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Red Rules Vienna: Eine Konferenz zu Sexarbeit will Mythen und das Stigma abbauen

Von 23. - 25. September 2021 findet in Wien eine besondere Konferenz statt: Die „Sex Workers Conference - Red Rules“. Neben Vernetzung zwischen Sexarbeiter*innen aus den verschiedensten Bereichen geht es auch darum, mit Menschen abseits von Sexarbeit in Dialog zu treten. Die Konferenz ist gratis und offen für alle.

Von Diana Köhler

Aaron ist bereits seit mehreren Jahren als Sexarbeits-Aktivist*in aktiv. Nach dem Umzug von Berlin nach Wien hat sich Aaron bei der "Migrant Sex Workers Group - Red Edition“ engagiert, ein Zusammenschluss von Sexarbeitenden mit und ohne Migrationshintergrund, um sich auszutauschen und zu unterstützen. Zusammen mit der Gruppe Red Edition hat Aaron die Internationale Konferenz zu Sexarbeit organisiert. Aaron und Kollege Trajche sind die Hauptorganisator*innen der Konferenz, stattfinden wird sie im F23 im Wiener Bezirk Liesing.

Für Aaron ist das Hauptanliegen der Konferenz, zu zeigen, dass Sexarbeitende ganz normale Menschen seien, die einfach einem Beruf nachgehen. Denn das Stigma rund um Sexarbeit sei immer noch sehr groß und die moralischen Bewertungen, was ein „normaler“ Beruf sei, immer noch sehr eng. Gerade deswegen würden sich viele Sexarbeitende nicht trauen, über ihren Beruf zu sprechen.

Was uns auf der Konferenz erwartet

Die Red Rules ist ein bunter Mix aus künstlerischen Performances, Redebeiträgen, Diskussionen, einer Filmvorführung und noch einiges mehr. Los geht es bereits Mittwochabend mit der Performance „City of Whores – Stadt der Huren“. In den drei Konferenztagen werden viele Themen abgedeckt: Zum Beispiel gibt es einen Vortrag über Bodywork und Conscious Kink. Dann geht es um Sexualbegleitung und -assistenz und die Rechtslage für Sexarbeit in Europa sowie die Lage von Sexarbeitenden unter Corona. Auch eine „Ask a Sex Worker“–Session ist am ersten Tag geplant. Und sogar einige Celebritys aus der Szene kommen angereist, wie die Pornodarstellerin Jessica Stoya. Sie war eine der ersten Pornodarsteller*innen, die offen über sexuelle Gewalt in der Pornoindustrie gesprochen hat.

Das gesamte Programm kann hier angesehen werden.

Für Aaron persönlich ist vor allem der Talk von Kolleg*in Fabienne Freymadl aka Velvet Steel spannend: „Medienhuren - Vom Spannungsverhältnis von Sexarbeit und Medienlandschaft“. Denn immer wieder würden Sexarbeitende von Medien für Interviews angefragt werden. Doch an der teils sehr herabwürdigenden und diskriminierenden Berichterstattung würde das nicht viel ändern.

Offen sprechen

Bei der Red Rules Vienna soll mit Mythen aufgeräumt und das Stigma rund um Sexarbeit abgebaut werden. Sexarbeitende wollen selbst sprechen und an der Diskussion rund um Sexarbeit teilnehmen. Die Organisator*innen der Konferenz zur Sexarbeit sind klar für einen Sexarbeit-positiven Ansatz. Dabei komme oft der Vorwurf, dass nur eine kleine privilegierte Gruppe Sexarbeit wirklich selbstbestimmt ausübe, meint Aaron. Ganz viele Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, hätten gar keine andere Wahl. Es sei eben nicht nur ein „normaler“ Job, wenn das gesamte Einkommen davon abhänge, ob man solch einen intimen Beruf ausüben wolle oder nicht.

Privilegierte, weiße und bürgerliche Sexarbeitende würden dies ignorieren, da sie ja jederzeit auch auf andere Weise Geld verdienen könnten, so die Kritik. Doch Aaron und ihre Kolleg*innen sehen es so: Viele der marginalisierteren Sexarbeitenden können ihr Gesicht nicht offen zeigen und über ihre Situation sprechen. Deswegen braucht es auch solche Sexarbeitenden, die genau dies tun (können). Denn: Man kämpfe ja für die Rechte aller Sexarbeitenden, nicht nur für eine kleine privilegierte Gruppe.

Sexarbeit: Thema bei Auf Laut

Das Thema Sexarbeit ist heute, am 21.9. 2021 auch Thema bei Auf Laut! Zu Gast sind Trajche von der Gruppe Red Edition sowie Renate Blum vom Verein LEFÖ. Wie stehst du zum Thema Sexarbeit? Welche Fragen hast du zur Konferenz? Ruf an und diskutier mit! Ab 21:00 auf FM4 und danach sieben Tage lang im FM4 Player.

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