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Screenshot aus dem Computerspiel "Beast Breaker"

Vodeo Games

In „Beast Breaker“ wird eine wehrhafte Maus zur Kampfkugel

Ist es eine Visual Novel, ein Rollenspiel, ein Taktik-Game oder doch eine Art Flipper? Das erfrischend andersartige Indiegame „Beast Breaker“ ist alles in einem.

Von Robert Glashüttner

Ein Schläger und ein anfangs noch quadratischer Ball – das waren die Grundzutaten für die allerersten Videospiele in den späten 1960ern und frühen 70er Jahren. Ursprünglich hat man dabei immer zu zweit gespielt, aber bald schon konnte man auch allein gegen den Computer antreten.

Games, in denen man als Kugel an Hindernissen abprallt oder durch die Welt rollt, sind bis heute populär: Sie reichen von digitalen Flippern über Affen in durchsichtigen Plastikbällen bis hin zu experimentellen Roll(en)spielen. Um so ein ungewöhnliches Game, in dem man als eine Art Kugel durch die Welt saust, soll es jetzt gehen. Denn „Beast Breaker“ ist eine Besonderheit, die Aufmerksamkeit verdient.

Skipper, eine junge mutige Maus wohnt mit ihrer Großmutter zusammen in einem alten Landhaus. Die Großmutter war früher selbst eine tapfere Kämpferin und hat die umliegenden Dörfer gegen merkwürdige Monster verteidigt. Diese Monster sind eigentlich majestätische Bestien, und man weiß nicht so recht, warum sie überhaupt attackieren. Aber es ist nun mal so, und das Enkerl kommt offenbar ganz nach der Oma: Nun treten wir den Angreifern entgegen. Doch am Anfang müssen wir noch viel darüber lernen, wie man die großen Bestien überhaupt legt.

„Beast Breaker“, entwickelt und vertrieben von Vodeo Games, ist für Windows und Mac (Epic Games Store) sowie Switch erschienen.

Malen-nach-Zahlen

„Beast Breaker“ ist ein Hybrid aus Visual Novel, Rollenspiel und rundenbasiertem Taktik-Game, das ein bisschen aussieht wie Malen-nach-Zahlen: Wenn wir in den Kampf ziehen, sehen wir das Geschehen nämlich von oben. Jede Bestie besteht aus unterschiedlichen Körperteilen, und jedes Körperteil wiederum aus mehreren Stücken, die man meist einige Male treffen muss: dieses hier zwei Mal, das andere fünf Mal, und so weiter – das bedeuten übrigens die Zahlen, die draufstehen. Unsere Maus wird nun zur Kugel: Wir suchen uns eine Richtung aus, in die wir lossausen wollen, und dann prallt Skipper zwischen den Körperteilen hin und her wie eine Flipperkugel zwischen den Schlagtürmen.

Screenshot aus dem Computerspiel "Beast Breaker"

Vodeo Games

Eine Bestie mit ihren Körperteilen. Das längliche rote Feld mit dem Stern neben der 12 ist der Kern des Wesens. Zerschießen wir ihn, gewinnen wir den Kampf. Bis es soweit ist, sind wir gefährdet, wenn wir in der Angriffsphase des Gegners im großen roten Bereich (hier kreisförmig rechts oben) zu stehen kommen.

Eine unorthodoxe Mischung

Weil wir den genauen Bewegungsverlauf eines Spielzuges nie komplett vorhersehen können, es ist wichtig, wie wir angreifen, um auf diese Weise wieder etwas an Kontrolle zurückzugewinnen. Wir können mit Schwert, Pfeil und Bogen oder Hammer attackieren und pro Zug immer auch zwischen verschiedenen Angriffsarten, Bonus-Effekten und helfenden Gegenständen wählen. Wenn wir zu lange brauchen, ein Monster zu legen, beginnt es zu toben, ergreift anschließend die Flucht und wir müssen wieder von vorne beginnen. Das passiert durchaus öfter, denn nach jedem Spielzug bewegt sich die Bestie nicht nur stets in eine neue Position und attackiert. Es wachsen darüber hinaus immer auch ein paar der zuvor entfernten Körperteile nach, was unseren Kampf manchmal zur Sisyphos-Arbeit macht.

„Beast Breaker“ ist ein ziemlich einzigartiges, auch visuell sehr charmantes Spiel. Die Mischung aus knuffigen Dialogen mit Tierfiguren, gewissenhaft-konzentrierter Planung und dann wieder dem wilden Herumgeschossenwerden als Mauskugel vereint simpel-entspanntes Gameplay und gemütliches Storytelling mit taktischen Überlegungen. Obwohl diese Kombination etwas widersprüchlich klingt, fließt alles erstaunlich gut ineinander.

Screenshot aus dem Computerspiel "Beast Breaker"

Vodeo Games

Die Figuren, die wir im Laufe des Spiels bzw. der Geschichte kennenlernen, können sich uns später auch im Kampf anschließen, wo sie helfende Features einbringen.

Dennoch kommt das Game etwas langsam in die Gänge und leidet vor allem in späteren Levels unter Längen, weil das Legen der Bestien manchmal eine ganze Weile dauert – sie sind eben oft recht stark gepanzert.

Dennoch ist „Beast Breaker“, das ästhetisch-erzählerisch übrigens auch an eine Indie-Version des epischen Robotertier-Abenteuers „Horizon Zero Dawn“ erinnert, mehr als nur einen kurzen Blick wert. „Beast Breaker“ sollte gesehen, gespielt und für seine Experimentierfreudigkeit gefeiert werden.

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