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Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Endlich wieder ein Hauch von Festival-Feeling am Nova Rock Encore 2021

In einer abgespeckten Form, mit strengen 2G-Kontrollen und an einer ungewohnten Location konnte gestern das Nova Rock 2021 stattfinden. Aber ist auf dem Eintages-Festival in Wiener Neustadt wirklich echte Festivalstimmung aufgekommen?

Von Alica Ouschan

Endlich wieder Nova Rock! Heuer aber ausnahmsweise nicht in den burgenländischen Pannonia Fields, wo das größte Rock-Festival Österreichs unter normalen Umständen im Juni vier Tage lang zuhause ist. Das Eintages-Festival unter dem Namen Nova Rock Encore ist eines der wenigen großen österreichischen Festivals, die diesen Sommer mit sorgfältig durchdachtem Sicherheitskonzept stattfinden durften, und zwar im Fußballstadion in Wiener Neustadt. Zwar ist es dort nicht ganz so staubig wie in den Pannonia Fields und gezeltet werden darf leider auch nicht, aber immerhin sorgen das gute Wetter inklusive praller Sonne und die laute Musik, die man schon von weitem hören kann, dafür, dass der Vibe dem echten Nova Rock sehr nahe kommt.

Nova Rock Encore Besucher*innen

David Bitzan / Barracudamusic

Sonne, neue Leute, Bier und laute Musik

Die Bühne, bespielt von rund neun Bands innerhalb von zwölf Stunden schaut der Nova-Stage zum Verwechseln ähnlich. Das Gelände ist bereits von Anfang an gut besucht, die Besucher*innen sind sichtlich motiviert und froh drüber, dass das Nova endlich wieder stattfinden kann - wenn auch unter anderen Bedingungen als sonst: „Wir dachten eigentlich gar nicht mehr, dass es stattfinden kann“, erzählt eine Besucherin. „Jetzt sind wir voll aus dem Häuschen und glauben fast nicht, dass wir wirklich hier stehen.“ Und ein Besucher sagt: „Es ist zwar nicht ganz dasselbe wie das richtige Nova, aber es sind dieselben Leute, eine tolle Community und es ist einfach schön, dass zumindest wieder ein bisschen Festival-Feeling aufkommt.“

Festival-Feeling, das bedeutet für die Besucher*innen Sonne, Bier, laute Musik, neue Leute kennenlernen und gemeinsam eine gute Zeit haben: „Ich hab heute schon so viele Leute kennengelernt“, erzählt eine junge Besucherin aufgeregt. „Das ist nicht nur mein erstes Konzert seit Corona, sondern mein allererstes Festival überhaupt und alle Menschen sind so lieb und gechillt, ich fühl mich richtig wohl hier!“ Viele sind heute also nicht nur wegen dem Line-Up gekommen, sondern vielmehr, um die Stimmung aufzusaugen - und die ist ausgelassen und entspannt. Auf dem nicht ausschließlich rockigen, sondern durchaus durchmischten Line-Up stehen unter anderem Russkaja, Bullet for my Valentine und Parov Stelar als Late Night Headliner: „Da ist glaube ich für jeden was dabei“, sagt eine Besucherin. „Aber wir sind eigentlich wegen Måneskin gekommen.“

Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Måneskin

Die Gen Z-Ikonen unter den Rockbands

Der Act, der zweifelsohne die meisten der überraschend vielen, äußerst jungen Besucher*innen angelockt hat, ist die Siegesband des diesjährigen Eurovision Songcontests. Die Band aus Italien, die quasi über Nacht zum europaweiten Pop/Rock-Phänomen und zum vierköpfigen Sexsymbol einer ganzen Generation mutiert ist. Måneskin stürmen unter viel Gejubel und Anfeuern die Bühne auf ihrem ersten Österreich-Konzert, das mit Sicherheit nicht das letzte sein wird. In kinky Mesh-Outfits und ledernen Harnesses zelebrieren sie sich und ihre Musik, versprühen sexpositive Vibes - wie hat Sänger Damiano das doch gleich nach dem Siegesauftritt am ESC gesagt? Rock’n’Roll is not dead.

Im Gegenteil, wenn Måneskin ihre - wenigen, aber umso größeren - Hits spielen, erwacht alles zum Leben. Man möchte seinen Augen kaum trauen, doch da hinten tut sich ein Moshpit auf, da vorn gleich noch einer, dazwischen überall ausgelassen springende Menschen, die dicht gedrängt beieinander stehen. Auch die Band hat keine Berührungsängste: Sänger Damiano macht es vor, Gitarrist Thomas macht es nach - endlich wieder stagediven. Und auch ihre Zuseher*innen trauen sich, sich das unvergleichliche Freiheitsgefühl des Crowdsurfens zurückzuholen. Zwei junge Frauen machen den Anfang, plötzlich folgen ihnen immer mehr Menschen und surfen auf den Händen Fremder durch die Menge, als wären sie an einem überfüllten Strand in Austrialien. Hier wird keine*r fallengelassen, alle halten sich aneinander und am einzigartigen Gefühl fest, das nur ein Festival auslösen kann.

Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Für den Umstand, dass die Crowd, was die eigenen Songs der Band angeht, noch nicht ganz so textsicher ist, haben Måneskin ebenfalls ein perfektes Mittel im ledernen Gepäck. Eine Reihe an ebenso ausgezeichnet ausgewählten wie umgesetzten Cover-Songs mit einer Range, die von Billie Eilish über Franz Ferdinand bis hin zu Iggy Pop und sogar Harry Styles reicht, schaffen sie es, das Publikum bei Laune und am Mitsingen zu halten - auch wenn sie das Pulver, ihre großen Hit-Songs, bereits zu Beginn ihres Sets verschießen. Und als würden die vier sexy, charmanten und blendend schönen Italiener*innen nicht schon genug ihrer Fans zum Schreien, Schmelzen, Blankziehen und BHs-auf-die-Bühne-schmeißen bringen, beenden sie ihr Konzert mit einem Power Move und holen eine Handvoll Fans für ihren letzten Song vor der Zugabe auf die Bühne.

Nach dem Konzert gibt es einen regen und spannenden Austausch im Festvial-Publikum, der nicht unerwähnt bleiben soll: Viele Junge räumen bereits das Feld und machen den routinierten Nova-Gänger*innen Platz. Gut, dass beim musikalischen Angebot sowohl die Gen Z als auch die Millennials mitbedacht wurden und schön, dass Festivals noch immer ein Ort sind, wo sich die unterschiedlichsten Menschen begegnen und gemeinsam feiern können.

Bullet for my Valentine am Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Bullet for my Valentine

Das Nova Rock Encore in Zahlen

Mit rund 15.000 Besucher*innen war das Nova Rock Encore das wahrscheinlich größte Open-Air-Konzert in Österreich seit über anderthalb Jahren. Zum Vergleich: Beim Electric Love Festival, das vor zwei Wochen in Salzburg stattgefunden hat, wurden maximal 10.000 Personen pro Tag eingelassen. Unter strenger Kontrolle der 2G-Regel (Besucher*innen erhielten nur dann Einlass, wenn sie entweder geimpft oder PCR-getestet waren), haben sich die meisten Besucher*innen trotz der ungewohnten Menschenmassen beim Nova Rock Encore sehr sicher gefühlt.

„Es ist aber schon komisch, so ganz ohne Maske, und es ist immer noch ein seltsames Gefühl, in einer so großen Menschenmenge zu stehen, aber im Moment verliert man dann doch schnell alle Hemmungen und denkt erst wieder zuhause drüber nach, ob das jetzt gscheit war“, sagt eine Besucherin, die aufgrund der aktuell wieder steigenden Corona-Zahlen verunsichert ist. Eine anderer Besucherin meint: „Junge Leute brauchen so Erlebnisse wie heute. Wenn sie die so lange nicht haben können und dann auf einmal doch noch die Möglichkeit dazu bekommen, ist das einfach schön. So als würden wir endlich wieder anfangen richtig zu leben.“

Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Ganze 86% der Besucher*innen am Nova Rock Encore waren geimpft, lediglich 14% haben ein negatives PCR-Testergebnis vorgelegt. Am Gelände gab es an vielen Ecken Desinfektionsspender und die Veranstalter haben nebst Shuttle sogar das Angebot eines Impf-Busses zur Verfügung gestellt, das überraschenderweise sogar 180 Menschen in Anspruch genommen haben. Sie haben sich Vorort einen Johnson-Piekser geholt. „Wir wollen Anreize schaffen, damit mehr junge Leute sich impfen“, sagt Nova-Rock-Veranstalter Ewald Tatar. „Die Zahlen zeigen uns, dass wir das mit derartigen Musikveranstaltungen schaffen können.“

Mehr als nur ein Trostpflaster

Nicht nur für ihn, sondern auch für den Großteil der euphorischen Besucher*innen ist das Nova Rock Encore nicht nur ein Trostpflaster für die zweite geplatzte Festivalsaison, sondern ein voller Erfolg. Übrig bleiben glückliche Gesichter, ein länger anhaltender Tinnitus (die Ohren müssen sich an die massive Lautstärke und Soundkraft, wie sie nur eine Festivalbühnenanlage aufbrigen kann, erst wieder gewöhnen) und ein Hauch von echtem Festival-Feeling, das Lust auf einen ausgiebigen Festivalsommer 2022 macht, in dem man all das wieder in vollem Ausmaß genießen und alles Verpasste aufholen kann.

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