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Bildmontage: Mona Mitterwallner und Valentina Höll fahren beide mit einem Mountainbike durch den Wald

APA/ERWIN SCHERIAU und Bartek Wolinski / Red Bull Content Pool

Mountainbike WM: Zwei 19-jährige als Medaillenhoffnungen

Die beiden 19-jährigen Mountainbikerinnen Valentina Höll und Mona Mitterwallner starten mit realistischen Medaillenchancen in die Weltmeisterschaften in Val di Sole. Während die Cross-Country-Athletin Mitterwallner vor Selbstvertrauen strotzt, läuft es bei der Downhillerin Vali Höll in dieser Saison noch nicht so rund.

Von Simon Welebil

„Ich würde gerne um den Titel mitkämpfen, ist eh klar. Dafür gehe ich an den Start“, sagt Mona Mitterwallner vor der Mountainbike WM, die diese Woche im italienischen Val di Sole stattfindet. So eine selbstbewusste Ansage verwundert nicht, hat die Tirolerin in dieser Saison doch alle Weltcups in der Kategorie der Unter-23-jährigen gewinnen können, den Staatsmeistertitel eingeheimst und sich vergangene Woche auch noch das Trikot der Europameisterin überstreifen dürfen.

Mitterwallner ist nach Laura Stigger das nächste riesengroße Mountainbike-Talent im Cross Country, das aktuell an die Weltspitze drängt. Dass sie trotz Topleistungen nicht für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert worden ist, hat sie sehr mitgenommen, weil sie gefühlt hat, dort mithalten zu können. Mittlerweile, so sagt sie, hat sie dieses Thema abgehakt und sich mit der bereits erfolgreich absolvierten Europameisterschaft, dem Weltcup und der WM neue Ziele gesetzt.

Trotz Saisondominanz nicht die Top-Favoritin

Dass sie als Saisondominatorin in der U23-Klasse nun auch den WM-Titel im Vorbeigehen einstreifen wird, ist dennoch nicht fix. Denn weil bei Weltmeisterschaften - im Gegensatz zum Weltcup - alle Starter*innen genötigt werden, in ihren Altersklassen anzutreten, bekommt sie es hier mit anderen Gegenerinnen zu tun. So müssen etwa auch Laura Stigger und die Französin Loana Lecomte, die in diesem Jahr im Weltcup bereits die Elite-Klasse aufgemischt hat, runter in die U23.

„Es haben schon viele geschmunzelt, dass es dieses Jahr leichter ist, die Elite-Weltmeisterschaft zu gewinnen, als die U-23-Weltmeisterschaft.“
(Mona Mitterwallner)

In Ehrfurcht erstarren vor den starken Gegnerinnen will Mona Mitterwallner aber nicht, sondern Loana Lecomte auf der selektiven Strecke mit langen und knackigen Anstiegen und technisch anspruchsvollen Abfahren zumindest das Leben schwer machen.

Die Regelung mit den Altersklassen bei Weltmeisterschaften bleibt für Mona Mitterwallner und viele andere im Radsport trotzdem unverständlich. „Es sollen die schnellsten gegeneinander fahren und nicht jene, die gleich alt sind“, bringt Mitterwallner ihr Verständnis für den Sport auf den Punkt. In der U23 fällt sie nicht nur um den sportlichen Vergleich mit der Weltelite um, sondern auch im Kampf um Aufmerksamkeit von Medien, Fans und Sponsoren.

Mountainbike WM in Val di Sole

Hier ist die offizielle Website der WM

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Zumindet im Weltcup darf sie sich ab nächstem Jahr mit den schnellsten Frauen messen. Das Trikot der U23-Europameisterin muss sie dort allerdings wieder abgeben; dasselbe würde für das Weltmeistertrikot mit den Regenbogenfarben gelten, falls sie es denn dieses Wochenende gewinnen sollte. So ist bereits jetzt klar, dass sie nächste Saison in rot-weiß-rot fahren wird, denn ihr Staatsmeistertrikot hat sie in der Elite-Klasse geholt.

Die Selbstzweifel einer Ausnahmeathletin

Im Downhill gibt es keine U-23-Klasse. Hier darf die ebenfalls 19-jährige Saalbacherin Valentina Höll im Weltcup und bei der WM in der Elite-Klasse starten. So richtig angekommen ist die zweifache Nachwuchs-Weltmeisterin dort allerdings noch nicht. In den Qualifikationsläufen hat sie zwar mehrmals Bestzeiten hingelegt, was ihr den Spitznamen „Quali-Vali“ eingebracht hat, die Ergebnisse bei den Rennen waren dann aber durchwachsen.

Beim Weltcup-Auftakt auf ihrer Heimstrecke in Leogang hat sie den Sieg mit einem Sturz knapp vor dem Ziel hergeschenkt, beim Weltcup in Les Gets ist sie in der letzten Kurve vor dem Ziel gestürzt. In Maribor, wo sie ein wenig zurückgesteckt hat, hat sie dann endlich einen technisch sauberen Run hingelegt, mit dem sie aber nicht über Rang sechs hinausgekommen ist - für sie enttäuschend.

„Ich hab das noch nie so erlebt, dass es mich zweimal im Rennen schmeißt oder ich zu langsam bin für die Top Fünf“, schildert sie ihre neuen Erfahrungen im Interview. Im Gegensatz zu den Nachwuchsklassen würde es jetzt auch jeder mitbekommen, wenn es einmal nicht so gut laufe.

Sie spricht auch über den Druck, den sie in ihrer ersten vollen Rennsaison in der Eliteklasse erlebt. „Der Druck kommt 100 Prozent von mir selber. Es ist wegen dem ganzen Drumherum. Jeder hat mich extrem gehypt und gesagt, wenn ich Elite fahre, werde ich alles gewinnen. Aber es ist nicht so. Man muss erst dazulernen und man muss auch gescheit fahren, damit man aufs Podium kommt. Man muss es sich verdienen.“

Radfahren ist nicht alles im Leben

Durch den Druck hat Vali Höll zeitweise auch den Spaß am Radfahren verloren, schreibt sie auf Instagram. „Ich hab wirklich Angst gehabt, dass mich keiner mehr mag, wenn ich nicht mehr gewinne“, sagt sie, aber so weit ist es glücklicherweise nicht gekommen. Ihre Freunde haben sie aufgebaut, ihr klargemacht, dass Erfolge im Radfahren nicht alles im Leben seien und ihr schnell wieder Grinser ins Gesicht gezaubert, indem sie viel Blödsinn gemacht haben. Ein Auszeit-Wochenende am Bike am Reschenpass hat das Übrige getan.

Für die restliche Saison hat sich Vali Höll vorgenommen, ihre eigene Erwartungshaltung ein wenig zurückzuschrauben und alles lockerer anzugehen. Auch die WM, die sie wie ein normales Rennen betrachtet, was leichter ist, weil danach noch drei weitere Weltcupstopps folgen: „Ich glaub bei mir geht’s nur darum, dass ich so fahre, wie die Vali fährt, und wie ich die letzten drei Jahre unterwegs war. Wenn ich das Gefühl von früher wieder zurück bekomme und einfach alles gelassener angehe, dann werden auch die Resultate wieder kommen, denke ich.“

Vielleicht auch schon diesen Sonntag.

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