Der Song zum Sonntag: Lizzo & Cardi B - „Rumors“
Von Christoph Sepin
Liebe Welt, du hattest jetzt schon ein bisschen Zeit, dich darauf vorzubereiten: Bereits vor zwei Wochen hieß es aus dem Lizzo-Camp, dass da was Neues kommt. „Rumors“, so der Trackname, das erste neue Lied mit Lizzo als Hauptinterpretin seit zwei Jahren. Dann wenige Tage später ein Update: Keine geringere als Cardi B wird da auch mit dabei sein, immerhin Autorin des wahrscheinlich besten Song des Jahres bis jetzt.
Wohlgemerkt ging’s hier nicht um eine Platte, deren Release angeteased wurde, sondern nur ein Lied. Und das muss jetzt eben den ganzen vorgenerierten Hype aushalten. Kann’s eh auch, liefert „Rumors“ doch das ab, was erwartet wurde. Es ist eingängig, es ist Statement-heavy, es verlässt sich dann aber doch überraschenderweise nicht so stark auf Hooks, wie das von Popmeisterin Lizzo gewohnt ist. Hier steht, das ist klar, der Text im Vordergrund. Und einmal ein paar Dinge klarstellen.
Ist man so ein Superstar, dann kommt man ohne Selbstreferenzen nicht aus, „Rumors“ lebt von ihnen und baut seine Geschichte drumherum auf. Es geht um die Gerüchte, die eh wahr sind, um gesellschaftliche Erwartungen, normative Zwänge, alle lamen Hater*innen, natürlich geht’s da auch ums Internet und Meinungen, die viel zu laut über Social-Network-Megafone geteilt werden.
„They don’t know I do it for the culture“, beginnt Lizzo. „They say I should watch the shit I post“. Leute reden, Leute interpretieren und diskutieren. Was man darf und was für ein Role Model man ist. Irgendwann letztes Jahr hat Lizzo mal Bilder von ihrer Juice-Cleanse gepostet. Ihr wurde damals vorgeworfen, sie würde damit ein schlechtes Körperbild transportieren. Verse 1 dreht sich um dieses Narrativ: „Reading shit on the internеt, my smoothie cleanse and my diet“ ist da eine Zeile bevor dann der Refrain und damit Saxofon und Trompete übernehmen.
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Der Boulevard will eine Story? Dann geben wir ihnen eben eine. Und gibt’s nicht größere Probleme auf der Welt, als über irgendwelche Popmenschen zu schreiben und deren Aussehen zu kritisieren? („Realer shit is going on, baby, take a look around“). Darum geht’s im Chorus und um das Leben, das beginnt, wenn der Sommer kommt. Denn: „Rumors“ ist schon im Lockdown-Februar geschrieben worden. „Just wait until the summer when they let me out of the house“, singt Lizzo dazu.
Das Highlight dieses Songs ist dann, wie so oft, Cardi B mit typisch-perfekter Delivery: „They even post it on blogs overseas and lie in a language I can’t even read“ und „I’m going to keep doing what I wanna do, because all the rumors are true“. Alles macht Sinn, wenn sich Lizzo und Cardi B in diesen Momenten gegenseitig hochhypen.
Also doch noch ein weiterer Sommerhit. Und als Zusatzcontent empfohlen: Der Livestream, den beide Musikerinnen zur Premiere des Songs hosteten. Da geht’s um Gerüchte, um rote Süßigkeiten, ASMR, Lieblings-Pokémon und viel mehr. Eine fantastische Sache. Und ein abschließendes Statement von Cardi B zum Song: „I feel like this is what we needed“. Stimmt alles, denn: „all the rumors are true“.
Publiziert am 15.08.2021