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Ein Bauernhaus steht auf dem Feld, im Himmel darüber entsteht ein Sturm

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„Unter dem Sturm“ ist Schweden-Krimi und Familiendrama

In „Unter dem Sturm“ schildert Christoffer Carlsson 23 Jahre im südschwedischen Ort Marbäck - und alles beginnt mit einem Mord. Der verändert das Dorfleben noch Jahrzehnte später, auch wenn der Täter schnell gefasst scheint.

Von Lena Raffetseder

Im November 1994 brennt es im Ort Marbäck. Beim Brand stirbt die Tochter der Familie Markström, die zwanzigjährige Lovisa. Schnell wird klar: Sie wurde ermordet. Die Ermittlungen sind schnell abgeschlossen. Polizei – und auch Dorfbewohner*innen – sind sich einig, dass es Lovias Freund Edvard gewesen sein muss. Der beteuert zwar seine Unschuld, aber nicht einmal seine eigene Familie glaubt ihm.

Besonders Edvards Neffe, der 7-jährige Isak, leidet unter der Tat seines Onkels. Schon Isaks Großvater war gewalttätig und hat seine Frau geschlagen. Isak befürchtet jetzt, auch er könnte - wie Onkel und Großvater – eine schlimme Tat begehen und hat Angst, ein böses Gen in sich zu tragen: „Vielleicht steckt es im Bauch oder in den Oberschenkeln. Etwas Kleines nur. Was, wenn man es unter der Haut fühlen kann? Er sucht nach dem Punkt, wo das Zeichen sitzt, das er mit seinem Onkel teilt, das Gemeine in ihm, das Schäbige.“

Krimi-Drama in drei Akten

In drei Abschnitte gliedert Christoffer Carlsson „Unter dem Sturm“. Dazwischen vergehen je 10 Jahre; immer noch wirkt der Mord im Ort Marbäck nach. Isak findet sich damit ab, dass sein Onkel ein Mörder ist und bricht den Kontakt zum inhaftierten Edvard ab. Die Nachbar*innen lassen Isak die Tat aber nicht vergessen: „Es stimmt doch. Alle wissen es. Dass du so bist wie er.“

Buchcover von Christoffer Carlssons "Unter dem Sturm"

Rowohlt Verlag

„Unter dem Sturm“ (464 S.) von Christoffer Carlsson ist im Rowohlt Verlag erschienen. Aus dem Schwedischen übersetzt hat Susanne Dahmann.

Carlsson schildert aus der Sicht des heranwachsenden Isak und dem Polizisten Vidar. Der war bei der Verhaftung von Edvard dabei, zweifelt aber allmählich an dessen Schuld: „Er leugnet immer noch. Nach zehn Jahren. Die meisten Schuldigen gestehen nach einer Weile, zum einen, weil ihnen ein Geständnis Hafterleichterung einbringen kann, zum anderen, weil sie es nicht mehr schaffen zu lügen. Aber er weist alle Schuld von sich, nach wie vor.“

Dorfleben abseits des Mords

23 Jahre lang verfolgt man das Dorfleben in Marbäck und dabei geht es nicht nur um den Mord, sondern auch um Vidars Karriere bei der Polizei und Isaks Heranwachsen: Von einem Kind zu einem rebellierenden Jugendlichen, zu einem unsicheren werdenden Vater Anfang 30. Besonders schön passt Christoffer Carlsson seinen Schreibstil an das Alter seiner Protagonisten an - Isaks kindliche Beschreibungen der Welt werden zu denen eines abgebrühten jungen Mannes, der sich von seinen Mitmenschen im Stich gelassen fühlt und sich deshalb irgendwann selbst aufmacht, um nach dem echten Mörder zu suchen - bis er dabei verschwindet.

Am Ende kommt die Lösung des Falls vergleichsweise chnell daher, und manche Schilderungen und Nebenstränge hätte Autor Christoffer Carlsson sicher verknappen können, der Fokus auf das Zusammenleben der Charaktere und nicht nur auf den Mord, macht „Unter dem Sturm“ aber zu mehr als nur einem Krimi. Und am Schluss kommt dann doch noch die Thriller-typische Spannung auf.

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