FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Nava Ebrahimi, Sabine Presslauer: Einander

Clara Wildberger

Buch

Nava Ebrahimi, Sabine Presslauer: „Einander“

So einfach kann ein guter Dialog sein! Nava Ebrahimi und Sabine Presslauer haben ein Fragebuch gemacht, das Generationen verbinden soll. Ausfüllen, Erinnern, Aufbewahren. So kann man Familiengeschichte(n) schreiben.

von Zita Bereuter

Die Idee entstand im Lockdown. Nava Ebrahimi and Sabine Presslauer saßen daheim und hatten das große Bedürfnis nach Kontakt und Nähe zu ihrer Familie. Sie fragten sich, ob und wie man Dialoge knüpfen konnte, ohne sich physisch zu treffen. Ihre Lösung fanden sie in einem Fragebuch für zwei Personen. „Einander“ ist der Titel, wobei „Ein“ und „ander“ in unterschiedlichen Farben geschrieben ist und so schon andeutet, dass die Fragen beide Personen betreffen.

„Da ist ja immer so eine Wechselwirkung zwischen dem einen und dem anderen. Und es soll dazu auffordern, über sich selbst nachzudenken und auch über den anderen nachzudenken.“ Der Untertitel verrät auch, an wen der Dialog gerichtet ist „Ein Buch, das Generationen verbindet.“

Klingt groß, ist aber relativ einfach. Denn für diesen Dialog kann man das Buch leicht hin- und herschicken oder möglicherweise auch gemeinsam beantworten. Das lässt alles offen, erklärt Sabine Presslauer. Man kann auch für sich alleine erst einige Fragen beantworten und das Buch vielleicht erst ein paar Monate später weitergeben. Man kann auch Notizen zu dem bereits Geschriebenen anfügen. Und natürlich kann man die Fragen auch gemeinsam ausfüllen.

Wendebuch

Nava Ebrahimi, Sabine Presslauer: Einander

Leykam Verlag

„Einander. Ein Buch, das Generationen verbindet“ von Nava Ebrahimi und Sabine Presslauer ist im Leykam Buchverlag erschienen.

Damit all das funktioniert, ist es ein Wendebuch. Das heißt, jede*r bekommt eine Hälfte bzw. die selben Fragen – in der Mitte trifft man sich. Jede und jeder hat andere Geschichten. Man kann das hin und her wenden, die Geschichten des andern oder der anderen lesen. „Das funktioniert so wie ein Dialog.“

Fragen

Die gestellten Fragen haben sie sich lange und sehr genau überlegt, erklärt Nava Ebrahimi. „Dass wir diese gute Mischung aus Tiefe, Heiterkeit und Inklusion hinkriegen.“ Schließlich sollen sich die Fragen an alle richten - egal, ob man sein Dorf nie verlassen hat oder um die Welt gereist ist.

So fragt man etwa nach dem ersten Kinofilm, bei wem man sich entschuldigen möchte oder worüber man mit den Eltern nie reden konnte. Welchen Geruch man als Kind mochte, was man aus seiner Erinnerung gerne streichen möchte oder welcher Schuh man gerne wäre. Sie wollten „eine gute Mischung hinkriegen aus Fragen, die vielleicht ein bisschen lustig sind, die vielleicht Geschichte und Geschichten zutage fördern, die man voneinander noch nicht kannte.“ Andererseits wollten sie aber auch „Fragen haben, die schon geeignet sind, in die Tiefe zu gehen und wirklich echte Nähe herzustellen.“

Die beiden haben einzelne Fragen mit ihren Müttern „getestet“. Unter anderem seien sie da auf Themen gestoßen, über die sie ohne diesen Anlass nie geredet hätten.

Nava Ebrahimi als Wortlautjurorin
und im Sommer am Ponyhof

Gemeinsame Zeit

Diese Art von Dialog braucht neben Bereitschaft vor allem Zeit. Nava Ebrahimi und Sabine Presslauer füllen damit auch eine Lücke. Denn gerade ältere Menschen würden sich zum Geburtstag oder Weihnachten oft nur „Zeit mit dir“ wünschen. „Und das ist wirklich irgendwie das knappste Gut. Und mit diesem Buch verschenkt man ja im Grunde auch Zeit, wenn man sich dann zusammen hinsetzt, die Texte liest und die Fragen beantwortet.“

Ausfüllen, Erinnern, Aufbewahren

Dadurch ist „Einander“ weit mehr als die Anregung für besondere Gespräche und Notizen. Für Nava Ebrahimi ist wichtiger: „Wenn man das Buch dann in ein Bücherregal stellt, dass man dann auch so eine Art konservierte Zeit, die man gemeinsam hatte, aufbewahren kann.“

mehr Buch:

Aktuell: