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Screenshot aus dem Game "Sable"

Shedworks / Raw Fury

Game

„Sable“ schafft ein Gefühl von Freiheit und Entdeckertum

Kein Kind mehr zu sein, aber auch noch kein Erwachsener - die Jugend ist eine ebenso aufregende wie schwierige Zeit und vor allem eine von vielen Veränderungen. Ein neues, heiß erwartetes Indie-Game fängt die Coming-of-Age-Zeit in einer ebenso wundervollen wie ungewöhnlichen Weise ein.

Von Robert Glashüttner

Sable stolpert aus einem kleinen Tempel hinaus in die weite Wüstenlandschaft. Mitten vor ihr, auf einem breiten Plateau liegt das Dorf, wo ihr kleines Volk wohnt. Doch jetzt heißt es Goodbye sagen, denn der Übergangsritus steht bevor.

Dieser Ritus ist äußerst außergewöhnlich: Sable bekommt nämlich vorübergehend nicht nur die magische Fähigkeit, per Knopfdruck in einer Blase zu schweben, damit sie auf ihrer sonst eigentlich sehr gefährlichen Reise fortan unsterblich ist, sondern sie erhält auch ein cooles, elegantes Schwebemotorrad, das zwar nicht wirklich lebt, aber, so heißt es, doch irgendwie spirituell mit ihr verbunden ist.

Grafik im frankobelgischen Comic-Stil

Die ganze Welt von „Sable“ ist in einer Variation des frankobelgischen Comic-Stils gehalten: klare, starke Linien und simple, aber markante Darstellungen in Pastellfarben, deren Palette sich – auch dank des Tag-Nacht-Zyklus – ständig ändert.

„Sable“, entwickelt von Shedworks, ist im Vertrieb von Raw Fury für Windows und Xbox erschienen.

Wir laufen und düsen erst einmal fast ohne Plan und Karte durch diese stets sehr offene, manchmal bunte, dann wieder schwarz-weiße Landschaft und halten Ausschau nach auffälligen Gebäuden, Ruinen, Fahrzeugen, Türmen, Höhlen und so weiter. Diese Reise ist zuerst Selbstzweck, doch bald schon treffen wir auf unterschiedliche Figuren wie Kartographen, Mechaniker oder Händler, die uns inspirieren. Denn am Ende sollen wir uns entscheiden, welchen Beruf, welches Handwerk wir ergreifen wollen.

Screenshot aus dem Game "Sable"

Shedworks / Raw Fury

Die magische Blase können wir in der Luft manuell ein- und ausschalten.

„Sable“, die Figur als auch das Spiel, ist mysteriös und rätselhaft, aber dennoch fokussiert und bodenständig. Die gesamte Gesellschaft auf diesem Wüstenplaneten ist nicht nur in einzelne Handwerke und Talente aufgeteilt, sondern basiert auch auf tribalistischen Konventionen. Die wichtigste von ihnen ist das ständige Tragen von Masken, die bestimmte Zugehörigkeiten definieren. Zu Beginn des Spieles trägt Sable die typische Maske eines Kindes, bald wechselt sie zur Maske ihres Volkes, und auf ihrer Reise sammelt sie schließlich mehrere verschiedene Masken, um so Schritt für Schritt ihrer künftigen (beruflichen) Identität auf die Spur zu kommen.

Als Kontrast zu den abstrakten, mit Masken verhüllten Gesichtern stehen die fantastisch geschriebenen Dialoge, die maßgeblich von der Videospielautorin Meg Jayanth gestaltet wurden. Sie stellen nicht nur die gesprochenen Teile eines Dialoges (inklusive Antwortmöglichkeiten) zur Schau, sondern auch den inneren Monolog von Sable, der teils widersprüchliche Gefühlszustände beschreibt und den empathischen Umgang mit dem jeweiligen Gegenüber in Worte fasst. Sable kann Menschen trotz der Masken gut „lesen“, was sie nicht vor Unsicherheiten und Ratlosigkeit schützt. Die Dialoge sind eine Stärke des Spiels, deshalb ist es schade, dass es insgesamt recht wenige von ihnen gibt. Es hätte dafür nicht unbedingt mehr Figuren gebraucht, Sable könnte ihre inneren Monologe ja mitunter auch alleine oder mit ihrem Schwebebike führen (dessen angedeutete spirituelle Kraft sich in der Praxis übrigens so gut wie gar nicht äußert).

Screenshot aus dem Game "Sable"

Shedworks / Raw Fury

Klettern ist das A und O in „Sable“. Die Figur kraxelt automatisch los, wenn man sie zu einer Wand hinbewegt. Springen kann Sable natürlich auch. Unten Mitte, im Hintergrund: das treue Schwebebike.

Klettern statt Kämpfen

„Sable“ ist ein entspanntes Entdeckungsabenteuer, ein visuell außergewöhnlicher Spielplatz, der Freiheit und Entdeckertum evoziert. Es ist höchst motivierend, wenn wir auf unserer Reise immer wieder interessante Orte erspähen, an denen wir noch nicht waren. Sterben können wir nicht, und auch Kämpfe gibt es keine, doch dafür erleben wir jede Menge Kletterpartien, wo die Herausforderung immer lautet: Wie komme ich da jetzt hin bzw. hinauf?

Zwischendurch finden wir auch diverse antike Stätten, an denen wir kleine Puzzles lösen und Collectables finden. „Sable“ ist ein Action-Adventure light, ohne viel Drumherum, dafür mit einer großartigen Stimmung und der kongenialen Soundtrack der Musikerin und Produzentin Michelle Zauner alias Japanese Breakfast.

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