen Teil der Serie, Elite Dangerous, veröffentlichte, wollte er die ganze Milchstraße, also unsere Galaxie mit rund 200 Milliarden Sonnensystemen, astronomisch korrekt simulieren. Zum Teil verwendete er dafür bereits vorhandene Daten; wo die Daten fehlten, wurden sie prozedural generiert. Jetzt, mit dem aktuellen Update namens Odyssey, wird die riesige Welt des Spiels dank betretbarer Planetenoberflächen und Raumstationen sogar noch größer.

Das Innere einer Coriolis-Raumstation

Frontier

Neu im „Odyssey“-Update: Bars im Inneren von Raumstationen

Mit Odyssey kommt Elite sozusagen der Idee des virtuellen Lebens im Weltraum näher. Spieler*innen fliegen nicht nur durchs All, sondern chillen auch an der Bar auf Raumstationen oder genießen den Anblick bizarrer Berglandschaften auf Planeten. Leider aber muss das gleich wieder relativiert werden. Denn die Interaktionen auf Raumstationen beschränken sich auf Multiple-Choice-Dialoge mit Non-Player-Characters (NPCs), von denen Missionen abgeholt werden können. Andere Spieler*innen sind im Inneren der Raumstationen nicht zu finden. Auf den Planetenoberflächen wiederum ähnelt die Spielmechanik der eines klassischen First Person Shooters - und auch dieser funktioniert nur alleine, anstatt gemeinsam mit anderen Spielern. Das ist erstaunlich, denn Elite Dangerous ist eigentlich schon seit 2014 ein Online-Game. Im Weltraum fliegt man gemeinsam mit anderen Spieler*innen, kann Flotten bilden oder andere Personen aufs eigene Raumschiff einladen. Fußgänger*innen in den jetzt eingeführten Raumstationen und auf den Planetenoberflächen bleiben aber für sich allein.

Settlement

Frontier

Siedlungen auf Planetenoberflächen sind oft schwer umkämpft

Eine weitere schwer unverständliche Entscheidung des Spieleentwicklers: Virtual-Reality-Headsets von Oculus (Rift, Quest), HTC (Vive) oder Valve (Index) werden im neuen Spielmodus nur halbherzig unterstützt. Planeten und Raumstationen werden nicht in VR dargestellt, sondern auf einem flachen virtuellen Bildschirm. Das ist besonders enttäuschend, weil Elite Dangerous im Jahr 2014 das erste große, für PCs veröffentlichte VR-Spiel war. Heute sagt David Braben, dass die Entwicklung eines echten VR-Modus für Planeten und Raumstationen zu teuer und aufwändig gewesen wäre - und stellt auch kein entsprechendes Update in Aussicht.

Space

Frontier

Man könnte einwenden, dass Elite Dangerous ein Indiegame ist und hinter David Brabens Entwicklerstudio kein reicher Konzern wie Microsoft oder EA Games steht. Und dass jeder, der ein hochkomplexes Weltraum-Simulationsspiel sucht, mit Elite Dangerous schon seit 2014 gut bedient ist. Für die neue Erweiterung spricht auch, dass sie neben den neuen, betretbaren Raumstationen und Planetenoberflächen auch Verbesserungen bei der Grafik im Weltraum, bei der Spielmechanik von Dogfights und beim Schürfen von Erzen auf Asteroiden bietet. Trotzdem entsteht der Eindruck, dass bei Odyssey am falschen Platz gespart wurde: Das Update kostet immerhin 40 Euro - da ist die Erwartung einer vollwertigen Unterstützung von VR-Headsets und eines Mehrspielermodus auf Planeten und in Raumstationen wohl nicht überzogen.

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