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A Juggler's Tale

Kaleidoscube

Die Marionette und ihr Märchenonkel

Der Puzzle-Plattformer „A Juggler’s Tale“ holt das Beste aus seiner originellen Gameplay-Idee heraus - das betuliche Herumonkeln seines Erzählers muss man aber aushalten.

Von Rainer Sigl

Eine Marionettenpuppe zum Laufen zu bringen, ist in der echten Welt ganz schön schwierig. Bis sich eine solche Figur an ihren dünnen Fäden halbwegs realistisch bewegt, vergehen schon ein paar Stunden Übungszeit. Im Videospiel „A Juggler’s Tale“ ist diese Zeit drastisch verkürzt, denn da ist das Steuern einer Marionettenpuppe an ihren Fäden genauso einfach wie mit Super Mario von links nach rechts zu laufen.

Mit einem Unterschied: Weil meine Figur, das kleine Mädchen Abby, eben wirklich von oben an langen Fäden ins Bild hängt, kann ich mit ihr zum Beispiel nicht unter andere Gegenstände klettern oder an vorstehenden Teilen des Bühnenbilds vorbeilaufen; dafür zieht sie der im Spiel unsichtbare Marionettenspieler aber auch hin und wieder an ihren Fäden aus der Gefahrenzone. Eine eigentlich simple Gameplay-Idee, aus der das deutsche Spiel etwa drei Stunden lang das Beste herausholt.

Plattform-Puzzler ohne Leerlauf

Abby ist auf der Flucht vor einem bösen Zirkusdirektor und noch böseren Räubern. Der Weg führt sie durch eine wirklich wunderschön gestaltete Welt, in der jede Menge ziemlich originelle Rätsel warten. Wer Puzzle-Plattformer wie „INSIDE“ oder „Little Nightmares“ mag, darf sich hier über eine sehr abwechslungsreiche Palette an Aufgaben freuen, die sich außerdem fast gar nicht wiederholen.

„A Juggler’s Tale“, entwickelt von Kaleidoscube, vertrieben von Mitvision, ist für Windows sowie alle aktuellen Konsolen erschienen.

Für die Grundprobleme seines Genres - als unfair empfundene, weil wenig angekündigte Insta-Fails und die Rücksetzung zu rückliegenden Speicherpunkten - hat auch „A Juggler’s Tale“ keine gute Lösung parat. Dank eines angenehmen Schwierigkeitsgrads der Rätsel und mäßig fordernden Actionsequenzen wird man sich aber hier eher nicht die Zähne ausbeißen.

A Juggler's Tale

Kaleidoscube

Im Onkelton

Was da schon eher das positive Gesamtbild trübt, ist vermutlich ein subjektives Empfinden: Erzählt wird die Geschichte vom Marionettenspieler aus der Rahmenhandlung; er kommentiert so gut wie jede Aktion und beschreibt das, was gerade geschieht, in mal mehr, mal weniger geglückten Versen.

Die gereimten Monologe aus dem Off erinnern zumindest in der deutschen Fassung mit Absicht an die ehrenvoll angestaubte Märchen-Hörspieltradition; auf die Dauer kommt der von Werner Wilkening eingesprochene Erzähler aber etwas zu onkelhaft und bemüht daher. Besonders wenn er unsere mal nicht so erfolgreichen Versuche beim Lösen eines Rätsels von oben herab kommentiert. Die englische Version ist diesbezüglich besser geraten.

Wer sich daran nicht stört, bekommt mit „A Juggler’s Tale“ ein liebevoll gestaltetes, äußerst kurzweiliges Rätselabenteuer.

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