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Jake Gyllenhaal als Polizist in einer Notrufzentrale

Netflix

„The Guilty“: Thriller-Remake in der Notrufzentrale

Das US-Remake des vielgelobten dänischen Polizeithrillers „The Guilty“ bleibt inhaltlich sehr nahe am Original. In der Hauptrolle des telefonierenden Polizisten ist Jake Gyllenhaal zu sehen.

Von Jan Hestmann

Der Polizeibeamte Joe (Jake Gyllenhaal) verbringt seinen Dienst spätnachts in einer Notrufzentrale in Los Angeles. Aufgrund eines gegen ihn laufenden Gerichtsverfahrens wurde er hierher versetzt. Auf den unzähligen Fernsehbildschirmen rund um ihn flackern Bilder von Breaking News über einen großflächigen Waldbrand, der am Stadtrand tobt. Joe ist derweil mit Telefonaten aller Art beschäftigt - ein Raub da, Drogenmissbrauch dort. Der ganz normale Alltag in der Notrufzentrale einer Großstadt eben, bis plötzlich eine Frau namens Emily (Riley Keough) anruft und sich ungewöhnlich seltsam verhält. Schnell scheint klar, dass Emily entführt worden ist. An sein Headset gebunden, versucht Joe, alles in Bewegung zu setzen, um die Unbekannte am anderen Ende der Leitung zu retten.

„The Guilty“ ist das US-Remake des gleichnamigen dänischen Films von Gustav Möller aus dem Jahr 2018, dessen Schauplatz eine kleine Notrufzentrale in Kopenhagen ist. Der dänische Thriller, in dem Jakob Cedergren die Rolle des versetzten Polizeibeamten spielt, wurde international zum Festivalhit, von der Kritik hoch gelobt und wie so oft wurde bald darauf ein US-Remake angekündigt. Produziert wurde das Remake von keinem Geringeren als Jake Gyllenhaal, der dann auch gleich unter der Regie von Antoine Fuqua in die Rolle des Protagonisten schlüpfte.

Jake Gyllenhaal als Polizist in einer Notrufzentrale

Netflix

Jake Gyllenhaal als Polizist in einer Notrufzentrale in L.A., in der der gesamte Film spielt.

Der Schauplatz wechselt von Kopenhagen nach L.A., verlässt aber, wie auch die Vorlage, zu keinem Zeitpunkt die Notrufzentrale, auch wenn die in der US-Version wenig überraschend größer und pompöser ausgestattet ist. Auch sonst ist die Handlung sehr nah am Original, über weite Strecken wortwörtlich, und spielt dieselben Stärken aus - vorangetrieben wird der Plot lediglich durch Telefonate, Joes Gesprächspartner*innen bleiben Stimmen und für die Zuseher*innen unsichtbar. Dadurch entspinnt sich ein Kopfkino, das immer dichter, immer unangenehmer, immer unheilvoller wird. Ein Kammerspiel, das von der Präsenz seines Protagonisten lebt, aber auch von den Stimmen am anderen Ende der Leitung (zu hören sind neben Keough als Emily unter anderen auch Peter Saarsgard und Ethan Hawke).

Jake Gyllenhaal macht seine Sache gut. Seine Performance als aufgewühlter Polizeibeamter geht ähnlich unter die Haut, wie die seines dänischen Schauspielkollegen Cedergren. Die vielen leuchtenden Fernseh- und Computerbildschirme und auch der etwas überflüssige Nebenhandlungsstrang der Waldbrände, lenken hingegen etwas vom Kern der Sache ab, da wo das Original durch bewusst gesetzten Minimalismus eine maximale Sogwirkung erzeugt. Zweifelsohne ist „The Guilty“, vor allem aufgrund der gewohnt starken Schauspielleistung Gyllenhaals, ein guter Film. Weil er die hervorragende Vorlage aber um nichts ergänzt, muss man sich zwangsläufig trotzdem fragen, wozu dieser Film existiert. Klar, für den US-amerikanischen Markt, der untertitelten Filmen nach wie vor kaum eine Chance gibt. Für alle anderen gilt aber: Lieber und unbedingt das Original von Gustav Möller schauen!

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