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Schwalbe im Flug

TheOtherKev / Pixabay

Die Schwalbe durchquert Länder und Kontinente

„Über die Schwalbe“ vom englischen Autor Stephen Moss handelt von der zunehmenden Entfremdung der Menschen gegenüber der Natur, aber gleichzeitig gibt es auch wieder eine Annäherung an eben diese. Anhand eines ikonischen Vogels behandelt Stephen Moss aktuelle Themen wie den Klimawandel und das Artensterben.

von Eva Umbauer

„Im Online-Nachschlagewerk Urban Dictionary heisst es, dass Schwalbentattoos unter Boxern beliebt seien, da sie Schnelligkeit und Kraft symbolisieren. Eine auf die Fingerknöchel tätowierte Schwalbe warnt den Gegner: ‚Diese Fäuste fliegen.‘“

Stephen Moss ist einer der besten britischen Autoren, die über die Umwelt und die Natur schreiben, außerdem unterrichtet er an der Universität von Bath in Südwestengland Kreatives Schreiben. Moss lebt im südwestenglischen Somerset und beobachtet dort genau die Natur, vor allem die Vogelwelt hat es ihm angetan, er liebt aber auch Literatur und die Popkultur.

„Über die Schwalbe“ von Stephen Moss handelt von, ganz genau, der Schwalbe, genauer der Rauchschwalbe, diesem faszinierenden Vogel mit dem roten Kehlfleck und den stark gegabelten Schwanzfedern. Wir alle haben sie wahrscheinlich schon gesehen, wie sie superflink direkt über der Erde, über Wasser oder auch ziemlich hoch oben in der Luft fliegt.

Buchcover "Die Schwalbe" von Stephen Moss

Dumont Verlag

„Über die Schwalbe“ von Stephen Moss wurde von Marion Herbert und Annika Klapper für den Dumont Verlag in das Deutsche übersetzt.

Auch kennen wir vielleicht ihre Nester, die an geschützten Stellen an Wände gepappt werden - auf Bauernhöfen, von denen es leider immer weniger gibt, aber auch an urbaneren Orten. Die Rauchschwalbe lebt in unmittelbarer Nähe des Menschen, sie baut ihr Nest aus lehmhaltiger Erde, die mit Speichel zusammengeklebt wird. Zwischen den einzelnen Erdklumpen werden Stroh oder andere Halme mit eingebunden.

Häufiges Vorkommen ist kein Überlebensgarant

Auch wenn man das noch nicht so sehr merkt, ist die Schwalbe auf eine Weise eine gefährdete Art, denn das kann ziemlich schnell gehen mit dem Aussterben von Arten, wie Stephen Moss in „Über die Schwalbe“ schreibt.

„Wir können es uns nicht leisten, die Hände in den Schoß zu legen, auch wenn die Rauchschwalbe - zumindest bis jetzt - eine der am weitesten verbreiteten Vogelarten der Welt ist. Häufiges Vorkommen ist keine Garantie für das Überleben einer Art, wie wir am Beispiel der Wandertaube gesehen haben.“

Täglich verlieren wir weltweit 150 Arten der Tierwelt, etwa durch den Klimawandel. Auch Insekten sterben aus; von ihnen ernähren sich die Schwalben.

„Dieser Sommer war trockener und wärmer gewesen als die vorigen. Doch je älter ich werde, desto rascher scheinen die früher so langen Sommertage zu vergehen. Auch das Gezwitscher der Schwalben an diesem Sommerabend verriet eine gewisse Dringlichkeit, als sie sich auf die Suche nach den letzten Insekten machten....“

Die Klimakrise setzt auch den Schwalben zu

Stephen Moss schreibt poetisch über die Schwalbe, zitiert etwa auch den großen englischen Dichter John Keats, gleichzeitig blickt „Über die Schwalbe“ aber eben auch beinhart der Realität in das Auge. Die Erderwärmung sieht Stephen Moss als eine große Gefahr, nicht nur für die Schwalbe, sondern auch für andere Arten. Das Schlimme, sagt er, ist dabei, dass viele Vögel die etwas wärmeren Temperaturen erst genießen, eine weitere Wärmezunahme dann aber ganz schnell nicht mehr verkraften.

Muss die Schwalbe also gar nicht mehr jeden September nach Afrika fliegen, um dort zu überwintern? Bleibt sie, „dank“ der Erderwärmung, bald das ganze Jahr über hier? Oder können gar keine Jungvögel mehr heranwachsen, weil sie vom Menschen zunehmend als Störenfriede betrachtet werden?

„Die US-amerikanische Kammerjägerfirma Bird B Gone vertreibt verschiedene Produkte, um ‚Schwalben loszuwerden‘, darunter Netze und optische sowie klangliche Abschreckungsmittel wie das ‚Bird Chase Super Sonic‘, ein Gerät, das die Warnschreie der Vögel abspielt.“

Die Hoffnung liegt in der Zuwendung zur Natur

„Über die Schwalbe“ von Stephen Moss handelt von der Urbanisierung und der zunehmenden Entfremdung vieler Menschen gegenüber der Natur. Aber Stephen Moss gibt die Hoffnung nicht auf, denn gleichzeitig nähern sich andere Menschen wiederum zur Zeit verstärkt Umwelt und Natur zu.

„Hoffen wir auf schöne vertikale Gärten und Nistschalen für Schwalben statt der blanken Sterilität einer hochdruckgereinigten Mauer.“

Aber Stephen Moss denkt auch noch weiter, wenn er von diesem ikonischen Vogel namens Schwalbe erzählt. Er stellt einen Vergleich mit der Migration der Gegenwart an, denn die Schwalbe kennt schließlich keine Grenzen, sie durchquert Länder und Kontinente.

„Trotzdem hegen heute Millionen von Menschen eine feindselige Haltung gegenüber dem Fremden und Unbekannten und schüren damit ihre engstirnigen nationalistischen Vorurteile.“

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