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James Blake "Friends that break your heart" Albumcover und Pressebilder

Universal Music

12 Lieder über Freundschaft auf dem neuen Album von James Blake

Der britische Musiker, Produzent, Songschreiber, Flüstersänger mit langem Atem, der Ton- und Tasten-Akrobat James Blake blickt auf seinem fünften Album „Friends That Break Your Heart“ nach Innen und beschäftigt sich mit dem Thema Freundschaft und der Beziehung zu sich selbst.

Von Susi Ondrušová

Der Anfang von Blakes musikalischer Karriere war eine einzige Lobeshymne. Ein mit Lorbeeren umzäunter roter Teppich, auf dem es sich von außen betrachtet doch wunderbar leben lässt. Man muss doch nur den vielen Bewunderern zuwinken, ihre Hände schütteln, ihre Telefonnummern einspeichern und dankbar sein? Nein, die ersten Jahre waren für Blake eine Tortur! Kreatives Leben in kommerziellen Bahnen ist ungesund, vor allem, wenn die Musik ein Ventil für die eigenen Emotionen ist, aber in der breiten Öffentlichkeit sensible Männer mit „Boys don’t cry“-Männlichkeitsbildern konfrontiert werden. „We don’t need any further proof that we have hurt men with our questioning of their need to be vulnerable and open“, hat Blake 2018 gemeint und mit Blick auf besorgniserregende Mental-Health-Statistiken von einer Epidemie gesprochen. 2020 kam dann die Pandemie. Draußen also überall FFP2-Masken, drinnen Insta Live.

So hat auch James Blake viele Abende damit verbracht, von seinem Klavier zuhause kleine Konzertchen zu geben, um so auch die Werbetrommel für seine „Covers“-EP anzuwerfen, oder er hat unveröffentlichte Songs - wie zum Beispiel eine frühe Version von „Say What You Will“ - zum Besten gegeben.

„Say What You Will“ und vor allem das dazugehörige Video veranschaulichen sehr gut den inneren Kampf mit Dämonen, den wir in unserem analogen, aber auch digitalen Alltag durchmachen. „Comparison is the thief of joy“ ist das Theodore-Roosevelt-Zitat, für das sich James Blake entschieden hat, um die Essenz des Songs im Video noch verständlicher als verständlich zu machen. Say what you will. Ob es nun um Mobbing geht oder die Selfcare-Erkenntnis, dass man sich selbst gut (und gut genug) ist. Blake meint in Interviews, die pandemiebedingte Entschleunigung und die introvertierte Lockdown-Zeit in den eigenen vier Wänden habe ihm geholfen, dem Stress einer Erwartungshaltung zu entkommen.

„I stopped thinking about other people, to be honest. I stopped thinking about the world, in terms of a musical perspective. I started thinking about the world in other ways. I was making music purely for my own catharsis, really, and that’s a very pure way of writing.“

James Blake "Friends that break your heart" Albumcover und Pressebilder

Miles Johnston

Nach dem 2019er Album „Assume Form“ mit abwechslungsreichen Superstar-Kollaborationen wie zum Beispiel Rosalía, André 3000 oder Travis Scott hören wir auch auf „Friends That Break Your Heart“ Gaststimmen: die Sängerin Monica Martin, die beiden Rapper JID und SwayVay und für einen Glanzmoment sorgt auch Neo-Soul-Star SZA im Track „Coming Back“. Eine der Grundvoraussetzungen für eine Einladung zur Zusammenarbeit war, dass Blake im Studio Spaß haben wollte, anstatt seinen Namen in neue Algorithmus-Sphären zu katapultieren.

Das Thema der Platte ist Beziehung und Freundschaft. Nicht zwingenderweise die Liebe zu einem Partner. Blake scherzte in Interviews, dass seine Partnerin, die Schauspielerin und Aktivistin Jameela Jamil, wollte, dass er ein Album macht, das nicht von ihr handelt. Love-Interest-Lieder gibt es schon wirklich genug, also geht es um Freundschaften und Menschen, mit denen man Zeit verbringt. Neue, alte, enge Freund*innen, die im Song „Blessed You´re Mine“ oder „If I´m Insecure“ adressiert werden. Freund*innen, die einen vielleicht nur eine kurze und intensive, aber am Ende des Tages oberflächliche Zeit lang begleiten und einem anschließend das Herz brechen, wie der ausnahmsweise von einer Gitarre begleitete Titelsong sehr eindringlich mitteilt. „Life Is Not The Same“ ist der schmerzvolle Abschiedssong an jemanden, der sich vom Leben verabschiedet hat. Große Vermissung und Trauer. Wie geht es James Blake? Sehr gut.

„It´s a heavy record that sounds lighter!“

Blake lädt uns mit diesen zwölf neuen Songs in seinen Freundschaftszirkel. Es ist hell und freundlich dort. Es wird geweint, gelacht, aber vor allem auch: zugehört.

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