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Andreas Jakwerth

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik von Cari Cari, Culk, Euroteuro, Joe Traxler u.v.m.

Vergangenheitsbewältigung, Sonnenaufgang, knapp 100 Jahre alte Gedichte, politische Statements gegen Rechts und Ängste im Nachtclub. Das sind die neuesten Videos und Singles aus Österreich.

von Andreas Gstettner-Brugger

Die Aufregung war groß, als Alex Köck, Sänger der Band Cari Cari, bei der Live-Übertragung der „100 Jahre Burgenland“-Feier im ORF die Gagen der Orchestermusiker*innen von 30 Euro pro Abend angesprochen hat. Auch der Schlagabtausch mit Moderator Alfons Haider, der von dessen Dementi über Gegenargumentation bis hin zur späteren Entschuldigung reichte, hat an der Brisanz der prekären Situation Kultur- und Kunstschaffender in Österreich nichts geändert.

Zumindest ist das Thema jetzt wieder am Tisch, dank der großen Aufmerksamkeit. Dazu braucht es oft jemanden, der aufsteht und die Situation klar anspricht. Diesmal war es eben Alex Köck, der im Vorfeld mit den Musiker*innen des Abends gesprochen und ihre Beschwerden gehört hat. Einer muss es ja tun. Dafür gab es aus Künstler*innen-Kreisen auch viel Zuspruch. Jetzt können sich Cari Cari wieder auf das konzentrieren, was sie ebenfalls sehr gut können: staubige Indie-Rock-Pop-Songs schreiben, die uns hypnotisch und psychedelisch in ein surreales, utopisches Festival in der Wüste entführen.

Hoffentlich eine gute Gage haben Oehl bekommen, als sie in Minimundus, der Modellbau-Stadt am Wörthersee, gespielt haben. Wie es ihnen auf Tour wieder so geht, haben sie in der FM4 Morning Show erzählt.

Und trotz nahendem Sommerende dürfen wir uns wieder über Festivals freuen. Zum einen wird das Fuzzstock Festival, kuratiert und mit-bespielt von dem guten Fuzzman und seinen Singing Rebels, dieses Wochenende über die Bühne gehen, mit Bands wie Ansa Sauermann, Zinn, Euroteuro, Monsterheart, Robert Stadlober oder Skero & BumBumKunst. Und das alles im wunderschönen Naturambiente am Klippitztörl nahe Wolfsberg/Kärnten. Und im September feiert Niederösterreich sein neues Drum’n’Bass-, HipHop-, Grime- und Techno-Festival. Beim „MU:SICK“ Festival werden über 100 Acts auftreten, darunter auch Camo & Krooked, Gazelle & The Bear, Kreiml & Samurai, Aramboa, Austrian Apparel und Silk Mob.

Culk - „Jahre später“

„Wer hat dir gesagt, was ein anderer zu tun und zu lassen vermag über dich mit dir.“
Über Verletzungen der Vergangenheit und darüber, welche Auswirkungen sie auf das gegenwärtige Leben haben, reflektiert in wie immer gekonnt poetischer Sprache die Sängerin Sophie Löw der Band Culk. In ihrer Stimme hört man die Lebenserfahrung der Künstlerin; verhallte Gitarren und ein weit im Raum klingendes Schlagzeug erschaffen eine (alp-)traumhafte Atmosphäre. Düster und doch kraftvoll ringt Sophie Löw um Selbstermächtigung und Ausbruch aus dem Vergangenen. Kunstvoll umgesetzt wird der Song in dem intensiven Video von Gabriel Hyden.

Euroteuro - „Ja Ja Ja“

Die Lo-Fi-Trash-Pop-Truppe Euroteuro liebt es, mit verschiedensten Genres zu spielen. In humorvoller Leichtigkeit, die einem sofort Bilder in den Kopf und Geschmäcker in den Mund zaubert. So wie bei DEM Urlaubssong aus Österreich, „Autogrill“, bei dem sofort die italienische Autobahnraststätte vor den geschlossenen Augen auftaucht und man sich den imaginären Milchschaum des Cappuccino von der Oberlippe leckt. Mit „Ja Ja Ja“ gehen Euroteuro diesmal 80er-Elektro-Krautrock-Wege. Entstanden ist die Nummer am Rad, am Heimweg entlang der Donauinsel, den ersten Sonnenstrahlen entgegenblinzelnd. Woher Euroteuro gekommen sind und was in der Nacht alles passiert ist, lässt sich nur erahnen. Es hat mit Tanzen und Augenkontakt zu tun. Das Video besteht übrigens aus zusammenmontierten Outtakes aus dem Film ANOTHER COIN FOR THE MERRY-GO-ROUND von Hannes Starz.

Heym - „Tote Rehe“

Der Schauspieler Robert Stadlober hat ein neues Musikprojekt, das sich schlicht Heym nennt. Benannt ist es nach dem deutschen Schriftsteller Stefan Heym. Robert Stadlober hat aus dessen Texten 19 Songs gemacht, die auf einem Album erscheinen werden. Es sind Vertonungen der frühen Jugendgedichte, die Heym geschrieben hat, nachdem er vor dem Nazi-Regime aus Deutschland über die damalige Tschechoslowakei nach Amerika fliehen musste. Laut Stadlober „bewegt sich die Welt derzeit wieder in ähnlichen Kreisen. Deshalb sind diese fast 100 Jahre alten Texte heute wieder aktueller denn je.“ Der erste Song ist „Tote Rehe“. Gemeinsam mit Klara Deutschmann und Daniel Moheit hat Stadlober da ein schönes, melancholisches Akustik-Singer/Songwriter-Stück mit Akkordeon, Gitarre und berührendem Gesang geschaffen.

Kreiml & Samurai feat. BumBumKunst - „Ois Ok“

Wenn bei der Wien-Linz-Connection Kreiml & Samurai und BumBumKunst „Ois Ok“ ist, dann ist das wohl eher in einer rebellischen, ironischen Art gemeint. Denn wieder wird der innere Schweinehund von der Leine gelassen und in Kampfsportmanier werden uns die politischen Messages um die Ohren gerappt. Alles mit selbstironischem Schmäh und gleichzeitig als eindeutiges Statement gegen die derzeitigen rechten Auswüchse in der österreichischen Gesellschaft. „A jeder wie er wü, oba so sicha ned,“ lautet da die unmissverständliche Ansage. Über deepen Beats und ein dunkles Instrumental, das fast schon nach Gangsta-Rap klingt.

Joe Traxler - „Don’t Dance“

Unglaublich gut produziert, schön poppig und melodiös, anfangs gesanglich an einen tiefenentspannten Prince erinnernd (also nicht an den kratzigen Funk-Ausdruck) ist die starke Nummer „Don’t Dance“ von Sänger und Musiker Joe Traxler, die einem nicht mehr so leicht aus dem Kopf geht. Sie beschreibt eine Nacht im Club, geprägt von sozialen Ängsten und Unsicherheit. Das Ganze konterkariert vom leichtfüßigen Popsound, der einen auf den Tanzboden zwingt. Umgesetzt mit einem schönen Video von Cherie Hansson, das sich gar nicht an den Songtitel hält. „Don’t Dance“ ist übrigens die erste Single aus der Debüt-Platte, die 2022 erscheinen soll.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Irgendwo zwischen Großstadtgeflüster, Mia und Wir Sind Helden und doch eigenständig und frisch: das ist die Debütsingle „Tapp Tapp Tapp“ von Rahel, ein super tanzbarer Elektro-80ies-Pop-Song über die vielen Fallen, in die wir alle immer wieder (manchmal viel zu gern) tappen.
  • Zum ersten Mal singt Alicia Edelweiss auf Deutsch. Und dafür hat sie sich aus der Liste an Dingen, die sie besonders mag, gleich das Thema „Dreck“ ausgesucht. Denn Dreck ist Freiheit heißt es in dem intimen, akustischen und naturverliebten Song.
  • Die Band Please Madame hat für ihr neues Album einiges an Aufwand getrieben. Vor allem für das Video der ersten Single, die am 26.8. erscheint. Schöne Teaser-Doku-Videos auf das Album „Angry Boys, Angry Girls“ gibt’s hier und hier.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Die Grazer Band Granada macht gerne Urlaub am Balkon, aber derzeit braust sie mit dem Auto durch Österreich und verbreitet „Summerfieber“.
  • iNANA & The Unused Word haben gemeinsam mit der Produzentin Iva Zabkar eine gefühlvolle Single über das Thema Schwangerschaft und Geburt geschrieben. Der Song „Tears Dry“ wird auch in der sechsteiligen Mini-Serie „Am Anschlag – Die Macht der Kränkung“ von Mona Film in Produktion für ZDF und ORF vorkommen, die ab 24.08. ausgestrahlt wird.
  • Der selbsternannte Schlagerstar Mandl Schorsch präsentiert mit „Sonne, Mond & Strand“ seine schummrig-schöne Version einer alles verzehrenden Sommerliebe. Inklusiver wunderschöner Bläsersätze.
  • Der Musiker und Produzent Ant Antic hat sich mit Nihils-Sänger Ramon Riezouw alias Rezar zusammengetan und den Song „Here We Go Again“ geschrieben. Eine treibende Indie-Pop-Hymne über den Neustart, der sich anfühlt wie das Altbekannte.
  • Fette und schnelle Beats, nachdenkliche, zarte Vocals und wunderschöne Melodien: Das ist die neue Single des Duos Skofi & Skyfarmer. „Was bleibt“ ist eine Ode an das Gefühl der Freiheit und der Unwissenheit, die einen ein Leben lang begleitet. Ein grandios poppiger Ohrwurm.
  • Apropos Unwissenheit: das One-Woman-Projekt R o n i a hat die Unsicherheit in einen schönen, orgeligen Walzer namens „You’ll Never Know“ verpackt.
  • Wenn jemand „Grüner Veltliner“ auf „Catharina“ reimen darf, dann Clara Luzia. Um daraus einen schönen Western-artigen Indiepop-Song zu machen, bedarf es der Familie Lässig, die sich hier mit neuer Single „Catharina“ wieder in den Musikbusiness-Sattel schwingt.
  • Letzten Donnerstag habe ich euch die Satirikerin und Rapperin NIKE101 vorstellen dürfen, wir haben einen Blick auf das Fuzzstock Festival geworfen und viele neue Singles aus Österreich gehört.
  • Und in der Donnerstagnacht haben wir das großartige Konzert von Buntspecht am Popfest 2021 Revue passieren lassen, ebenso wie die FM4 Summer Session mit Avec. Außerdem haben wir tief im Archiv gegraben, denn DJ Urbs hat euch in der Serie „Back To My 90ies“ seine Lieblingslieder aus den 90er Jahren aus Österreich in drei Mixes vorgestellt.

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