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Filmstill How It Ends

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„How It Ends“: Den Weltuntergang als Chance begreifen

In der Komödie „How It Ends“ geht das Regieduo Zoe Lister-Jones und Daryl Wein der Frage nach: Wie den letzten Tag auf der Erde verbringen? Dazu schicken sie ihre Protagonistin auf eine Versöhnungs-Tour, um sich mit Weggefährt*innen auszusprechen. Begleitet wird sie von ihrem jüngeren Ich.

Von Philipp Emberger

Ein Asteroid rast auf die Erde zu und die Welt wird untergehen. Das ist fix. Wie aber den letzten Tag auf der Erde verbringen? Diese Frage teilt die Protagonistin Liza (Zoe Lister-Jones) mit all jenen von uns, die diesem hochphilosophischen Thema irgendwann schon mal auf einer alkoholgeschwängerten WG-Party auf irgendeinem ranzigen Sofa mitten in der Nacht nachgegangen sind. Von ihrem ursprünglichen Plan, den Abend allein zu Hause verbringen, rückt Liza schnell wieder ab und so fällt die Wahl auf eine ausgelassene End-of-the-World-Party. Davor steht aber noch eine Versöhnungs-Tour auf dem Programm. „My whole life has just been a series of regret after regret after regret,” sagt Liza und entschließt sich, diese Regrets auszumerzen. Einmal noch alles sagen, was gesagt werden muss, so der Plan.

Metaphysischer Twist

Liza ist auf ihrer Tour durch das reiche Vorstadt-Los-Angeles nicht alleine. „How It Ends“ stellt ihr mit einem metaphysischen Twist ihr jugendliches Ich (Cailee Spaeny) an die Seite. Gemeinsam klappern sie Vater (Bradley Whitford), Mutter (Helen Hunt) und beste Freundin (Olivia Wilde) ab. Der Ex-Freund Larry (Lamorne Morris) darf auf der Liste natürlich auch nicht fehlen. Mit fetter Musikanlage steht sie schließlich vor seinem Balkon und schreit sich den Frust über die gescheiterte Beziehung von Seele. Leider offenbart sich bei diesem Plotkonstrukt auch gleich die größte Schwachstelle des Films: „How it Ends“ hat nämlich abseits dieser Begegnungen wenig zu bieten und bleibt eintönig.

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Die ältere Liza (Zoe Lister-Jones) und ihr jüngeres Ich (Cailee Spaeny)

Der Weg der beiden Lizas auf den leergefegten Straßen von LA ist gepflastert von zufälligen Begegnungen - allesamt prominente Kurzauftritte. Sie treffen auf eine Straßenmusikerin, eine mittelmäßig begabte Stand-Up-Comedian und das Ex-Gspusi in roter Speedo. Die daraus entstehenden Situationen sind mal lustig, mal weniger lustig, insgesamt wenig erinnerungswürdig. Es wirkt, als hätten sich Hauptdarstellerin Zoe Lister-Jones und Ehemann Daryl Wein, die gemeinsam für Regie und Drehbuch verantwortlich sind, auf die prominenten Namen verlassen. Darunter sind beispielsweise Ex-SNL-Mitglied Fred Armisen und Stranger-Things-Star Finn Wolfhard. Aus dem Reigen der prominenten Gastauftritte gibt es aber ein Highlight: Die Oscar-prämierte Schauspielerin Helen Hunt („As Good As It Gets“), die Lizas Mutter spielt. Ihr Monolog über ihre ungewollte Mutterschaft gehört zu den stärksten und berührendsten in dem Film.

„Listen, happy last day!“

Der Weltuntergang als filmisches Motiv ist freilich keine rasende Innovation. Allerdings wird das Thema meist in düsteren, dystopischen Settings verhandelt. Lister-Jones und Wein haben sich in ihrem Film für einen deutlich leichteren Zugang unter der kalifornischen Sonne entschieden. Ihre Figuren versuchen den Weltuntergang erst gar nicht zu bekämpfen, sie nehmen ihn als gegeben hin. Den Zufallsbekanntschaften auf der Straße wünscht Liza fröhlich „Happy last day!“ über den Gartenzaun hinweg.

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Liza und Liza auf dem Weg durch das reiche Vorstadt-Los-Angeles

Lister-Jones und Wein gelingt es in ihrer Komödie leider nicht, aus der prinzipiell ganz spannenden Idee eine packende Erzählung zu zimmern. So verliert sich “How It Ends” in der konstruierten Story. Für unterhaltsame Momente sorgt immerhin das Doppelspiel zwischen erwachsenem und jüngerem Ich. Etwa wenn die jüngere Liza ihrem älteren Pendant Mut macht und ihr sagt: „Tonight, you can face those regrets and turn them around,“ dann steckt da eine Kraft dahinter. Leider sind das aber nur einzelne isolierte Momente, die dem Film und den sonst so eher mittelmäßig geratenen Dialogen auch nicht wirklich helfen.

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