FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Terminator 2

Studio Canal

filmpodcast

30 Jahre „Terminator 2“

James Camerons Sci-Fi-Epos hat heuer seinen 30-jährigen Geburtstag. Für den FM4 Filmpodcast ein Anlass, sich Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger zu widmen.

Von Christian Fuchs

Ganz egal, wie man zu dem gebürtigen Steirer steht, seine Karriere raubt einem erstmal den Atem. Ein in seiner Jugend verlachter Bodybuilding-Pionier aus dem kleinen Ort Thal bei Graz, der Gouverneur von Kalifornien wird, das alleine scheint unglaublich. Ein prominenter Republikaner, der zum Klimawandel-Aktivisten mutiert, Donald Trump attackiert und Corona-Leugner disst, das ist wohl ebenso einmalig.

Aber Arnold Schwarzenegger verkörpert (im wahrsten Sinn des Wortes) eben vor allem auch die Hollywood-Institution Arnie. Einen Action-Darsteller aus dem B-Movie-Sektor, der den Aufstieg in die allererste Liga schafft. Trotz überdeutlichem Akzent und einem für Angloamerikaner fremdartigen Namen spielt Schwarzenegger in einigen der ikonischsten Blockbuster ever die Hauptrolle.

Filmpodcast

Radio FM4

Der FM4 Filmpodcast

Ein Tauchgang in die Tiefen und Untiefen des (FM4) Filmuniversums

Online montags ab 22 Uhr und in Radio FM4 immer in der Nacht von Montag auf Dienstag von Mitternacht bis 1 Uhr.

Diese Woche: 30 Jahre „Terminator 2“: Ein Filmpodcast über Arnold Schwarzenegger mit Christian Fuchs und Jan Hestmann

Einer dieser Filme, James Camerons Meisterwerk „Terminator 2: Judgment Day“, feiert heuer sein 30-jähriges Jubiläum. Jan Hestmann und ich waren bei der erneuten Sichtung begeisterter denn je von dem legendären Science-Fiction-Epos. Weil Arnie noch einen weiteren „Conan“-Teil ankündigt hat und sein Comedy-Erfolg „Twins“ auch ein Sequel bekommt, beschlossen wir, dem 74-Jährigen einen FM4 Filmpodcast zu widmen.

Natürlich lassen sich in einer einstündigen Episode viele Karriere-Highlights nur anteasen, über Klassiker des modernen Actionkinos wie „Predator“ oder „Red Heat“ werden wir an anderer Stelle reden müssen. Neben „Terminator 2“ sprechen wir aber ausführlich über Paul Verhoevens Sci-Fi-Thriller „Total Recall“, noch so ein Ausnahme-Spektakel der 90er-Jahre. Auch der niederländische Regie-Rebell holt das Maximum aus der steirischen Physiognomie heraus - und zapft nebenbei Schwarzeneggers komödiantisches Talent an.

Total Recall

Columbia/TriStar Pictures

Total Recall

Ein gewalttätiger Film über den Frieden

Könnte ich in der Zeit zurückreisen, würde ich die Drehbücher zu den meisten „Terminator“-Sequels verschwinden lassen. Nur James Cameron, dem Erfinder der Franchise, ist es gelungen, einerseits mit futuristischen Schauwerten die Sinne zu betäuben und auf der anderen Seite mit dazugehörigen Erzählungen von organisiertem Widerstand und Patchworkfamilien die Limitierungen des Kraftlackel-Genres auszuhebeln.

„The Terminator“ begeistert 1984 als düsterer Tech-Noir-Thriller, der virtuos verschiedene Genres kreuzt. Regisseur und Co-Autor Cameron verwandelt den Grazer Conan, der die Meinungen spaltet, in eine unantastbare Leinwandfigur - und erneuert mit dem relativ günstig gedrehten Film die kinematographische Sprache des Actionkinos. Politische Bezüge finden sich keine in „The Terminator“.

1991, als nach Rechtsstreitigkeiten und Produktionsproblemen endlich die Fortsetzung erscheint, ist der Planet (erstmals) golfkriegsgeprüft und aus den Fugen - und James Cameron fühlt sich von einem Erziehungsauftrag beseelt. „Es ist ein sehr gewalttätiger Film über den Frieden“, sagt der Regisseur über „Terminator 2: Judgment Day“. Er wollte, meint Cameron, einen monumentalen, alles niederwalzenden Action-Blockbuster mit humanistischer Botschaft drehen.

Solche Widersprüche ziehen sich durch den ganzen Film und machen ihn so besonders. Die Geschichte erzählt vom Wert des Individuums, vom Triumph der Hoffnung und dem Schrecken der Technokratie. Seine enorme Faszination bezieht „Terminator 2“ aber gleichzeitig aus seiner technikverliebten Oberfläche. Aus der gigantischen Zurschaustellung riesiger Waffenarsenale und damals noch brandneuer Computer-Spielereien.

Terminator 2

Studio Canal

Terminator 2

Ein Auslöscher im Dienste des Lebens

Es ist das uralte Paradoxon, dass auch jeder sogenannte „Antikriegsfilm“ auszutragen hat. Hier die kalt-glänzende Welt des Militarismus, des Bösen, die in aller Bedrohlichkeit noch immer beeindruckt. Dort der Zeigefinger der Moral. Humanismus, das ist in der Kunst ein altes Problem, hat eben in den seltensten Fällen eine überzeugende Ästhetik entwickelt.

Die Filme von Mr. Cameron sprechen derlei Widersprüche aber wenigstens ehrlich aus. Sie nähren sich von der Doppelbödigkeit aus Anziehung und Abscheu, die dem Phänomen Gewalt innewohnt. Die Philanthropie des Filmemachers, gemischt mit seinen Action-Vorlieben, treibt in „T2“ seltsame Blüten. Aus dem finsteren Auslöscher Arnold Schwarzenegger des ersten Teils wird ein guter Terminator, im Dienste des Schutzes des menschlichen Lebens.

Er darf zwar weiterhin Unmengen von Munition verfeuern, aber eben ohne jemanden zu töten. Das Ergebnis solcher Absurdität ist cleane, keimfreie Gewalt, die die pazifistischen Intentionen bisweilen neutralisiert und ins Komische treibt. Behaupteten zumindest einige Kritiker*innen beim Kinostart des Films, während manche Hardcore-Fans des nihilistischen Original-„Terminators“ enttäuscht schienen.

Schaut man sich „Terminator 2: Judgment Day“ heute an, ob in der 2017 veröffentlichten 3D-Fassung oder auch in der Extended Version auf Blu Ray, beeindruckt aber diese ganze Ambivalenz ungemein. Wir wurschteln uns in zerrissenen Zeiten dahin, die Gesellschaft ist gespalten, ohne Bündnisse mit potentiellen ideologischen Gegnern sind die klimatischen und sozialen Bedrohungen nicht abwendbar. All das steckt bereits in diesem Actionfeuerwerk vom Anfang der 90er.

Terminator 2

Studio Canal

Terminator 2

Es herrscht Krieg in den Städten

Überhaupt: Das Miteinander, die Gemeinschaft, der Zusammenhalt. Während sich das Genre gerne den verbitterten und einsamen Wölfen verschreibt, in aktuellen Werken vermehrt in weiblicher Gestalt, bringt James Cameron die Bedeutung des Teamworks auf den Punkt.

„T2“ ist als Durchhaltefilm konstruiert - für ein Amerika, in dessen Städten Krieg herrscht. Der Film sagt: Bessere Zustände muss man sich erkämpfen und am besten in kleinen Gruppen. In der hyperindividualistischen Gegenwart, wo jeder nur für sich steht, wirkt diese Ansage beinahe radikal.

In diesem Sinne ist „Terminator 2: Judgment Day“ kein reines Arnie-Vehikel, auch wenn wir im Filmpodcast seine Person in den Mittelpunkt stellen. Aber da funkelt auch Eddie Furlong als Rebellenführer im Knabenalter. Und seine martialische Guerilla-Mutter Sarah Connor, verkörpert von der genialen Linda Hamilton. Es gibt viel zu schwärmen über die Besetzung, über Brad Fiedels Gänsehaut-Soundtrack, über die intensiven Bilder von Kameramann Adam Greenberg.

Terminator 2

Studio Canal

Terminator 2

Nicht zu vergessen: Die Magie des steirischen Akzents, die berauschenden Effekte von Stan Winston. „Judgment Day“ ist verdammt gut gealtert. Wenn man diesen Film liebt, dann ist beim Wiederansehen auf Knopfdruck die Gänsehaut da. Hasta la vista, baby.

Aktuell: