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Modecenter

David Visnjic

„Was ist besser als kraftvolle Musik, die einem irgendwo raushilft?“

Bei Modecenter ist der Verstärker auf Anschlag gedreht, Distortion macht sich breit und strömende Energie wird frei. Vor kurzem hat die Wiener Noise-Truppe ihr Debütalbum veröffentlicht. Im Interview erzählen die Musiker von Modecenter, wie aus einer besoffenen Geschichte eine gut geölte Band-Formation wurde.

von Michaela Pichler

Es gibt einige Bands im Musikuniversum, die im Internet gar nicht so einfach zu finden sind. Denken wir da mal zum Beispiel an International Music, FOTOS oder die sehr alte Band Neu!. In diese Kategorie reiht sich auch ein Quartett aus Wien ein: Modecenter heißt die Band der Stunde, die organischen Post-Punk mit jede Menge Tempo auf die Bühnen Wiens bringt. So wurde vergangene Woche beispielsweise am Waves Vienna Festival im WUK eine ordentliche Abriss-Party gefeiert. Im Sommer ist ihr Albumdebüt erschienen, mit einem Release-Konzert in der Arena Wien wurde der erste Wurf besiegelt.

„Es war eine bsoffene Gschicht!“

Modecenter

FM4

Happy Modecenter, nach ihrem allerersten Interview und vor ihrem Festival-Auftritt am Waves Vienna im WUK.

So beginnt die Bandhistorie von Modecenter, wie David Bauer und Dieter Kienast im FM4 Interview erzählen. "Unser Gitarrist Michi hat im richtigen Moment am Zoom-Gerät auf „record" gedrückt und am nächsten Tag hatten wir quasi fünf fertige Tracks drauf. Dann ist es irgendwie ganz schnell gegangen, dass Leute auf uns zugekommen sind und wir gemerkt haben - hei, momentmal, irgendwie ist das doch mehr als eine bsoffene Gschicht!“

David Bauer und Dieter Kienast sind die eine Hälfte der neuesten Wiener Noise-Entdeckung aus dem Label-Stall Numavi. Gemeinsam mit Hannes Gruber und Michael Schneeberger ist das Quartett Modecenter komplett. Die vier Musiker kannten sich schon von anderen Projekten, eher Metal, eher düster. Kurz vor der Pandemie ist die spontane Idee dann im Proberaum zur neuen Band avanciert.

Die Essenz von Modecenter versteckt sich irgendwo zwischen den treibenden Gitarren und der sehr gut eingespielten Rhythmus-Sektion aus Bass und Schlagzeug. Darüber streut David Bauer auch noch seine wütenden Parolen, manchmal geschrien, manchmal einfach nur ins Mikro gemurmelt. Rohe Energie, die in manchen Kreisen vielleicht auch als Härte durchgehen könnte.

Stampf den Noise-Eskapismus

„Ich will nicht sagen, dass wir eine mega harte Band sind, aber für uns geht es darum, diese direkte Energie auf der Bühne rauszulassen. Das ist auch der Grund, warum wir das Ganze hier machen. Und wenn das laut ist und „hart" und die Leute tanzen, dann ja!“ David Bauer klopft auf seine Oberschenkel. Er weiß, dass diese Energie, von der er spricht, bei den Modecenter-Auftritten nahtlos ins spannungsgeladene Publikum übergeht. Getanzt und aufgespielt wird nicht nur bei illegalen Skate-Partys in Wien, wo Modecenter einen ihrer ersten Auftritte gefeiert haben. Es wurde auch am diesjährigen Waves Festival im dichten Nebel zum Noise-Eskapismus gestampft.

Modecenter Album-Cover

Modecenter

Das Debütalbum von Modecenter ist im Sommer 2021 via Numavi Records und A-LO Records erschienen.

Und mit ihrem gerade erschienen, selbstbetitelten Debütalbum sind nun auch zehn Songs erschienen, die die Gehörgänge abseits der Live-Bühne durchputzen. Das gelingt zum Beispiel besonders gut mit der Punk-Party-Hymne „Chain Boys“. „Das Album ist einfach so passiert - die Songs schreiben sich wirklich quasi von selbst.“ Alles immer mit Jam-Approach, alles immer organisch. Manche Nummern schreiben sich so schnell, dass die Hälfte der Band im Studio noch die Läufe an den Saiteninstrumenten lernen müssen. Wenn das rote Studio-Licht dann leuchtet, sitzen die Hooks und Riffe.

Krisenbewältigung

„Druckvoll“ ist eines dieser Worte, die immer wieder im selben Atemzug mit der Band Modecenter fallen. Vergleiche mit Punk-Veteranen wie den kalifornischen Flipper tun sich auf, die Post-Punk-Anleihen liegen auch nicht weit entfernt. Modecenter selbst haben ihrem Sound den Stempel „Krisen-Rock“ aufgedrückt. Musik, die geprägt ist von den letzten zwei Jahren Weltgeschehen, ein Kind seiner Zeit: „Es war einfach das Gefühl, dass gerade niemand live spielen kann, dass die Zeit gerade generell scheiße ist und dass alle irgendwie eine fucked up Zeit haben. Und was ist besser, wenn es gerade schwierig ist, als kraftvolle Musik zu haben, die einem irgendwie wieder raushilft!?“

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