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Sayd und Osama auf einer Klippe

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Klippenspringer Osama Ali nutzt Social Media als Sprungbrett

Osama Ali ist im Internet vor allem als „ossy0815“ bekannt und begeistert auf Social Media Millionen mit spektakulären Sprüngen. Heuer gelang ihm womöglich sogar ein „World’s First“, ein Weltpremieren-Sprung. Gemeinsam mit seinem Bruder Sayd nutzt der ambitionierte Steirer Social Media geschickt als Sprungbrett, um hoch hinaus zu kommen.

Von Lukas Lottersberger

„Vor großen Sprüngen wird mein halber Kopf taub, meine Gliedmaßen kribbeln unglaublich. Meine Hände spüre ich oft nicht mehr, weil der Körper jetzt weiß: ‚Es geht hier ein wenig um Leben und Tod.‘ Es kann wirklich dramatisch was passieren!“ So beschreibt Osama Ali, der meistens einfach Ossy genannt wird, den Moment vor einem Absprung. In diesem Moment ist er extrem fokussiert und versucht genau das zu machen, was in seinem Kopf vorgeht. „Und wenn du dann ins Wasser kommst und du realisierst, was du gerade gemacht hast – das ist wunderschön! Ich kann das in Worten nicht wiedergeben.“

Der bald 21-Jährige ist gelernter Schweißer bei der voestalpine in Donawitz. In seiner Freizeit nützt er jede freie Minute, um seine Flips und Tricks zu perfektionieren. Was als Spaß begonnen hat, geht mehr und mehr ins Professionelle, und Ossy ist fest entschlossen, sich im Klippenspringen einen Namen zu machen.

Osama Ali in Kroatien

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FM4 Draußen: Pros & Profiles - SportlerInnen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für SportlerInnen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen? Was aber bedeutet das für die SportlerInnen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen in der Porträtserie: „Pros & Profiles – SportlerInnen auf Social Media“ nach.

Begonnen hat alles mit Osamas ältestem Bruder Sayd. Er ist schon vor 20 Jahren von allerlei Klippen runtergesprungen, hat sich die Tricks selber beigebracht. Durch Gruppenzwang, meint Ossy, sei er eben vor Jahren als Kind auch immer wieder von den Klippen gesprungen, wo Sayd und seine Freunde sich akrobatisch hinuntergeworfen hatten. „Am Anfang mochte ich es eigentlich gar nicht“, meint Ossy. Erst mit der Zeit habe er den Reiz des Klippenspringens entdeckt.

Der 34-jährige Sayd ist im Brotberuf Jurist. Schon vor Jahren hat er begonnen, Showreel-Videos von sich und seiner „InsaneMoveProduction“-Klippenspringer-Crew auf YouTube zu stellen. Er springt auch heute noch gerne, doch mittlerweile nimmt er eher die Rolle des Coachs ein und kümmert sich mit Osama gemeinsam um den Social Media Content auf InsaneMoveProduction und die Profile von Osamas Social-Media-Alter-Ego ossy0815.

Sayd Ali springt von einer Brücke in Wien in die Neue Donau

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Sayd an der Neuen Donau in Wien

Superman als Ossys Markenzeichen

Auf Instagram haben ihre Accounts gemeinsam rund 60.000 Follower*innen – Tendenz steigend. Die Klick- und View-Zahlen sind deutlich höher. Ein Video von InsaneMoveProduction, auf dem ein „Superman-Sprung“ von Ossy zu sehen ist, ist knapp 35 Millionen Mal aufgerufen worden. Vollkommen unerwartet, sagt Ossy: „Eigentlich wollte ich das Video schon von meinem Handy löschen, weil darauf kein besonderer Sprung zu sehen ist“. Doch mit dem Video hat er wohl einen Nerv getroffen. Nachdem Sayd es auf Instagram gepostet hatte, gingen die Views durch die Decke.

Der Superman-Sprung ist mittlerweile zu einem Markenzeichen von Ossy geworden und in einigen Freibädern hat er – sehr zur Freude der Badegäste – den Trick schon öfters im Kostüm vom 10-Meter-Brett vorgeführt. Die Videos davon sorgen regelmäßig für einen Like-Regen.

Social Media als Push

Follow-Empfehlungen von Ossy

Das meiste hat sich Osama selber beigebracht, auch wenn sein Bruder Sayd ihm am Anfang viel gezeigt hat. Daneben hat vor allem Social Media Ossy extrem geholfen, sein Level zu steigern. Die Videos von anderen Springern dienen nämlich als Inspiration und Vergleich. „Man pusht sich gegenseitig durch diese Plattformen. Ich hab natürlich anderen geschrieben, sie getroffen. Wir pushen einander und man wird so immer besser“, erklärt Ossy.

Seit einiger Zeit trainiert er vor allem anspruchsvolle Tricks mit mehr als drei Salti, sowohl „traditionell“, als auch mit Freestyle-Elementen. Beim Klippenspringen gibt es einen großen Unterschied zum Turmspringen: Zuerst taucht man mit den Füßen, und nicht mit dem Kopf im Wasser ein. Denn durch die große Höhe und die Oberflächenspannung des Wassers würden Kopf und Wirbelsäule auf Dauer zu sehr belastet. Auch die Verletzungsgefahr steigt freilich mit der Höhe.

Die unterschiedlichen Klippenspring-"Disziplinen

High Diving: klassisches Klippenspringen, unterschiedliche Höhen und Red Bull Cliff Diving: 27 Meter bei den Männern; 20 Meter bei den Frauen - beim High Diving und beim RB Cliff Diving geht es wie beim Turmspringen darum, die Tricks aus extremen Höhen so sauber wie möglich zu meistern. Daneben gibt es noch:

Freestyle High Diving: unterschiedliche Höhen, mit Freestyle-Elementen

Splashdiving: mit kreativen Moves und in der Regel einem ordentlichen Platscher am Schluss

Ossys heuriges, und auch wohl bisheriges Highlight beim (Freestyle-)Klippenspringen: Der weltweit wohl erste von einer Klippe gesprungene „Quad-Triffis-Hara“ (oder auch Quad-Half-Back). „Das ist ein vierfacher Salto mit halber Schraube und einem Rückwärtssalto nach dem vierten Salto.“

Auf einer 14-Meter-Klippe an der Soča in Slowenien gelang ihm heuer dieser Sprung. Wie man es auch dreht und wendet: Kein einfacher Trick und ohne Trampolin „wäre der von dieser Höhe auch gar nicht möglich gewesen“, erklärt Ossys Bruder Sayd. Deshalb hat die slowenische Crew Dunking Devils Squad eines bereitgestellt, um den nötigen Schwung mitnehmen zu können.

Sponsoren? Jein, danke.

Momentan ist das Klippenspringen für Ossy hauptsächlich ein sehr ambitioniertes Hobby. Doch er hat schon bei Wettbewerben teilgenommen. Nicht nur Jux-Wettbewerbe, wo es um möglichst witzige und kreative Selbstdarstellung geht, sondern etwa auch bei einem High-Diving-Bewerb in Maribor. „Da bin ich Dritter geworden, mit einem vierfachen Auerbach“, erzählt Ossy. Der erste Platz ging an Jan Wilko, einen langjährigen professionellen Klippenspringer. „Und auch er meinte, das war herausragend und, dass ich seiner Leistung so nahe war, wenn nicht sogar auf seinem Level bin.“

Leben kann Osama vom Klippenspringen und den Likes noch nicht. Zwar gibt es immer wieder kleinere Sponsorings von lokalen Unternehmen oder Preisgelder, doch die werden meist gleich wieder in Sprit investiert, um zur nächsten Sprung-Location zu fahren. „Es wäre natürlich mein Lebensziel, dass ich von diesem Sport leben kann, dass ich wirklich meine komplette Freizeit, meine ganze Energie nur in das investiere“, sagt Ossy.

Natürlich weiß er, dass ein großer Sponsor dieses Ziel greifbarer machen würde, doch dann, glaubt er, "bist du nichts anderes als ein Produkt und das spürst du dann auch.“ Sprich: Sponsor ja, aber nur mit genug Selbstbestimmung und Freiheit. Klar ist jedenfalls: Ossy hat für die nächste Saison schon wieder neue Sprünge vor – und wieder sollen welche dabei sein, die noch niemand zuvor geschafft haben soll. Ein schöner Cliffhanger bis zum nächsten Sommer.

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