FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Die Band Wallners im Park im Dunkeln

radio FM4

fm4 soundpark weekly

Neues von Wallners, Pauls Jets, Cid Rim u.v.m.

Kein Geld, aber das große Gruseln. Außerdem: Sinnsuche im Jazz. Die österreichische Musikwoche im Überblick.​

Von Lisa Schneider

Das Donauinselfest im besten Jeansjackenmonat September zu machen, war eine sehr gute Idee. Vergangenes Wochenende hat dieses größte Open-Air-Festival unter strengen Sicherheitsbestimmungen stattgefunden, die Tickets waren limitiert und sind im Vorfeld verlost worden. F steht für Freitag und natürlich auch für FM4, an besagtem Tag prangte das gelbe Banner auf der großen Festbühne. Pippa, Hearts Hearts, AVEC und schließlich Kruder und Dorfmeister haben uns wieder ein bisschen das Gespür dafür gegeben, wie das so ist, mit anderen Menschen live Musik zu hören. Erwartbares Fazit: Sehr schön.

Das Donauinselfest 2021 in tvthek.ORF.at

Hearts Hearts haben passend zum Inselauftritt letzten Freitag die Extended-Version ihres aktuellen Albums „Love Club Members“ veröffentlicht. Darauf jetzt neu zu finden: die Liveversion von „Rub My Eyes“, die sie für die Gala zur Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards gemeinsam mit dem Schmusechor aufgenommen haben. Und eine Single, die es nicht auf die ursprüngliche Albumversion geschafft hat (wieso nicht??). Sie heißt „Go“ und ist, weil auch im Geiste die Song-Zwillingsschwester vom schön-schweren „Rub My Eyes“, sehr gut.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

Wallners - „Dracula“

Das Blut ist das Leben! Und endlich ist es wieder Zeit, sich am Sofa einzurollen und sich der (literarischen) Romantik zu widmen, die Bram Stokers Roman „Dracula“ so stark geprägt hat. Oder man gruselt sich nicht weg, sondern versucht, sich hineinzuversetzen in diese einflussreichste Vampirgestalt der Kulturgeschichte, wie die Geschwister Wallner das mit ihrem neuen Lied getan haben. Ihre eigene Verwandlung hätten sie schon hinter sich, erzählt Anna Wallner im FM4 Interview resigniert, aber auch inspiriert. „Die zachen Lockdowns“ haben zumindest viel Zeit, Ideen und im Falle der Single „Dracula“ noch stärkere instrumentale Energie mit sich gebracht. Irgendwo zwischen Nebelschwaden und Surrealismus haben Wallners einmal mehr ein Traumschloss von einem Lied gebaut, sagenumwoben und geheimnisvoll. Ein Lied für die gute Gänsehaut.

Wer davon gern mehr hätte: Letzten Sonntag hat sich Hallo FM4 ausführlich und über alle Kultursparten hinweg mit dem Thema Vampir beschäftigt.

Pauls Jets - „Jazzfest“

„Die Jets sind eine Jazzband“, hält Paul Buschnegg am ebenso betitelten, neuen Lied seiner Band Pauls Jets fest. Diese eine beste Band Wiens hat halt jetzt auch einfach mal auf Staatsakt gezeichnet, dem Aushängeschild für gitarrenlastigen Diskurspop (um nur ein paar der sehr guten Labelkolleg*innen zu nennen: The Düsseldorf Düsterboys, Die Heiterkeit, Isolation Berlin oder Ja, Panik).

Das neue Lied „Jazzfest“, das auch dem im Februar 2021 erscheinenden Doppelalbum den Namen gibt, ist ein lieblich-sperriges Ding, das nichts weniger als die großen Fragen stellt. Wie läuft das so mit dem geregelten Leben, und wo bleibt da in einem ebenfalls durchgetakteten Rock- respektive Jazz-Star-Leben der Platz für die Kunst, auszubrechen? Jazz ist Musik und hier wird Jazz zur Metapher. Wir hätten nichts weniger von Pauls Jets erwartet, inklusive gutem Instagram-Statement der Band zum Release: „Es ist ein Lovesong an das Jazzfest, an die Entwurzelung, an die gemeinsame Seltsamkeit.“

Gola Gianni - „Hockey“

Wie das aktuell so läuft im jungen Hiphop-Leben Wiens, schmeißt man nicht nur wöchentlich eine Single, sondern auch oft im Monatsschnitt eine EP auf den Markt. Der Wiener Rapper Gola Gianni mag das schnelllebige Game und veröffentlicht nach seiner EP „Golapack 2“ (13. August) auch schon wieder die nächste Single. Es darf ein bisschen Trash sein, solange der Flow nicht zu genau abgestimmt ist: „Hockey“ heißt der neueste Release. Und „Paranoia“ ist sowas wie der Untertitel. Es ist eine spannende Sache, wie sich da in Eh-schon-wissen-Posertum die hässliche Angst ums immer zu wenig vorhandene Geld hineinmischt. Stimmlich schweben wir nur sanft über dem Murmeln, Atmosphäre: Wattebausch. Und nichtsdestotrotz: „New Gola New Motivation“ postet ein Instagram-User unters Video. Einfach mal ausprobieren.

Cid Rim - „Purgatory“ (live aufgenommen im Studio 2, ORF RadioKulturhaus)

Wir sind mit Livecontent in diese Kolumne gestartet, wir enden auch dort. Von der Insel ab ins schöne Studio 2 im RadioKulturhaus, wo Cid Rim sich mit der elektroakustischen Crème de la Crème Wiens zusammengefunden hat: Unter anderen unterstützen ihn bei den Liveaufnahmen zum Song „Purgatory“ Wandl, Sixtus Preiss und Dorian Concept. Mehr muss man fast nicht wissen, außer vielleicht noch, dass ihr wohl kein besseres Livevideo in nächster Zeit zu sehen bekommen werdet, das sich gleich dreier Schlagzeuge bedient. Ohrenschmausiger wird es dann nur noch am 15. Oktober, wenn Cid Rim sein neues Album „Songs Of Vienna“ veröffentlicht.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Jetzt, wo es wieder geht, ziehen DIVES um die Häuser: „Streets“ ist Gitarrenmusik zum Nicht-nach-Hause-gehen-Wollen, dabei aber unaufdringlich gut. Video kommt bald.
  • Ihr wollt ein Liebeslied mit französischem Titel? Ihr kriegt ein Liebeslied mit französischem Titel. Another Vision mit „Mon Amour“.
  • Nach gefühlten Millionen Single-Releases und (Welt-)Hits wie „Miss You“ ist es schwer zu glauben, aber trotzdem wahr: James Hersey hat mit „Fiction“ sein Debütalbum veröffentlicht.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Sie pflegen Pop Marke stimmliches Opernvolumen: Atzur veröffentlichen mit „Genesis“ eine neue Single, die sich von der gleichnamigen Band nur ein bisschen etwas vom großen Pathos borgt.
  • Es gibt viele Lieder über erste Male (Verliebtsein, Verlassenwerden, Ins-Flugzeug-Steigen, Sex). Aber nicht so viele über den Moment, in dem man sich das erste Mal alt fühlt. Das erledigt jetzt aber Folkpopmusiker Antonio Rampazzo für uns: „Das erste Mal alt“ heißt seine aktuelle Single.
  • Nora Köhler kennen wir als Teil der sehr guten Grungepopband Land Of Ooo. Solo geht es mehr richtig trappy-hazy Elektropop, „Lovice“ heißt ihre erste Solosingle als d r a b.
  • Wer gerne Element Of Crime hört und dazu die ein oder andere Wehmutsträne verliert, dem sei das Lied „Nektar“ von Werckmeister empfohlen.
  • Zum zweiten Mal Jazz in dieser Kolumne, feeling highly intellectual. „Jazzgesicht“ heißt das neue Lied der Band die goldene murmel. Musikalisch geht’s aber trotzdem Richtung Folk. Inklusive Mundharmonika!
  • Am Donnerstag war die vielleicht beste Band Salzburgs, nämlich die LoFi-Liebhaber von Flirtmachine endlich im Soundpark zu Gast. Außerdem haben wir uns mit Lisa Pac über ihre neue EP „What If..?!“ unterhalten und ins sehr gute, selbstbetitelte Noiserock-Album von Modecenter hineingehört.
  • Am Sonntag haben wir im nächtlichen Soundpark mit Stefan Trischler alles über das neue Album „Creation Eats Creator“ von 5K HD erfahren (Interview!) und die besten neuen Hiphop-Releases von siebzig prozent, Nema oder Jumping Jack Flash gehört.

Aktuell: