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Auf ihrem 3. Album taucht Lala Lala ins Unbekannte

Treibend, vielschichtig und facettenreich: Lillie West liefert als Lala Lala mit ihrem dritten Album „I Want The Door To Open“ eine Abkehr vom DIY-Indie-Rock. Im Interview erzählt sie vom neuen Sound & von der Zusammenarbeit mit Death-Cab-For-Cutie-Frontman Ben Gibbard.

Von Michaela Pichler

„Ich möchte die totalen Möglichkeiten haben und mich nicht von Regeln limitiert fühlen - weder musikalisch, mit Genres, noch im Leben, mit gewissen Erwartungen, wer ich sein soll und wie ich zu handeln habe“, erklärt Lillie West im FM4 Interview. Wenn es nach ihr geht, stehen die Türen und Tore weit offen – und so soll auch der Sound ihres Soloprojekts Lala Lala klingen. Jeder der zwölf Songs auf ihrem gerade erschienenen Album „I Want The Doors To Open“ klingt deshalb anders. Müsste die Songwriterin ihren neuen Sound doch betiteln, würde sie ihn „Haunted Spa“ nennen.

Cover - Lala Lala "I Want The Door To Open"

Lala Lala

Das dritte Album „I Want The Door To Open“ von Lala Lala ist gerade via Hardly Art erschienen.

Es fließt, es gurgelt, es kommt in Wellen

Die kalifornische Sonne strahlt Lillie West ins Gesicht, in L.A. ist es gerade erst Vormittag geworden. In Los Angeles ist die gebürtige Engländerin aufgewachsen, die letzten Jahre hat sie in Chicago verbracht, gerade steht ein Umzug ins ländlichere New Mexico an. Am Abend gibt es aber noch ein Konzert in Los Angeles, vor einigen Tagen hat sie ihr neues Album in Chicago bei einer Release-Party zum ersten Mal live performt. „Es hat so viel Spaß gemacht. Es war der größte Spaß, den ich in meinem Leben je hatte!“, lacht sie durch den Screen. „Es war das erste Konzert wieder seit zwei Jahren, deshalb war es auch extrem aufregend und emotional.“

Lala Lalas „Haunted Spa“ als heimgesuchte Wellness-Oase für die Ohren – der Thermen-Vergleich macht auch inhaltlich Sinn, denn Lala Lala zieht es immer schon ans Wasser. In ihren Songtexten stellt sich die britisch-amerikanische Künstlerin das Leben als Taucherin vor, sie beschreibt die Farbe des Poolwassers und schwimmt hinaus ins weite Unbekannte - wie in der ersten Single „DIVER“, die auch schon zum „Song zum Sonntag“ auf FM4 gekürt wurde.

Swimming out towards my new life
Dragged back by the undertow
The salt, the spit, the magic
To last, to be romantic

With a little help from my friends

Hat Lillie West bei ihren ersten beiden Alben noch das meiste im Alleingang selbst eingespielt, wollte sie auf ihrem dritten Album lieber einen gemeinschaftlichen Gedanken umsetzen: Gemeinsam mit ihrem Co-Produzenten Yoni Wolf (auch bekannt als Indie-Pop-Hip-Hop-Projekt WHY?) lud sie Musikfreund*innen wie die Sängerin und Dichterin Kara Jackson oder die beiden Saxophonisten Sen Morimoto und Adam Schatz ein, Worte und Sounds am Album beizusteuern. Das führt dann zu großen Passagen - wie im Song „Color of the Pool“ - in dem spätestens mit dem röchelnden Saxophon alles wunderschön zusammenbricht, nämlich genau nach der letzten Songzeile „The moment before a crash / The sound of breaking glass“.

Und auch ehemalige Tour-Kollegen hat Lala Lala für Songs gewinnen können: Wie Ben Gibbard zum Beispiel – für Lala Lala als alten Death Cab for Cutie-Fan ein besonderes Feature: „Mein Klingelton auf meinem allerersten Handy war der Song ‚Soul Meets Body‘ von Death Cab for Cutie - also ja, ich war immer schon ein Riesenfan! Ben ist eine extrem großzügige Person. Und er hat es richtig gekillt im Song ‚Plates‘! Mit seiner ikonischen Stimme, die war einfach perfekt für die Nummer.“ Kennengelernt haben sich die beiden vor drei Jahren. Damals hört Ben Gibbard Lala Lalas zweites Album „The Lamb“ und fragt die Indie-Newcomerin als Tour-Support an. Für den Feature-Song „Plates“ schreibt Lillie West eine E-Mail mit der Anfrage, ob er sich dazu was vorstellen könne. Mitten im ersten Lockdown, als die unterschiedlichsten Lala-Lala-Freund*innen alle zu Hause sitzen und von wo anders ihre Soundfiles schicken. Gibbard antwortet sofort.

Das Ben Gibbard Feature „Plates“ ist ein Beispiel für die ruhigen Seiten auf „I Want The Door To Open“ – inklusive einem alten Piano und Gibbards nasalem Gesang. Am Album stapelt Lala Lala aber auch ihre eigene Stimme zu gespenstischen Chören („Lava“), sie sampelt private Voice-Messages ihrer Oma („Utopia Planet“) und spielt sich mit Beats á la Billie Eilish („Color of the Pool“).

„I Want The Door To Open“ ist ein Album, das mit jedem Mal hören mehr Facetten offenlegt. Lilli West hat viele Gesichter, und als Lala Lala kann sie mit ihrer dritten Platte jedem davon eine Stimme geben.

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