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Szenenbild "Annette"

Viennale

Viennale-Tipps

Viennale-Vorfreude

Von 21. – 31. Oktober 2021 findet die 59. Ausgabe von Österreichs größtem Filmfestival, der Viennale, statt. Das Progamm verspricht Vampire, Nonnen, Ex-Pornostars und The Sparks: Vorfreude auf eine mit der Popkultur immerhin liebäugelnde Viennale 2021!

Von Pia Reiser

Wahrscheinlich hätten nicht einmal wahnwitzig Risikobereite darauf gewettet, dass mal ein Film von Edgar Wright auf der Viennale zu sehen sein wird. Wright ist neben Quentin Tarantino der vielleicht wohl versierteste und herzblutigste Arrangeur von Liebe zur Popkultur auf der Leinwand. Nach Spielfilmen wie „Shaun of the Dead“, „Scott Pilgrim vs the World“ und „Baby Driver“ legt Wright mit „The Sparks Brothers“ jetzt eine Dokumentation vor, die ebenso vor Starbesetzung und visuellen Feuerwerken strotzt, wie sein restliches Werk. All pop music is rearranged Sparks, so Jack Antonoff in der Dokumentation „The Sparks Brothers“ die sich die herrlich exzentrische Band vornimmt.

Szenenbild "The Sparks Brothers"

Viennale

Und wer nach „The Sparks Brothers“ noch mehr Sparks Brothers möchte, der hat schon längst im Viennale-Katalog ein Kreuzerl bei „Annette“ gemacht, dem larger und weirder than life Musical von Leos Carax - hier stammt nicht nur die Musik, sondern gleich auch das Drehbuch von den Sparks Brothers. FM4 freut sich sehr, die Vorstellung von „Annette“ am 29.10. um 23 Uhr im Gartenbaukino zu präsentieren.

Wer sich jetzt fragt, ob es auch Filme ohne Sparks Brothers-Beteiligung auf der Viennale gibt, ja, auch das hat das Filmfestival im Programm, bei dem dieses Jahr der eher höhere Pop-Anteil auffällig ist. „Les Olympiades“ von Jacques Audiard ist die Verfilmung einer Kurzgeschichtensammlung und einer Graphic Novel des großartigen Adrien Tomine. Audiard ist wahrscheinlich nicht der erste Name, der einem einfallen würde, wenn es um die Verfilmung einer hipsterisch angehauchten Graphic Novel geht, umso größer ist die Vorfreude. Regisseur Gaspar Noe, dem man gerne das Wort „Skandal“ vor die Berufsbezeichnung spannt, legt mit „Vortex“ einen Film vor, mit dem man bei ihm auch nicht gerechnet hat: „Vortex“ erzählt die letzten Tage eines demenzkranken Paares, in der männlichen Hauptrolle zu sehen: „Giallo“-Meister Dario Argento. Ist es Noes „Amour“? Wir werden sehen.

Szenenbild "Les Olympiades"

Viennale

Wenn es jetzt aber bei Gaspar Noe ausnahmsweise keinen Skandal um Sexszenen gibt, wo dann? Paul Verhoeven („Basic Instinct“, „Showgirls“), einer, der auch weiß, wie man sich den Titel „Skandalregisseur“ erarbeitet, ist zur Stelle - paradoxerweise mit der Verfilmung eines Sachbuchs. Aus „Immodest Acts: The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy“ ist in Filmform „Benedetta“ geworden, eine Geschichte über Liebe und (Homo)Sexualität hinter Klostermauern im 17. Jahrhundert, könnte reine Sexploitation sein, ist es aber natürlich nicht, es ist auch Kirchenkritik im Mäntelchen eines Skandalfilms mit Ansage.

Sequels haben einen schlechten Ruf, aber Regisseurin Joanna Hogg ist hier, um den Gegenbeweis anzutreten. „The Souvenir II“ setzt die Geschichte um die junge Filmstudentin Julie (Honor Swinton Byrne) fort, die in „The Souvenir“ einem zunächst charismatischen, aber hauptsächlich manipulativen Mann auf den Leim gegangen ist. Großartigerweise zeigt die Viennale auch „The Souvenir“, der Film war zwar letztes Jahr kurz in den Kinos zu sehen, hat aber pandemiebedingt bei weitem nicht die Aufmerksam bekommen, die er verdient hätte.

  • FM4 präsentiert „Annette“ am 29.10. um 23 Uhr im Gartenbaukino
  • FM4 Homebase zur Viennale am 27.10. (19-22 Uhr)
  • Die Viennale auf FM4

Honor Swinton Byrnes Mutter Tilda ist nicht nur in beiden Teilen von „The Souvenir“ auf der Viennale zu sehen, sondern auch in Apichatpong Weerasethakuls langerwartetem „Memoria“ und in „The Storms of Jeremy Thomas“. Immerhin auch gleich zweimal kann man der großartigen Vicky Krieps bei der Arbeit zusehen: In Mia Hansen-Loves „Bergman Island“ spielt sie eine Filmemacherin und in Mathieu Amalrics „Hold me tight“ eine Mutter zweier Kinder, mehr will der Viennale-Katalog hier nicht rausrücken, ist ja aber auch eigentlich egal, weil Vicky! Krieps! Nächstes Jahr wird man Krieps im Kino als Sisi in einem Film von Marie Kreutzer sehen und auch die Viennale kommt an der momentanen Verdichtung von Filmen über Monarchinnen nicht vorbei. In „Spencer“ ist Kristen Stewart in die inzwischen ikonisch gewordenen Kostüme von Lady Diana Spencer geschlüpft, man möchte angesichts eines Lady Di Biopics ja skeptisch sein, andererseits hat Pablo Larraín(„Jackie“) Regie geführt.

Das ganze Programm findet ihr auf viennale.at, der Ticket-Vorverkauf startet am 16. Oktober 2021

Null Skepsis meinerseits gibt es angesichts des neuen Films von Julian Radlmaier, in dessen Fanclub ich seit „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ bin. Hochstilisiert, ironisch distanziert, wohlfeil formuliert - und spielerisch und hochtheoretisch zugleich im Umgang mit kommunistischen Utopien oder den Schriften von Karl Marx. Die „Blutsauger“-Selbstbeschreibung lautet „eine marxistische Vampirkomödie“, und mehr sollte man, bevor man den Film sieht, am besten gar nicht wissen - außer, dass Regisseur Daniel Hoesl darin auch eine Rolle spielt.

Szenenbild "Blutsauger"

Viennale

„Blutsauger“

Und dann ist da doch der nackte Mann, der einen rosa glacierten Donut in der Leibesmitte trägt, das findet sich am Plakat zu „Red Rocket“, dem neuen Film von „The Florida Project“-Regisseur Sean Baker. „Red Rocket“ dreht sich um einen Ex-Pornostar, der einen Neustart versucht. Wir sehen uns im Kino.

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