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APA/AFP/JOE KLAMAR

auf laut

Brauchen wir mehr Fantasie in der Politik?

„Wir wollen unsere Zukunft zurück“, ruft es vom Cover eines Buches, das sich an alle besorgten Menschen richtet. Warum die Zeit reif ist für eine bessere Zukunft, für alle.

Von Gersin Livia Paya

Die österreichische Journalistin und Politikwissenschafterin Nina Horaczek und der Ökonom und Kulturhistoriker Walter Ötsch haben vor Jahren schon einmal gemeinsam publiziert, damals mit dem Titel „Populismus für Anfänger“. Diesmal fragen sich die beiden in „Wir wollen unsere Zukunft zurück“, warum die Welt so sein muss, wie sie ist, und ob man sie nicht besser machen könne. Sei es, was die Klimakrise betrifft, das Soziale oder die Verteilungsgerechtigkeit.

Das Buch sagt, dass wir uns nicht nur in einer Klimakrise befinden, sondern auch in einer Krise der politischen Vorstellungskraft.

Wir können die Welt verändern

Das Buch erscheint zu einer Zeit, in der Potenzial zu Veränderung herrscht, wie die Autor:innen fest glauben. Denn im Frühjahr 2020 war alles über Nacht anders, nicht mehr die Wirtschaft, sondern die Politik hat plötzlich die Regeln vorgegeben. Sie hat gezeigt, wie handlungsfähig sie ist und die Welt ändern kann. „Es gibt keine Ausrede mehr fürs Nichthandeln“, schreiben die Autor:innen.

Buchcover

Westend

„Wir wollen unsere Zukunft zurück“ ist im Verlag Westend erschienen.

In der Geschichte gibt es oft überraschende und entscheidende Momente. Die beiden Autor:innen sehen gerade jetzt, in der möglichen Beendigung der Pandemie, ein historisches Fenster, das sich öffnet. Das Buch ist ein Aufruf dazu, sich vorzustellen, welche Welt wir uns wünschen.

„Wir wollen unsere Zukunft zurück!“ fragt danach, was du siehst, wenn du die Augen schließt und 30 oder gar 50 Jahre in die Zukunft blickst. Wie sieht deine Utopie, dein positives Zukunftsbild aus? Oder sind uns in den Jahren der angeblichen Alternativlosigkeit die Utopien verlorengegangen? Wo sind die Visionen für ein besseres, gesünderes Leben? Schafft die Menschheit den Turnaround? Wird es neue politische Bewegungen geben?

Politik von unten

Die Autor:innen erklären, wie es zur heutigen Situation der Abhängigkeit von Konzernen und der Machtlosigkeit der Politik gekommen und wer dafür verantwortlich ist. Es geht ihnen um eine neue, partizipativere Politik und um eine Redemokratisierung der Gesellschaft - im Kern um die Möglichkeiten einer besseren Politik von unten.

Walter Ötsch forscht zur Bedeutung positiver Zukunftsbilder. Politik betrifft Zukunft, sie müsse immer auch von der Zukunft sprechen. Es gibt heute schon über 100 „gute Beispiele“, die im letzten Kapitel des Buches eindrucksvoll aufgelistet sind. Darunter der Wiener Gemeindebau für leistbares Wohnen, Geld für Angestellte in Holland, die mit dem Fahrrad die in die Arbeit fahren (19 Cent pro km) und der ungewöhnliche Brief, den 83 „Millionäre für Menschlichkeit“ an die Regierungen der Welt geschrieben haben, damit diese ihre Steuern erhöhen.

Politik hat eigentlich mit Macht zu tun, aber über Macht und Politik wurde schon viel diskutiert. Nina Horaczek und Walter Ötsch wollen mit ihrem Buch einen Schritt zurück gehen und nach der Utopie in der Politik fragen. Eine Idee zu haben, Vorstellungen zu haben, denn Macht alleine bedeute noch keine Veränderung. Die Autor:innen machen darauf aufmerksam, dass wer Einfluss und Macht besitzt vor allem eines wolle: den Status quo bewahren. Bürgerinnen und Bürger hätten aber dauernd neue Vorstellungen, große und kleine Entwürfe für die Zukunft.

Die Zukunft müssten alle Generationen gemeinsam gestalten. Das Buch gibt Denkanstöße und blickt zurück, wo es für einen neuen Entwurf der Zukunft hilfreich ist. Die entscheidende Kraft der Menschen liege in ihren Ideen.

FM4 Auf Laut: Brauchen wir mehr Fantasie in der Politik?

FM4 Auf Laut diskutiert gemeinsam mit Nina Horaczek: Brauchen wir mehr Fantasie in der Politik?

In der Pandemie war auf einmal alles anders, die Politik hat ihre eingefahrenen Pfade verlassen. Wird danach wieder alles sein wie davor, mit einer Politik im Normalzustand, die vor allem darauf bedacht ist, die Schuldenbremse zu ziehen und den materiellen Wohlstand zu mehren? Oder brauchen wir neue Mittel und Wege, um Klimakrise, Wohnungsnot und Ungleichheit zu bekämpfen? In Berlin sollen Wohnkonzerne enteignet werden, in Paris werden Straßen zurückgebaut, und selbst einige Multimilliardäre rufen in einem offenen Brief dazu auf, die Reichen höher zu besteuern. Brauchen wir mehr Fantasie in der Politik?

Am Dienstag, 5.10. ab 21 Uhr kannst du anrufen und mitdiskutieren und uns von deinen Wünschen für die Zukunft erzählen: Die Nummer ins Studio ist 800 226 996.

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