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Death Trash

Crafting Tales

„Death Trash“: Mein Freund, der Fleischkrake

Das Pixel-Rollenspiel „Death Trash“ zeigt schon im Early Access eine faszinierend bizarre Welt zwischen klassischem „Fallout“, Body Horror und schwarzem Humor.

Von Rainer Sigl

Rohes, rotes Fleisch, überall. Es quillt aus Erdspalten und aus Löchern in der Wand, bedeckt große Teile der Landschaft und entwickelt ein Eigenleben. Organe und Gehirne liegen herum und einzelne Fleischbrocken kriechen selbstständig über den Boden. Alle, die hier leben, essen es, roh, direkt vom Boden. Weil es halt einfach so gut ist.

Vielleicht ist ja dieser ganze Planet aus Fleisch, und Pflanzen, Steine und Erde, die seine Oberfläche bedecken, sind nur eine ganz dünne obere Schicht. Diesen philosophischen Gedanken hat zumindest einer der Bewohner der Welt von „Death Trash“. Das pixelige Rollenspiel spielt in einer Welt, wie man sie noch in keinem Game sonst gesehen hat, irgendwo zwischen Postapokalypse, Body Horror und tiefschwarzem, bizarren Humor.

Wollte man Verwandte aus Film und Literatur nennen, müsste man wohl David Cronenberg, Jeff Vandermeer und Kameron Hurley nennen; ein bisschen Monty Python darf man wohl aber auch dazuzählen.

Ein schräger Erbe von „Fallout“

Sechs Jahre lang hat der deutsche Entwickler Stephan Hövelbrinks allein an seinem Debütspiel gearbeitet. Jetzt ist „Death Trash“ im Early Access erschienen, und es ist, vor allem dank seiner wirklich bizarren Welt, ein Unikat.

Die ersten Teile des Kultrollenspiels „Fallout“ aus den Jahren 1997 und 1998 waren indirekte Vorbilder, wie Hövelbrinks in einem schon klassischen Tweet zur Genese seines Traumspiels angekündigt hat, und die Verwandtschaft sieht man in vielen großen und kleinen Details. Da wie dort werde ich aus einer unterirdischen, geschützten Community in eine postapokalyptische Wildnis entlassen, und genau wie in den Rollenspielklassikern bin ich aus der isometrischen Perspektive mit einem einzelnen Charakter in einer offenen Spielwelt unterwegs.

„Death Trash“, entwickelt und vertrieben von Crafting Tales, ist im Early Access für Windows, Mac und Linux erschienen. Die finale Version soll innerhalb eines Jahres fertig sein.

Was auch ähnlich ist, ist der Wille zum rabenschwarzen Humor. Wegen diesem und auch der groben, aber liebevoll detaillierten Pixelgrafik bleibt der Ekelfaktor von „Death Trash“ trotz seines Themas moderat. Stattdessen gibt es viel zum Schmunzeln und zum Staunen: einen riesigen Kraken aus Fleisch etwa, der einsam ist und jemanden zum Reden sucht. Bei all der Seltsamkeit wundert es einen dann auch nur mehr wenig, dass „Kotzen“ die erste Spezialfähigkeit ist, die mein Charakter im Tutorial erlernt.

Death Trash

Crafting Tales

Ein Vorgeschmack im Early Access

„Death Trash“ ist noch im Early Access, doch in den etwa sechs bis acht Stunden, die es schon zu spielen gibt, wird man großartig unterhalten. Die surreal-eklige Spielwelt, der simple, aber motivierende Kampf in Echtzeit und viele schräge Ideen machen dieses Spiel schon jetzt zu einem Einzelstück, das man nur mit Bedauern nach dem Abgrasen aller Ecken wieder aus der Hand legt. In etwa einem Jahr soll das gesamte Spiel fertig sein.

„Death Trash“ ist ein bizarrer und bizarr guter Erbe einer großen Rollenspieltradition, die wie viele andere Spielkonzepte dem Siegeszug der 3D-Polygon-Grafik zur Jahrtausendwende zum Opfer gefallen ist. Man darf sich auf das fertige Spiel freuen - und sich schon jetzt einen ausgiebigen Vorgeschmack gönnen.

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