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Waves Festival Menschen sitzen im Wuk Hof

Waves Festival / Alexander Galler

Diese Bands empfehlen wir am Waves Vienna Festival 2021

Knapp 100 Bands bespielen von 9. bis 11. September die Bühnen im und rund ums WUK in Wien: Es ist wieder Waves Festival. Hier haben wir 3x3 Musiktipps aus dem umfassenden Lineup zusammengeschrieben, von Sinks bis Mira Mann, von der Numavi Stage bis 52 Hertz Whale.

WAVES Vienna Festival 2021

9.-11. September

WUK + Canisiuskirche

7 Bühnen

Das vollständige Line Up sowie alle weiteren Infos findet man hier.

Bald ist es wieder soweit und das große heimische Showcase Festival Waves Vienna geht über seine zahlreichen Bühnen in und rund ums WUK in Wien. Das gemütliche Beisammensitzen oder -stehen im Hof gehört bei diesem Festival zweifellos ebenso dazu wie das Herumstreunen zwischen den einzelnen Bühnen. Man tauscht Geheimtipps aus, wer der nächste Act to watch sein könnte, oder lässt sich einfach durch das umfassende Lineup aus größtenteils up and coming Artists treiben. Als kleine Orientierung im diesjährigen Lineup hat das FM4-Waves-Team ein paar persönliche Leckerbissen zusammengesucht.

Lisa Schneider empfiehlt:

Francis of Delirium

Francis Of Delirium: SA, 11.9., 20.30-21.15, WUK Foyer

Da hat sich jemand ganz groß „Grunge“ auf die Fahnen geheftet und damit auch schon einen kleinen Siegeszug durch die Musikmedienwelt gestartet: Das Online-Magazin Pitchfork etwa schreibt über die aus Kanada, den USA und Luxemburg stammende Band Francis Of Delirium, da wären schon Songs „that throw off promising sparks of brilliance“ dabei. Mit diesen Songs ist die aktuelle, im April veröffentlichte EP „Wading“ gemeint.

Wir hören da vier sorgfältig einkochte Coming-Of-Age-Spezialitäten, die die Liebe, das Leid und die Zweifel mit Knatter-Riffs und der wunderbar facettenreichen Stimme von Schreiberin und Sängerin Jana Bahrich verbinden. Für Freund*innen der Musik von Phoebe Bridgers oder Lucy Dacus und deren dunkleren, schnelleren und lauteren Musikmomenten.

Mira Mann

Mira Mann: FR, 10.9., 21.45-22.30, Canisius Kirche

Körperlichkeiten, Innerlichkeiten, Wahrnehmung des Selbst und vor allem auch die Angst: Die Gedichte von Schriftstellerin, Musikerin, Bookerin, Radiomacherin und auch sonst Alleskönnerin Mira Mann sind keine leichte Kost. Sie sind außerdem die Grundlage für ihre Musik. Hier sitzt jedes Wort und in der Folge jeder Ton, das Ziel ist die Durchdringung auf allen Ebenen. Mira Mann denkt nicht nur in und zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksmitteln, sie verschiebt auch gern schon bestehende Kunstwerke auf eine andere Bedeutungsebene. So zum Beispiel klingt „Atlantic City“ von Bruce Springsteen, wenn Mira Mann es frei nach dem Motto „Abstraktion“ auseinandergenommen hat.

Das alles ruft eigentlich nach Vortrag oder Performance, aber live wird es anders sein. Im letzten FM4-Interview zum Release ihrer Remix-EP im April betont Mira Mann nämlich den überlebenswichtigen „Groove“ eines Livesets. Und da wären wir wieder beim einzelnen Wort: Ohne Rhythmus geht gar nichts.

Die Numavi-Bühne

Numavi Bühne am FR, 10.9.

Gran Bankrott: 19.00-19.45, WUK Foyer

Oxyjane: 20.15-21.00, WUK Foyer

Sluff: 21.30-22.15, WUK Foyer

Zinn 22.45-23.30, WUK Foyer

Modecenter 00.00-00.45, WUK Foyer

Das österreichische Label Numavi Records hat seit seiner Gründung (frühe 2000er Jahre) vor allem die Liebe zu allem, was dunkel nach Postpunk glänzt gepflegt, mittlerweile die Fühler aber weiter Richtung Dreampop, Shoegaze und allem anderen ausgestreckt, was mit guten Gitarren zu tun hat. Am Freitagabend wird mit einer Handvoll Label-Gesandter die Bühne im WUK-Foyer gekapert.

Es wird scharfzüngigen Freakfolk von Zinn zu hören geben, kühn-kühle DIY-Explosionen von Gran Bankrott oder die charmanten Allesabreißer Modecenter. Oxyjane werden einmal mehr das Beste an sonnigem Grunge der 90er ins Jetzt hinüberretten. Und Sluff werden noch ein paar Herzen mehr stehlen, eine Band der Neigungsgruppe Wall Of Sound und Saitenschrammeln, die aber nie auf die große Popmelodie vergisst (Lehrgangleiter: Musiker und Produzent Wolfgang Möstl).

Michaela Pichler empfiehlt:

Faux Real

Faux Real: DO, 9.9., 22:30-23:15 in der Krypta

Wer sich durch das diesjährige Line-Up wühlt, wird das ein oder andere Duo darin finden, von denen es heuer auffällig viele zu geben scheint. Dazu gehört auch die US-amerikanisch-französische Zweier-Formation Faux Real. Elliott Arndt und Virgile Arndt sind nicht nur musikalische Brüder im Geiste, sondern tatsächlich auch Geschwister. Seit 2018 zelebrieren die beiden ihr besonderes Band nun auch auf der Bühne – und genau davon handelt auch ihre sehr überzeugende Single „Kindred Spirit“, bei der die Bronski-Beat-Drum kickt wie einst in den glorreichen 80ern.

Zu hören gibt es das bisher auf der ersten, selbstbetitelten EP, die vor knapp einem Jahr erschienen ist. Faux Real verschanzen sich darauf irgendwo zwischen expressivem Glamrock und knallendem Avant-Pop. Diese Kombi dürfte live glücklicherweise in die Sparte „Erlebnis“ rutschen, beim Waves Vienna Festival dürfen wir uns auf jeden Fall schon auf Tanz-Choreographien zu jedem Song und Querflöten-Soli freuen.

Oxford Drama

Oxford Drama: SA, 11.9., 19:45-20:30, WUK Halle

Fast hätte es die Band nicht mehr gegeben, denn eigentlich hatten sich ihre musikalischen Wege schon längst getrennt: Gosia Dryjańska und Marcin Mrówka haben 2014 zusammen als Oxford Drama gestartet, als Duo verschrieb man sich dann schnell einem elektronischen Synthesizer-Sound der Marke Dream Pop. Nach dem Debütalbum „In Awe“ wollten die beiden Musiker*innen dann aber doch erstmal Bandpause machen und sich in anderweitigen Musikprojekten wieder neu erfinden. Doch wenn das Gute so nah ist, kehrt man auch gerne wieder zurück zu dem, was schon einmal funktioniert hat. Und so haben sich Oxford Drama nun doch zusammengerauft.

Diesen Frühling ist mit „What’s The Deal With Time?“ ihr neuester Plattenwurf erschienen. „My ambitions are loud and proud“ („Bachelor of Arts“) heißt es unter anderem darauf, während sich das polnische Indie-Duo 2021 endgültig den Lo-Fi-Gitarren verschworen hat. Die bittersüßen Riffs sitzen dabei mindestens genauso gut wie Gosia Dryjanskas verhallte Sehnsuchtschöre, die an den sonnigsten Stellen an Band-Äquivalente wie die kanadischen Alvvays erinnern.

52 Hertz Whale

52 Hertz Whale: SA, 11.9., 21:45-22:30, WUK Foyer

In der Welt der Fauna gibt es ein Tier, das den Ruf des einsamsten Wales der Welt pflegt. Es wurde bisher noch nie gesichtet, sondern nur gehört – zum ersten Mal 1989. Der Einzelgänger-Wal ist der einzige seiner Art, der auf einer Frequenz von 52 Hertz singt. Artverwandte wie Blauwale oder Finnwale trällern auf viel tieferen Frequenzen durch die Ozeane. So weit, so gut (und auch ein bisschen traurig).

Nach diesem lonely Emo-Wal hat sich die slowakische Formation 52 Hertz Whale benannt, das Quintett wurde allerdings schon oft gesichtet. Nicht nur in ihrer Heimatstadt Bratislava, sondern während ihrer letzten Europatournee auch in dunklen Kellerlokalen in Großbritannien, Belgien, Deutschland und Tschechien. Dort haben sie ihr erstes Mini-Album „I’ve Met A Lot Of People“ zum Besten gegeben, eine Collage zwischen treibendem Post-Punk und Shoegaze. Tief im klanglichen Innersten ist der namensgebende 52 Hertz Whale wohl auch das Krafttier der Band, schließlich manifestiert sich in ihren Songs der Hang zu dunklen Gefilden immer wieder, zur Melancholie und zum Dahinleiden.

Katharina Seidler empfiehlt:

Sinks

Sinks: 9.9.2021, 22.15-23.00, WUK Foyer

Rund um Labels wie Korobushka Records oder den Club Bajkazyl in Brünn gibt es in Tschechien eine höchst vitale Musikszene, die ihre Liebe zwischen lauten Gitarren und verwaschenen Synthesizern gerecht aufteilt. Das Brünner Trio sinks, bestehend aus Antoním Míka, Vendula Pukyšová und Peter Štímel, schafft es auf geradezu unheimliche Weise, die Kraft seiner Liveshows auch im Studio einzufangen.

Auf einer Handvoll EPs sowie dem im Mai dieses Jahres erschienenen, selbstbetitelten sinks-Debütalbum vermengen sich giftige Noise-Rock-Gitarren mit der atmosphärischen Bleakness von Postpunk und den düsteren Lyrics von Antoním Míka: „Something’s not right, something’s not right, something’s wrong“, heißt es in „Noir2“ immer wieder, und das im gleichnamigen Track beschworene „Serotonin“ bringt ebenfalls nur momenteweise Erleichterung:
„Sacrifice your memory
for a brief moment
of serotonin rush
(...)
Drink yourself to sleep“

Discovery Zone

Discovery Zone: 9.9.2021, 20:15-21:00, Canisius Kirche

Keine Frage, eine der tollsten Bands aus Deutschland, wenngleich intern sehr international aufgestellt, ist das Quartett Fenster aus dem Umkreis des Labels Morr Music. Auch die Soloprojekte der einzelnen Mitglieder, von John Moods bis World Brain oder Yoga, öffnen stundenlange Wurmlöcher auf Bandcamp & Co, und seit letztem Jahr veröffentlicht auch die US-amerikanische Fenster-Vokalistin, Percussionistin und sonstige Multiinstrumentalistin JJ Weihl unter dem Namen Discovery Zone eigene Musik.

Ob kühle Disco Vibes der Madonna-„Holiday“-Ära, ein Hauch exzentrischer Glamour à la Kate Bush oder die entrückte Eleganz von Weyes Blood, die Popmusik von Discovery Zone schillert hologrammfarben. Cyber Pop und New Age-Theremin-Soundscapes aus dem Hause Mansions and Millions; mit Sicherheit eine der ungewöhnlichsten Künstlerinnen im diesjährigen Waves Lineup.

Wolfgang Pérez

Wolfgang Pérez: 10.09.2021, 21:00 Uhr in der Krypta

Outernational music for interplanetary people, so lautet das Motto des Berliner „Boutiquelabels“ Fun in the church, einer Tochter der legendären Staatsakt-Plattenschmiede. Während im Mutterschiff all things (Diskurs-)Pop und Vieles darüber hinaus Platz finden, beheimatet Fun in the church philippinischen Rocksteady von Bing Austria ebenso wie brasilianischen Space-Kraut-Bossa von Os Barbapapas oder afghanischen DIY-Synth-Pop von der Burka Band. Einen kleinen Überblick über den Katalog gibt es hier.

Der neueste Labelzugang Wolfgang Pérez nun wurde in der Vergangenheit als Keyboarder der Indiepopper Golf auffällig; nun hat er gerade erst vor einigen Tagen sein Solo-Debütalbum „Who cares, who cares“ herausgebracht. Im Stile von Helado Negro und Erlend Oye in seinen zartesten Momenten tänzelt Pérez darauf durch Sommernächte voll leichtfüßigem Soul, elegantem Tropicalismo und warmen Jazz-Anklängen. Immer gut: Prominente Saxophone, goofy Dancemoves, polyrhythmischer Groove, Rollschuhe.

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