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Leoniden

Joseph Strauch

FM4 Gästezimmer mit Jakob von den Leoniden

Auf ihrem neuen Album toben sich die Leoniden so richtig aus und springen von Genre zu Genre. Auch im FM4 Gästezimmer spannt Jakob, Sänger der Leoniden, den Bogen von Disney zu Danger Dan, von Idles zu Willow.

Von Susi Ondrušová

Beim Interview

Radio FM4 | Susi Ondrušová

Das FM4 Gästezimmer gibt es jeden Sonntag von 16 bis 17 Uhr auf Radio FM4 und anschließend für 7 Tage im FM4 Player.

Nein, die fünf Jungs aus Kiel haben keine Lust, eindimensional zu denken. „Ich versteh gar nicht, warum das überhaupt noch von Bands erwartet wird, dass du diesen einen Sound hast - und den dann 12 Mal“, meint Jakob fast schon empört. Die Ausgangsfrage war eigentlich, ob er sich den Pressetext zum neuen Album der Leoniden durchgelesen hat, da steht die Band habe „ihren Sound gefunden“.

Dabei sind die Leoniden eher für anything goes bekannt, Hauptsache energievoll. Das Herz der Band schlägt für Hardcore und Punk, das heißt aber nicht, dass man sich nicht auch an einer Elton-John-ähnlichen Ballade versuchen könnte. Oder Querflöten am Album einbaut. Es ist komplex, aber nicht kompliziert. „Complex Happenings Reduced To A Simple Design” so der Titel des neuen Albums, ein Doppelalbum mit 21 Tracks. Alles, was die Band sagen möchte, darauf verpackt. Zum Beispiel die großartige Fridays-For-Future-Hymne „New 68“.

Im FM4 Gästezimmer hat Jakob von den Leoniden statt 21 Songs nur 8 aussuchen dürfen, die Essenz seiner Musiksammlung. Die All-Time-Favourite-Bands, die Best-Friends-Bands und die Bands, deren Botschaften und Charisma den Leoniden-Musiker begeistern und inspirieren.

Turnstile – „T.L.C. (Turnstile Love Connection)“

Jakob: Das ist unsere liebste Hardcore-Band, die es gerade gibt. Wir kommen halt eben total aus dem Punk- und Hardcore-Umfeld von früher und Turnstile sind eine Band, die das für uns nochmal komplett neu erfunden haben. Sie haben eine krass kunstvolle EP rausgebracht, die man auch als Stück als Gesamtkunstwerk-Video bei YouTube sehen kann.

WILLOW ft. Travis Barker – „t r a n s p a r e n t s o u l“

Jakob: Der Track ist von Willow, Will Smiths Tochter, und das mag erstmal ein bisschen weird klingen, wenn man sich noch an „I whip my hair back and forth“ erinnert. Aber das Schöne: Sie ist nun mal eine wichtige Person der Popkultur und sie hat zusammen mit Travis Barker, dem Drummer von Blink 182, einen Song herausgebracht. Der heißt „transparentsoul“ und ist so ein nahtloser Anknüpfmoment an 2003er Paramore-Alternative-Rock, dass ich gejubelt habe, dass die Gitarren zurückkommen! Das war für mich so ein schöner Moment, weil ich dachte, ey!, vielleicht stellt sich jetzt mal irgendwas gegen den eher auf einer Produktionsseite lastigen Trap, vielleicht stellt sich dann plötzlich wieder die Band dagegen mit lauten Gitarren. Fand ich richtig geil und ist auch wirklich ein Banger!

Grizzly Bear – „Three Rings“

Jakob: Das ist von einer meiner drei großen Lieblingsbands. Ich liebe Grizzly Bear seit immer. Was für eine märchenhafte Musik. Der Song „Three Rings“ ist von dem immer noch aktuellen Album, das so sperrig war, dass selbst ich, der eigentlich auch mit sperriger Musik krass sozialisiert wurde, mich da erst einmal rantrauen musste, und ich bin so verzaubert worden davon. Falls ihr zwischendurch denkt, „Oh, bisschen langweilig“, dann achtet nur aufs Schlagzeug und alles ist vorbei. Genial!

Idles – „War“

Jakob: Ein Song von unserer liebsten Liveband, den Idles, die auch schon länger rumtouren. Die durften wir in Prag auf dem Rock for People Festival live sehen. Eine Band, die es schafft, quasi, Aggression auf eine so untoxisch männliche Art und Weise auf der Bühne auszudrücken und auch Leute aus dem Publikum auf die Bühne einlädt. Das haben wir noch nie gesehen. Wirklich mit ultimativem Hardcore-Spirit, wahnsinnige Ausstrahlung, großartige Band.

Von Wegen Lisbeth – „Portugal (Autoteile auf der Fahrbahn)“

Jakob: Von Wegen Lisbeth aus Berlin haben vor kurzem einen neuen Song rausgebracht. Das Sounddesign ist so GENIUS! Ich habe Matze von Von Wegen Lisbeth angerufen und ihn sofort gefragt, was für ein Gitarreneffektpedal er benutzt hat, ich hatte die Idee, dass es der Boss PH3 Phase Shifter war, und er war es! Kleiner Geartalk-Moment. Richtig geil, wahnsinnig schöner Song.

Blond – „Du und Ich“

Jakob: Aus Chemnitz kommen Blond, wahnsinnig sympathische Band, unfassbar gute Liveband. Die haben auch jetzt gerade einen neuen Song rausgebracht, mit einem sehr, sehr, sehr wichtigen Thema. Hört ihn euch mal an, lest euch bisschen was dazu durch. Du und ich!

Pocahontas-Soundtrack – „Farbenspiel des Winds“

Jakob: Auf den Song freue ich mich selbstverständlich am meisten, weil er, glaub ich, am absurdesten in dieser Liste wirkt. Er ist aus dem Pocahontas-Soundtrack, „Farbenspiel des Winds“. Ich muss dazusagen, dass ich eigentlich immer schon, als Kind vor allem, viel krasser beeinflusst war von Disney-Musik und Videospielmusik. Das hat mein Leben krass geprägt und ich habe noch so ein anderes Projekt, wo ich ein bisschen ausufernder kunstvollere Musik versuche. Als das Album fertig aufgenommen war, habe ich diesen Song gehört und habe gewusst, ich hab noch so viel zu lernen. Das Arrangement ist unfassbar. Die Holzbläser sind ein Traum, die Streicher unfassbar, die Melodie. Ich kriege jedes Mal einen Kloß im Hals. Es ist einer dieser Songs, Herbert Grönemeyer hat den anderen geschrieben, bei dem ich jedes Mal anfange zu schlucken und denke, Fuck! Das Wundervolle ist, das ist ein Song, den kann ich mit meiner Mutter hören, und es geht uns beiden so. Es ist wirklich ein absolutes Meisterwerk.

Danger Dan – „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“

Jakob: Ich glaube, Danger Dan hat den schönsten modernen und trotzdem klassischen Protestsong geschrieben, den ich in letzter Zeit gehört habe. Wahnsinnig krasses Thema. Ich hänge richtig an seinen Lippen bei diesem Song.

Leoniden live

Im Frühling 2022 kommen Leoniden nach Österreich! Alle Termine findest du hier.

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